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Alpen-Nazis: Friedhofsschänder, Freiheitlicher und Neonazi – Teil II

Es war kein Zufall, dass Wolf­gang T. den Fahn­dern der Son­der­kom­mis­si­on Brief­bom­ben in die Fän­ge geriet. Bei­de, A. und T. waren schon vor­her ein­schlä­gig auf­fäl­lig gewe­sen. NEWS berich­te­te 1997 (Nr 4 und 6) über die ers­ten Neo­na­­zi-Kon­­­tak­­te von A. und T. A. hat­te schon 1990 Nor­bert Bur­ger, den Chef der NDP ken­nen­ge­lernt und sich mit ihm […]

20. Apr 2011

NEWS berich­te­te 1997 (Nr 4 und 6) über die ers­ten Neo­na­zi-Kon­tak­te von A. und T.

A. hat­te schon 1990 Nor­bert Bur­ger, den Chef der NDP ken­nen­ge­lernt und sich mit ihm – unter ande­rem auch in den Räu­men der „Olym­pia“ – mehr­mals getrof­fen. Kon­tak­te zu Her­bert Schwei­ger, dem Alt­na­zi, Gerd Hon­sik und Franz Radl folgten.

1993 absol­vie­ren die bei­den eine fünf­mo­na­ti­ge para­mi­li­tä­ri­sche Aus­bil­dung in Süd­afri­ka bei der ras­sis­ti­schen AWB (Afri­ka­ner Weer­stands­be­weging), die damals in Dut­zen­den Bom­ben­an­schlä­gen mit etli­chen Toten das Land terrorisierte.

Auch T. lern­te Radl ken­nen. Den Kon­takt ver­mit­tel­te ihm laut NEWS damals ein FPÖ-Funk­tio­när aus dem Bur­gen­land. T. war damals in Wien bei der Poli­zei beschäf­tigt und besorg­te Radl eine bri­san­te EKIS-Aus­kunft. Die EKIS-Abfra­ge wur­de im Zuge einer Haus­durch­su­chung bei Radl gefun­den. 1995, nach einer Haus­durch­su­chung bei A., flüch­te­ten die bei­den nach Schwe­den und tauch­ten in der mili­tan­ten schwe­di­schen Neo­na­zi-Sze­ne unter. A., der auch schon Radls PC repa­riert hat­te, wur­de bei den schwe­di­schen Neo­na­zis als Com­pu­ter­spe­zia­list geführt. In die­ser Zeit betreu­te er auch die öster­rei­chi­sche Mail­box des kon­spi­ra­tiv orga­ni­sier­ten Thu­le-Netz­werks und wies dort unter dem Titel „Bom­ben­bau und Anlei­tun­gen“ und sei­nem Nick­na­me Arisk auf eine Inter­net­adres­se hin, unter der Bom­ben­bau-Anlei­tun­gen ver­öf­fent­licht wer­den. Dem Auf­ent­halt in Schwe­den folgt noch einer in der däni­schen Nazi-Sze­ne, dann kehr­ten bei­de wie­der nach Öster­reich zurück. Die skan­di­na­vi­sche Neo­na­zi-Sze­ne war in den 1990er-Jah­ren extrem gewalt­tä­tig. Etli­che Mor­de, Spreng­stoff- und Brief­bom­ben­at­ten­ta­te gin­gen auf ihr Konto.

Als T. im Juli 1996 wegen des Ver­dach­tes des Miss­brauchs der Amts­ge­walt und der NS ‑Wie­der­be­tä­ti­gung ver­haf­tet wur­de, ent­zog sich A. sei­ner Ver­haf­tung und ging neu­er­lich auf Rei­sen. Er lan­de­te schließ­lich wie­der in Süd­afri­ka. 2002 wur­de A. im Inter­net „gefun­den“: Er betrieb eine Web­site unter sei­nem Namen.

T. wur­de im Dezem­ber 1996 von einem Geschwo­re­nen­ge­richt in Wie­ner Neu­stadt zu vier Jah­ren Haft wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung und Miss­brauch der Amts­ge­walt ver­ur­teilt. Ein Urteil, das vor allem im Ver­gleich zu den drei Jah­ren, die A. dann 2004 bei sei­nem Pro­zess kas­sier­te, pro­ble­ma­tisch war. Denn T. war nicht nur gestän­dig, son­dern belas­te­te glaub­haft A. als den eigent­li­chen Initia­tor und als über­zeug­ten Nationalsozialisten.

Im Jahr 2003 han­del­te der Anwalt von A. mit Jus­tiz­mi­nis­ter Böhm­dor­fer (FPÖ) einen eigen­ar­ti­gen Deal aus. Gegen die Zusi­che­rung von frei­em Geleit und einer gerin­gen Kau­ti­on wur­de der inter­na­tio­na­le Haft­be­fehl gegen A. auf­ge­ho­ben, und A. konn­te nach Öster­reich zurück­keh­ren, wo er im Juni 2004 eben­falls in Wie­ner Neu­stadt vor einem Geschwo­re­nen­ge­richt lan­de­te. Sei­ne Aus­sa­ge vor Gericht war aus­wei­chend: „Es war eine Dumm­heit, die ich wie­der in Ord­nung brin­gen will. Das ist Teil mei­nes Lebens.” Kei­ne Ent­schul­di­gung bei den Ange­hö­ri­gen der Toten bzw. der jüdi­schen Gemein­schaft. Vor Gericht bezeich­ne­te er sich als „Natio­na­list“, der mit der Neo­na­zi-Sze­ne schon längst kei­nen Kon­takt mehr habe. Obwohl ihn das Gericht als Haupt­tä­ter sah, wur­de A. so wie T. zu vier Jah­ren Haft ver­ur­teilt, die nach einer Beru­fung sogar auf drei Jah­re redu­ziert wur­den. A. dürf­te somit spä­tes­tens seit 2007 wie­der auf frei­em Fuß gewe­sen sein.

➡️ Alpen-Nazis: Fried­hofs­schän­der, Frei­heit­li­cher und Neo­na­zi – Teil I