Wehrsportgruppe Hoffmann
Offizieller Täter war Gundolf Köhler, ein Student, der über beste Beziehungen zum Rechtsextremismus und besonders zur Wehrsportgruppe Hoffmann verfügte. Diese neonazistische Terrorbande, die im ganzen damaligen Bundesgebiet aktiv war, wurde Anfang 1980 als verfassungsfeindliche Organisation aufgelöst. Bei Hausdurchsuchungen wurden insgesamt 18 LKW-Ladungen mit Waffen aller Art sichergestellt.
Obwohl immer wieder Fakten und Vermutungen auftauchten, wonach die Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG‑H) selbst das Mordattentat am Oktoberfest geplant und ausgeführt habe, kam es nie zu einem Prozess gegen die Verantwortlichen der WSG‑H. Karl-Heinz Hoffmann selbst setzte sich in den Libanon ab und gründete dort eine Wehrsportgruppe Ausland gemeinsam mit Al Fatah-Leuten.
Im Dezember 1980 ermordete ein weiteres Mitglied der WSG‑H, Uwe Behrendt, den Nürnberger jüdischen Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frieda Poeschke in ihrer Wohnung in Erlangen.
Am 2. 8.1982, nach einem Amoklauf durch die Frankfurter Innenstadt und auf der Flucht vor der Polizei, tötet sich der Neonazi und WSG‑H Mann Stefan Wagner durch einen Schuß in den Mund. Kurz vor dem Selbstmord hatte er noch mit der Waffe einen Mann bedroht, dem er gestand, an der Durchführung des Attentats beteiligt gewesen zu sein (nadir.org).
Auch diese Spur wurde so wie alle anderen vorher nicht weiter ernst genommen. Die Grünen im Deutschen Bundestag haben im Vorjahr eine umfangreiche Anfrage zur Wehrsportgruppe Hoffmann und den schlampigen Ermittlungen damals gestellt ( Anfrage ).
Obwohl die Antwort der Deutschen Bundesregierung einiges zu wünschen übrig lässt, ist sie dennoch aufschlussreich und lesenswert. Vieles kann nicht mehr rekonstruiert werden, vieles ruht in den Archiven, vieles wurde verschlampt.
Über den Ermittlungen zum Terrorattentat beim Oktoberfest liegt ein Nebel aus Vertuschung und Verschlampung.
Für die bayrische Politik war der Terroranschlag nämlich eine ziemlich unangenehme und äußerst peinliche Angelegenheit gewesen. Bayern stand damals im Wahlkampf und der Ministerpräsident Franz Josef Strauß und die CSU hatten vor dem Attentat die WSG‑H als eine Gruppe von Spinnern verharmlost. Selbst nach dem Attentat, als die Münchner Abendzeitung schon von den Nazis als den Wiesentätern titelte, war von Strauß zunächst die Rote Armee Fraktion (RAF) als Urheberin ins Spiel gebracht worden.
Mahnmal für die 13 Menschen die beim Attentat auf dem Oktoberfest 1980 starben. (Foto: imago — Bildquelle)
Warum wir das hier schreiben?
1. Weil die Verharmlosung des Rechtsextremismus und Neonazismus auch ein Kennzeichen heimischer Behörden und der FPÖ ist.
2. Weil der damalige Bandenchef Hoffmann, der 1984 zu lächerlichen 9 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt worden war, nach 5 Jahren „wegen günstiger Sozialprognose“ freigelassen wurde und seither in dem von seiner Frau Franziska aufgebauten Firmengeflecht tätig ist. Jetzt, in wenigen Tagen, am 11.9. will Hoffmann, der über all die Jahre seine rechtsextremen Kontakte pflegte und für seine Geschäfte nutzbar machte, aber keine erkennbare politische Aktivität entfaltete, öffentlich sprechen. Unter dem Titel „Der Chef spricht!“ wird im neonazistischen Thiazi-Forum für eine Veranstaltung mit Hoffmann als Redner in Westsachsen geworben. Zweck des Referats sei, die Legenden und Verfälschungen über die WSG‑H aufzuklären und auch „eine eindringliche Warnung vor unüberlegten Nachahmungsversuchen“. (bnr.de)
3. Weil es auch eine Österreich-Connection gibt! Hans Jörg Schimanek jun., selbst für seine Aktivitäten in einer österreichischen Wehrsportgruppe in Langenlois zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, war jedenfalls über lange Zeit ein Geschäftspartner von Hoffmann. In seiner Firma in Leipzig waren auch weitere Österreicher mit einschlägigem Hintergrund beschäftigt, wie ein gut dokumentiertes Dossier von Andrea Röpke und Berny Vogl berichtet. (raumzeit-online.de)
Hans Jörg Schimanek jun.
Hans Jörg Schimanek jun., der in Leipzig seine Geschäfte machte, ist auch nach wie vor politisch aktiv. Mit seinem Nazikumpanen Gottfried Küssel ist er bei Vorträgen in Sachsen unterwegs und besucht auch Veranstaltungen in Österreich wie das im Jahr 2009 von der Kärntner FPÖ organisierte Ulrichsberg-Treffen. Auch das Neonazi-Forum Thiazi.net dürfte ihm nicht unbekannt sein.