Alpen-Donau: Friedhofsschänder, Freiheitlicher und Neonazi – Teil I

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Die Geschich­te des zwei­ten Ver­haf­te­ten in der Cau­sa Alpen-Donau ist hef­tig. Wil­helm C.A., der Schütz­ling und Schü­ler des frü­he­ren FPÖ-Abge­ord­ne­ten und Staats­se­kre­tärs Karl Schweit­zer war im Ring Frei­heit­li­cher Jugend (RFJ) aktiv, Kan­di­dat der FPÖ für den Gemein­de­rat von Stadt­sch­lai­ning und hat­te gemein­sam mit Wolf­gang T. 1992 den jüdi­schen Fried­hof von Eisen­stadt geschän­det. Jetzt wird er ver­däch­tigt, einer der drei Admi­nis­tra­to­ren des Alpen-Donau-Forums bzw. der IT-Spe­zia­list von Alpen-Donau gewe­sen zu sein.

Zuge­ge­ben: Wil­helm C. A. ist uns nicht in den Sinn gekom­men – weil er lan­ge von der Bild­flä­che ver­schwun­den war. In der Nacht vom 30. auf 31. Okto­ber 1992 wur­de der jüdi­sche Fried­hof von Eisen­stadt geschän­det. 88 (!) Grä­ber wur­den mit Paro­len wie „Sieg Heil“, „Heil Hai­der“, Aus­län­der raus“, „Sau­ju­de“, „Gas“ und Haken­kreu­zen besprüht.

Die wider­li­che Akti­on ging auf das Kon­to von Wil­helm C. A. und Wolf­gang T., doch das wur­de erst 1996 im Zug der Brief­bom­ben-Ermitt­lun­gen ent­deckt. Die Täter hat­ten eine über Com­pu­ter geschrie­be­ne Bot­schaft hin­ter­las­sen, in der sich eine Orga­ni­sa­ti­on „Ras­sis­tisch­so­zia­lis­ti­sche Ari­sche Wie­der­stands­be­we­gung“ (Feh­ler im Ori­gi­nal) ver­ant­wort­lich erklärte.

Zwi­schen 1992 und 1996 erzähl­te die FPÖ eine ande­re Geschich­te – kommt das Mus­ter bekannt vor? Die APA hat am 14.8.1996 wich­ti­ge Mel­dun­gen dazu zusammengestellt.

  • 31.10.1992: Meisch­ber­ger ver­mu­tet „bewuß­te Akti­on links­extre­mer Provokateure”
  • 1.11.1992: FP-Bur­gen­land setzt 10.000 Schil­ling Ergrei­fer­prä­mie aus
  • 14.1.1993: Rau­ter: Kin­der hoher Funk­tio­nä­re der Regie­rungs­par­tei­en verdächtigt
  • 17.12.1993: Rau­ter: Wer Haken­kreu­ze schmiert, ist kein FPÖ-Sympathisant
  • 9.1.1994: Hai­der wirft Innen­mi­nis­ter Infor­ma­ti­ons­ver­bot über der lin­ken Sze­ne zuzu­rech­nen­den U‑Häftling vor
  • 23.1.1994: Meisch­ber­ger: Spu­ren füh­ren ein­deu­tig in den Umkreis der SPÖ
  • 25.1.1994: Hai­der zu Löschnak: Täter aus lin­ker Sze­ne für Schän­dung verantwortlich
  • 1.2.1994: Hai­der wirft Innen­mi­nis­ter vor, bei Ermitt­lun­gen wie­der­holt gelo­gen zu haben — Mit­ar­bei­ter Löschnaks wür­den U‑Häftling als Links-Cha­ot einschätzen
  • 26.8.1994: KPÖ kün­digt Kla­ge gegen Hai­der an: wegen Ver­däch­ti­gung, Kom­mu­nis­ten ste­hen hin­ter Neonazi-Schmiererei
  • 11.9.1994: Hai­der: Beschul­dig­ter woll­te FPÖ diskreditieren
  • 12.8.1996: Rau­ter distan­ziert sich von Tat­ver­däch­ti­gen, die Kon­takt zum RFJ hatten
  • 13.8.1996: Schweit­zer: Wenn mut­maß­li­che Täter Fried­hof schän­de­ten, ist das klar eine rechts­extre­me Tat

Noch im Juni 1996 hat­te sich der dama­li­ge FPÖ-Bun­des­ge­schäfts­füh­rer Schweit­zer nach Anga­ben von „NEWS“ mit W.C. A. auf einer Bezirks­kon­fe­renz der FPÖ getrof­fen und ihn einem Repor­ter des ORF Bur­gen­land so vor­ge­stellt: „Das ist der arme Herr A. aus Stadt­sch­lai­ning, dem die Poli­zei sei­nen Com­pu­ter weg­ge­nom­men hat. Könnt’s net was tun für den armen Buam? Da seht ihr, mit wel­chen Metho­den in Öster­reich gear­bei­tet wird und wie kri­ti­sche Men­schen mund­tot gemacht wer­den sol­len.“ (Wie­ner Zei­tung, 12.9.96)

Ende Juli 1996 wur­de im Zuge der Fahn­dung nach den Brief­bom­ben­at­ten­tä­tern Wolf­gang T. als mut­maß­li­cher Fried­hofs­schän­der fest­ge­nom­men. Ein Zufall?

➡️ Alpen-Nazis: Fried­hofs­schän­der, Frei­heit­li­cher und Neo­na­zi – Teil II