Das finden auch die Alpen-Nazis von Alpen-Donau, die in höchstem Maße erregt sind und um eine Erklärung ringen: „Eine Systempartei wie die FPÖ kommt da um einen Kotau natürlich nicht herum. Aber ganz so billig muß man es auch nicht geben.” Auch innerhalb der FPÖ wird gemurrt über Straches Reise. Auf Facebook teilt ein FPÖ-Funktionär dem anderen mit: „Also wenn einem da nicht das kotzen kommt!”
Dabei wissen die alten Kameraden in der FPÖ und bei Alpen-Donau natürlich, dass es Haider genauso gehalten hat wie sein Klon Strache. 1996 wurde Peter Sichrovsky auf Vorschlag Haiders für die FPÖ in das Europäische Parlament als Abgeordneter nominiert, später sogar zum Generalsekretär der FPÖ befördert. Sichrovsky sollte als Jude einerseits gute Stimmung für die Haider-FPÖ machen, andererseits die FPÖ-kritischen jüdischen Gemeinden in Österreich und der BRD aufmischen und abblocken. In der BRD gründete Sichrovsky 1999 den „Bund Gesetzestreuer Jüdischer Gemeinden”, der dem „Zentralrat der Juden in Deutschland” die Legitimation absprechen wollte. In Österreich wurde der selbsternannte Oberrabbiner Moishe Ariel Friedman als Bündnispartner und Kronzeuge gegen die Israelitische Kultusgemeinde aktiviert. Friedman, der praktischerweise auch Strache und dessen runderneuerter FPÖ zur Verfügung steht (z.B. in parlamentarischen Anfragen der FPÖ), war auch Teilnehmer der antisemitischen Holocaust-Konferenz in Teheran 2006, bei der er nach eigener Darstellung etliche Male den iranischen Staatspräsidenten Ahmadinejad küssen durfte.
Im Vorfeld der Regierungsbeteiligung der FPÖ im Jahr 2000 bemühte sich Haider mit Sichrovskys Hilfe sehr um ein positives, nicht rechtsextremes Image der FPÖ, arrangierte nach dem Wahlerfolg 1999 ein Treffen mit konservativen jüdischen Gemeindevertretern in New York und erklärte im israelischen Fernsehen „Ich bin ein Demokrat”. Das hinderte ihn aber nicht daran, den Vornamen des Präsidenten der Kultusgemeinde, Ariel (Muzikant), für einen primitiven antisemitischen Kalauer im Jahr 2001 zu nutzen. 2002 beschuldigte ihn sein Ziehsohn Sichrovsky einer „krassen Form des Antisemitismus”, was das Ende der Sichrovsky-Ära in der FPÖ bedeutete. Wie die Stimmung in freiheitlichen Kreisen tatsächlich ist, zeigen die zahlreichen Verschwörungstheorien nach Haiders Alko-Tod, in denen vorrangig der israelische Geheimdienst Mossad, Peter Sichrovsky bzw. irgendwelche Logen als Mörder ausgemacht werden.
Strache bewegt sich in Haiders Kielwasser. Das zeigt auch seine Berufung auf den „Patrioten und Burschenschafter Theodor Herzl”, mit dem er viele Gemeinsamkeiten sehen will. Dass Herzl die Burschenschaft Albia in Wien 1883 wegen ihres Antisemitismus und des Arierparagraphen (den die Deutschen Burschenschaften in Österreich auch nach 1945 noch verteidigt haben) verlassen hatte, spielt da keine Rolle
Den Aufputz für seine Israel-Reise wollte sich Strache durch die Teilnahme von Philip Dewinter (Vlaams Belang/NL), Rene Stadtkewitz (Die Freiheit/BRD) und Kent Ekeroth (Schweden Demokraten) bzw. Patrik Brinkmann (schwedischer Millionär und Rechtsextremist, Besucher des Burschenschafter-Balls in der Wiener Hofburg) sichern.
Brinkmann, in der rechtsextremen Szene Deutschlands bekannt und umstritten, steht symptomatisch auch für das Spektrum und die Bandbreite der FPÖ: zuerst Förderer der NPD, dann der DVU des Gerhard Frey, sodann der „Pro”-Bewegungen in Deutschland, die auch immer wieder von FPÖ-Funktionären unterstützt wurden (Vilimsky, Neubauer usw.), hat er zuletzt auch der dahinsiechenden „Pro”-Bewegung abgeschworen und fordert einen antiislamischen Kurs ohne Antisemitismus ein.
Das ist das Dilemma des Heinz-Christian Strache: Selbst wenn er dem Antisemitismus dreimal abschwören würde, wird das bei der derzeitigen Verfassung der FPÖ und ihrer Funktionäre nicht gelingen. Mit dem Anti-Islamismus als neuer ideologischen Klammer des Rechtsextremismus lassen sich zwar da und dort Erfolge einfahren, doch spätestens bei der Bewertung des iranischen Mullah-Regimes bzw. von Präsident Ahmadinejad ist dann wieder Sendepause. Und so hat Strache zwar vielleicht neue Freunde bei rechtsextremen Siedlern und den Ultra-Orthodoxen in Israel gefunden, aber noch keine Linie. Und aus der Geschichte der Haider-FPÖ wissen wir, dass morgen schon wieder alles anders sein kann …