Lesezeit: 3 Minuten

Strache, die FPÖ und Israel: Kotau und KotzenLesezeit: 3 Minuten

Drei Tage bereis­te Heinz-Chris­­ti­an Stra­che mit Entou­ra­ge Isra­el, besuch­te israe­li­sche Sied­ler („Unser Herz ist mit euch”), die Knes­set und in der Haupt­sa­che einen „Anti-Terror”-Kongress, der sich gegen den isla­mi­schen Fun­da­men­ta­lis­mus rich­te­te. Die Rei­se, so der „Krone“-Journalist und Mit­rei­sen­de Claus Pan­di, trug „bizar­re Züge”. Das fin­den auch die Alpen-Nazis von Alpen-Donau, die in höchs­tem Maße erregt […]

9. Dez 2010

Das fin­den auch die Alpen-Nazis von Alpen-Donau, die in höchs­tem Maße erregt sind und um eine Erklä­rung rin­gen: „Eine Sys­tem­par­tei wie die FPÖ kommt da um einen Kotau natür­lich nicht her­um. Aber ganz so bil­lig muß man es auch nicht geben.” Auch inner­halb der FPÖ wird gemurrt über Stra­ches Rei­se. Auf Face­book teilt ein FPÖ-Funk­tio­när dem ande­ren mit: „Also wenn einem da nicht das kot­zen kommt!”

Dabei wis­sen die alten Kame­ra­den in der FPÖ und bei Alpen-Donau natür­lich, dass es Hai­der genau­so gehal­ten hat wie sein Klon Stra­che. 1996 wur­de Peter Sichrovs­ky auf Vor­schlag Hai­ders für die FPÖ in das Euro­päi­sche Par­la­ment als Abge­ord­ne­ter nomi­niert, spä­ter sogar zum Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ beför­dert. Sichrovs­ky soll­te als Jude einer­seits gute Stim­mung für die Hai­der-FPÖ machen, ande­rer­seits die FPÖ-kri­ti­schen jüdi­schen Gemein­den in Öster­reich und der BRD auf­mi­schen und abblo­cken. In der BRD grün­de­te Sichrovs­ky 1999 den „Bund Geset­zes­treu­er Jüdi­scher Gemein­den”, der dem „Zen­tral­rat der Juden in Deutsch­land” die Legi­ti­ma­ti­on abspre­chen woll­te. In Öster­reich wur­de der selbst­er­nann­te Ober­rab­bi­ner Mois­he Ari­el Fried­man als Bünd­nis­part­ner und Kron­zeu­ge gegen die Israe­li­ti­sche Kul­tus­ge­mein­de akti­viert. Fried­man, der prak­ti­scher­wei­se auch Stra­che und des­sen rund­erneu­er­ter FPÖ zur Ver­fü­gung steht (z.B. in par­la­men­ta­ri­schen Anfra­gen der FPÖ), war auch Teil­neh­mer der anti­se­mi­ti­schen Holo­caust-Kon­fe­renz in Tehe­ran 2006, bei der er nach eige­ner Dar­stel­lung etli­che Male den ira­ni­schen Staats­prä­si­den­ten Ahma­di­ne­jad küs­sen durfte.

Im Vor­feld der Regie­rungs­be­tei­li­gung der FPÖ im Jahr 2000 bemüh­te sich Hai­der mit Sichrovs­kys Hil­fe sehr um ein posi­ti­ves, nicht rechts­extre­mes Image der FPÖ, arran­gier­te nach dem Wahl­er­folg 1999 ein Tref­fen mit kon­ser­va­ti­ven jüdi­schen Gemein­de­ver­tre­tern in New York und erklär­te im israe­li­schen Fern­se­hen „Ich bin ein Demo­krat”. Das hin­der­te ihn aber nicht dar­an, den Vor­na­men des Prä­si­den­ten der Kul­tus­ge­mein­de, Ari­el (Muz­ikant), für einen pri­mi­ti­ven anti­se­mi­ti­schen Kalau­er im Jahr 2001 zu nut­zen. 2002 beschul­dig­te ihn sein Zieh­sohn Sichrovs­ky einer „kras­sen Form des Anti­se­mi­tis­mus”, was das Ende der Sichrovs­ky-Ära in der FPÖ bedeu­te­te. Wie die Stim­mung in frei­heit­li­chen Krei­sen tat­säch­lich ist, zei­gen die zahl­rei­chen Ver­schwö­rungs­theo­rien nach Hai­ders Alko-Tod, in denen vor­ran­gig der israe­li­sche Geheim­dienst Mos­sad, Peter Sichrovs­ky bzw. irgend­wel­che Logen als Mör­der aus­ge­macht werden.

Stra­che bewegt sich in Hai­ders Kiel­was­ser. Das zeigt auch sei­ne Beru­fung auf den „Patrio­ten und Bur­schen­schaf­ter Theo­dor Herzl”, mit dem er vie­le Gemein­sam­kei­ten sehen will. Dass Herzl die Bur­schen­schaft Albia in Wien 1883 wegen ihres Anti­se­mi­tis­mus und des Arier­pa­ra­gra­phen (den die Deut­schen Bur­schen­schaf­ten in Öster­reich auch nach 1945 noch ver­tei­digt haben) ver­las­sen hat­te, spielt da kei­ne Rolle

Den Auf­putz für sei­ne Isra­el-Rei­se woll­te sich Stra­che durch die Teil­nah­me von Phil­ip Dewin­ter (Vlaams Belang/NL), Rene Stadt­ke­witz (Die Freiheit/BRD) und Kent Ekeroth (Schwe­den Demo­kra­ten) bzw. Patrik Brink­mann (schwe­di­scher Mil­lio­när und Rechts­extre­mist, Besu­cher des Bur­schen­schaf­ter-Balls in der Wie­ner Hof­burg) sichern.

Brink­mann, in der rechts­extre­men Sze­ne Deutsch­lands bekannt und umstrit­ten, steht sym­pto­ma­tisch auch für das Spek­trum und die Band­brei­te der FPÖ: zuerst För­de­rer der NPD, dann der DVU des Ger­hard Frey, sodann der „Pro”-Bewegungen in Deutsch­land, die auch immer wie­der von FPÖ-Funk­tio­nä­ren unter­stützt wur­den (Vilims­ky, Neu­bau­er usw.), hat er zuletzt auch der dahin­sie­chen­den „Pro”-Bewegung abge­schwo­ren und for­dert einen anti­is­la­mi­schen Kurs ohne Anti­se­mi­tis­mus ein.

Das ist das Dilem­ma des Heinz-Chris­ti­an Stra­che: Selbst wenn er dem Anti­se­mi­tis­mus drei­mal abschwö­ren wür­de, wird das bei der der­zei­ti­gen Ver­fas­sung der FPÖ und ihrer Funk­tio­nä­re nicht gelin­gen. Mit dem Anti-Isla­mis­mus als neu­er ideo­lo­gi­schen Klam­mer des Rechts­extre­mis­mus las­sen sich zwar da und dort Erfol­ge ein­fah­ren, doch spä­tes­tens bei der Bewer­tung des ira­ni­schen Mul­lah-Regimes bzw. von Prä­si­dent Ahma­di­ne­jad ist dann wie­der Sen­de­pau­se. Und so hat Stra­che zwar viel­leicht neue Freun­de bei rechts­extre­men Sied­lern und den Ultra-Ortho­do­xen in Isra­el gefun­den, aber noch kei­ne Linie. Und aus der Geschich­te der Hai­der-FPÖ wis­sen wir, dass mor­gen schon wie­der alles anders sein kann …

Verwandte Beiträge