DOSSIER zu den rechten Bands beim „Northern Lights Festival“ in Reichenthal — Teil I
von: Mag. Markus Rachbauer
Schon in den letzten beiden Jahren fand das sogenannte „Northern Lights Festival“ — ein Black bzw. Pagan Metal-Konzert im Schloss Waldenfels in Reichenthal bei Freistadt statt, heuer soll es in der „Grasslmühle“ im selben Ort über die Bühne gehen. Diese Musikrichtungen sind Varianten des Heavy Metals, die in den 1980ern bzw. 1990ern entstanden sind. Innerhalb der Black/Pagan Metal-Szene gibt es einen rechten bis neonazistischen Flügel, der szeneintern auch als „National Socialist Black Metal“ (NSBM oder NS-Black Metal) bezeichnet wird. Das „Northern Lights Festival“ sorgte bereits im Jahr 2009 für Diskussionen, da die aufgrund ihrer Rechtslastigkeit umstrittene deutsche Band „Nargaroth“ für einen Auftritt angekündigt war.1 Der Auftritt konnte dennoch stattfinden, 2010 spielte die Band erneut bei dem Festival. Eine Aussage des Besitzers des Schlosses, in dem die Konzerte bisher stattfanden, mit der er Kritik an der Veranstaltung zurückgewiesen hatte, muss an dieser Stelle hinterfragt werden: Er hatte gemeint, die Veranstaltung (das „Northern Lights Festival“ im Jahr 2009) sei friedlich abgelaufen und: „Nazis sehen anders aus“.2 Die Zeiten, in denen man Neonazis ganz einfach an ihrem Aussehen erkennen konnte, sind jedoch längst vorbei: Heute treten Rechte und Neonazis häufig nicht mehr in der bekannten, klischeehaften Montur (Springerstiefel, Glatze, Bomberjacke) auf, sondern kleiden sich relativ unauffällig. Braune Recken erscheinen im Nadelstreif-Anzug oder im modernen Outfit mit Skaterhosen, Piercings und bunten T‑Shirts oder eben in schwarzer Kleidung und mit langen Haaren. Um ein Verleugnen des rechten Problems auch beim „Northern Lights Festival“ zu verhindern, werden im Folgenden Informationen zu einigen der angekündigten Musikgruppen geboten. Beim diesjährigen „Northern Lights Festival“ sollen neben „unpolitischen“ Gruppen einige rechte (darunter auch eine neonazistische) Musikgruppen auftreten:
„Saltus“: Diese ultra-nationalistische Band bewegte sich jahrelang im Dunstkreis der polnischen NS-Black Metal-Szene. Schon vor zehn Jahren (2001) veröffentlichten „Saltus“ unter dem Titel „Hail Pagan Europe“einen gemeinsamen Tonträger mit den Bands „Gontyna Kry“, „Selbstmord“, „Ohtar“ und „Kataxu“.3 Jede einzelne der genannten Bands ist dem neonazistischen Spektrum der Black Metal-Szene zuzurechnen.4
Ein weiterer Tonträger der Band „Ohtar“ — „verziert“ mit Hakenkreuz und SS-Runen.5 „Saltus“ machten mit dieser Band gemeinsame Sache.
Derartige gemeinsame Tonträger dienen in der Szene u.a. dazu, die Verbundenheit zueinander zum Ausdruck zu bringen. 2002 folgte eine weitere CD von „Saltus“ mit der NS-Black Metal-Band „Legacy of blood“, diese beteiligte sich an der Veröffentlichung mit dem Lied „Flame of Aryan Hate“ (übersetzt: „Flamme des Arischen Hasses“).6 Mehrere ehemalige Mitglieder der Band, etwa der Mitbegründer „Wojnar“ (der die Band nach wie vor unterstützt), waren auch in diversen neonazistischen Bandprojekten wie etwa „Sunwheel“ und „Swastyka“ aktiv.7 Im Frühjahr 2010 waren „Saltus“ gemeinsam mit der ebenfalls rechtslastigen Band „North“ für ein Konzert8 in der „Erlebnisscheune“ im thüringischen Kirchheim angekündigt, Veranstalter war Hendrik Möbus (ehemaliger Schlagzeuger der Neonazi-Band „Absurd“ und brauner Versandhändler). Das Konzert wurde jedoch abgesagt.9 Bei der „Erlebnisscheune“ handelt es sich um einen Treffpunkt der lokalen Neonazi-Szene.10
Screenshot von der „Myspace“-Seite von „Saltus“: „Saltus“-Bassist und Band-Mitbegründer „Bithorn“ mit einem T‑Shirt seiner Band.11 Der Band-Schriftzug ist mit einem achtarmigen Hakenkreuz hinterlegt. „Bithorn“ freilich streitet jegliche Sympathien für den Nationalsozialismus ab.12
Der Rücken-Aufdruck des „Saltus“-T-Shirts erinnert an ein weiteres beliebtes Symbol der braunen Szene: Die weiße Faust:
Zum Vergleich: „White Power“-Symbol – ein international von Neonazis und Rassisten verwendetes Symbol:13
„Dies Ater“: Auch diese Band muss sich den Vorwurf gefallen lassen, mit der rechten Szene zu liebäugeln: In einem Interview, das sie der neonazistischen Zeitschrift „Blutvergießen“ gaben, drohten Mitglieder der Band, dass „Abschaum“ wie „Techno-Affen und kriminelles Pack zur Not geräumt wird, wenn sie meinen, frech zu werden.“ Das Interview beendete die Band mit dem Gruß: „Heil an unsere Freunde aus dem Reich.“ In einem CD-Beiheft grüßte die Band das Neonazi-Label „Darker Than Black Records“ und auch die NS-Black-Metal-Band „Totenburg“. Darüber hinaus wird in einem Black-Metal-Magazin berichtet, wie „Dies Ater“ eine Coverversion des Songs “Jew Clan” der rechten Band „Vilkates“ mit antisemitischen Äußerungen ankündigten.14 Zwei Mitglieder von „Dies Ater“ spielen zusammen mit Sven Zimper, Mitglied der bekannten deutschen Neonazi-Band „Absurd“, in der Band „Cryogenic“.15
„Djur“: Mitglieder dieser Band spielen auch in den neonazistischen Bands „Oskal“ und „Velimor“.16 „Oskal“ veröffentlichten zB einen Tonträger, auf dem sich ein Lied mit dem Titel „Marsch des totalen Krieges“ befindet.17 „Velimor“ beteiligten sich mit dem Lied „Rudolf Hess“ an einem Tonträger, der zu Ehren von Mariusz Szczerski, dem verstorbenen Sänger der Neonazi-Band „Honor“, im Jahr 2009 veröffentlicht wurde.18 Der Sänger und Gitarrist von „Djur“ unterstützt auch die neonazistische Gruppe „Temnozor“ bei Live-Auftritten.19 Letztere meinte 2004 über ihre Musik: „Temnozor’ (…) was born back in 1996 (…) to revoke the Flame of the Aryan Heathen Spirit in the Hearts of the Young (…)“.20
➡️ Reichenthal (OÖ): Schlachtrufe arischer Krieger? Teil II
Fußnoten
- Vgl. Oberösterreichische Nachrichten, 28. Mai 2009, http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/muehlviertel/art69,181221 ; Bezirksrundschau, 2. Juli 2009
- Vgl. Bezirksrundschau, 2. Juli 2009.
- Vgl. http://www.metal-archives.com/albums/Saltus/Hail_Pagan_Europe/231102
- So will die Band „Gontyna Kry“ ihren ZuhörerInnen mit ihrer Musik vermitteln, „alles, das arisch ist“, zu unterstützen, diese „Werte“ seien das wichtigste für die Band; vgl. Interview mit „Gontyna Kry“, http://www.mourningtheancient.com/gontyna.htm; Die Band „Selbstmord“ veröffentlichte etwa 2010 einen Tonträger mit dem Titel „Aryan Voice of Hatred“ (übersetzt: „Arische Stimme des Hasses“), vgl. http://www.metal-archives.com/bands/Selbstmord/7340; Die Gruppe „Ohtar“ veröffentlichte etwa im Jahr 2000 einen Tonträger, dessen CD-Cover mit einem Hakenkreuz versehen ist, vgl. http://www.metal-archives.com/albums/Ohtar/Wolfschanze/15881;
- Vgl. http://www.nsbm.org/bands/ohtar/
- Vgl. http://www.metal-archives.com/albums/Saltus/Symbols_of_Forefathers_-_In_Blacksmith_of_Hate/34811
- Vgl. http://www.metal-archives.com/bands/Saltus/2235.
- Vgl. http://agst.afaction.us/index.php?menu=news&aid=372.
- Vgl. http://fightfascism.wordpress.com/2010/03/14/misserfolgs-serie-fur-hendrik-mobus/.
- So findet dieser auch auf der Homepage des thüringischen Verfassungsschutzes mehrmals Erwähnung, vgl. http://www.thueringen.de
/de/verfassungsschutz/praevention_oeffentlichkeitsarbeit/monatschronik/. - Quelle für die Abbildung: http://www.myspace.com/officialsaltus.
- Vgl. http://pestwebzine.ucoz.com/news/new_interview_saltus/2011–01-31–412.
- Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/White_Power.
- Vgl. http://www.turnitdown.de/526.html.
- Vgl. http://www.metal-archives.com/bands/Cryogenic/11045.
- Vgl. http://www.metal-archives.com/bands/Djur/3540308453.
- Vgl. http://www.metal-archives.com/albums/Oskal/Stahlkrieg/110328.
- Vgl. http://forum.thiazi.net/showthread.php?p=1619086, http://forum.thiazi.net/showthread.php?t=159129.
- Vgl. http://www.metal-archives.com/bands/Djur/3540308453.
- Interview mit dem „Resistance Magazine“, 2004.