Reichenthal: Northern Lights — eine unpolitische Veranstaltung?

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Es ist fast wie bei den Nazi-Tor­ten: Wer zahlt, schafft an. Der Bäcker­meis­ter in Nie­der­ös­ter­reich hat das so gese­hen, der Bür­ger­meis­ter in Ober­ös­ter­reich auch. Karl Jaksch, Bür­ger­meis­ter von Rei­chen­thal im Mühl­vier­tel sagt zum Nor­t­hern Lights-Fes­ti­val: „Unse­re Nah­ver­sor­ger und Wirts­häu­ser haben bis­her immer davon pro­fi­tiert.“( Die Pres­se, 16.6.2011) Für Jaksch ein schla­gen­des Argument.

Aller­dings muss­te der Bür­ger­meis­ter drei der 20 gela­de­nen Bands aus­la­den: Kro­da, Sal­tus und Djur sind aus­ge­la­den wor­den, weil sie, so der Kurier OÖ vom 16.6.2011, von der Sicher­heits­di­rek­ti­on als rechts­extrem ein­ge­stuft wor­den sei­en. Bei zwei ande­ren Bands (Dies Ater, Bap­tism) sei die Fak­ten­la­ge weni­ger ein­deu­tig gewesen.

Bür­ger­meis­ter Jaksch (ÖVP) hat die „Umweg­ren­ta­bi­li­tät“ vor Augen. Des­halb hat er sich lan­ge geziert, über­haupt etwas gegen die Ver­an­stal­tung zu unter­neh­men. Die Kri­tik am Fes­ti­val, so Jaksch, sei von extrem links ste­hen­den Krei­sen initi­iert wor­den. Er ver­mu­tet auch, „dass die Rei­chen­tha­ler sehr wütend über die unge­recht­fer­tig­ten Reak­tio­nen zu dem Fes­ti­val sind“ (Die Pres­se, 16.6.2011). Sind die Auf­tritts­ver­bo­te, die der Bür­ger­meis­ter aus­han­deln muss­te, auch unge­recht­fer­tigt? Sind die Rei­chen­tha­ler wütend auf ihren Bür­ger­meis­ter, der „unge­recht­fer­tig­te Reak­tio­nen“ gesetzt hat? Ein Rei­chen­tha­ler Unter­neh­men sieht das anders. In einer Mit­tei­lung an den Lan­des­haupt­mann heißt es:

Am 24. und 25. Juni fin­det — wie sie ja wahr­schein­lich wis­sen — das Nor­t­hern Lights Fes­ti­val mit zwei­fel­haf­ten Bands, in Rei­chen­thal statt. Mei­ne Beleg­schaft hat mich gebe­ten Sie um die Absa­ge die­ses Fes­ti­vals zu bit­ten. Wir fürch­ten das es zu einem Kon­flikt zwi­schen Befür­wor­tern und Geg­nern des Fes­ti­vals kom­men könn­te. Außer­dem wür­de es dem Image unse­res gelieb­ten Hei­mat­or­tes maß­geb­lich schaden.
Wir ste­hen weder der SPÖ, den Grü­nen noch der KPÖ nahe. Mei­ne Beleg­schaft wählt wahr­schein­lich alle Par­tei­en. Wir wol­len nur das Bes­te für unse­re Region.

Bür­ger­meis­ter Jaksch glaubt, mit dem Auf­tritts­ver­bot für die drei Bands jetzt auch ein­deu­tig sicher­ge­stellt zu haben: „Das ist eine unpo­li­ti­sche Ver­an­stal­tung.” (Die Pres­se, 16.6.2011). Wir hof­fen es, vor allem für jene Fans von Black-Metal, die sich im Vor­feld ein­deu­tig und klar gegen Nazi-Bands aus­ge­spro­chen haben und sich des­we­gen von den Ver­an­stal­te­rIn­nen eini­ges anhö­ren mussten.

Die ukrai­ni­sche Band „Kro­da“ und die Ver­an­stal­te­rIn­nen sehen die Absa­gen völ­lig anders. Die Prü­fung durch die Behör­den habe kei­nes­wegs neo­na­zis­ti­sche Ver­bin­dun­gen bestä­tigt. „Kro­da“ berich­tet in einer Pres­se­er­klä­rung, dass die Band selbst auf einen Auf­tritt ver­zich­tet habe und die Behör­den die Band kei­nes­wegs als „faschis­tisch“, „extre­mis­tisch“ oder sonst­wie inkor­rekt ein­ge­stuft hät­ten. Die Pres­se­mit­tei­lung wird mit der Paro­le „Fuck off Anti­fa“ beendet.

Die Sozia­lis­ti­sche Jugend hat für den 25. Juni eine Pro­test­kund­ge­bung am Markt­platz der Gemein­de Rei­chen­thal ange­kün­digt. Bür­ger­meis­ter Jaksch sieht offen­sicht­lich dar­in das grö­ße­re Pro­blem: „Es ist die Fra­ge, ob die geneh­migt wird.“ (APA, 15.6.2011) Das Poli­tik­ver­ständ­nis von „Kro­da“, den Ver­an­stal­te­rIn­nen und Bür­ger­meis­ter Jaksch weist gewis­se Ähn­lich­kei­ten auf.

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