Nach der Niederlage der Nazis stand Springenschmid auf der Liste von mutmaßlichen Kriegsverbrechern. Der Verhaftung entzog er sich durch Flucht und Namensänderung, bis er 1951 nach Einstellung der gerichtlichen Ermittlungen gegen ihn wieder in seine „bürgerliche“ Existenz als Schriftsteller zurückkehren konnte. Springenschmid war bis zu seinem Tode in einschlägigen Kreisen wie dem Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes oder dem Dichterstein Offenhausen aktiv. Im Stocker-Verlag wurden auch Barbara Rosenkranz und Martin Graf publiziert.
Seit 2005 hat der Leopold Stocker Verlag bereits drei Prozesse mit insgesamt vier Klagen gegen die Gruppe Mayday Graz wegen kritischer Veröffentlichungen geführt. Alle Klagen wurden nacheinander abgewiesen: Die Gerichte urteilten z.B., dass es ein zulässiges Werturteil sei, das „Familienunternehmen Stocker” als „im Dienst des Rechtsextremismus” zu bezeichnen.
Medieninhaber, Verleger und Herausgeber der Zeitschrift „Neue Ordnung” ist der ARES-Verlag, der wiederum Teil des „Leopold Stocker Verlag” ist. Über die Zeitschrift „Neue Ordnung” schrieb der Journalist Karl Pfeifer auf der Internetplattform haGalil onLine: „Die vierteljährlich erscheinende Grazer Zeitschrift ‚Neue Ordnung’ (NO), die sich als Brückenbauer vom Rechtskonservatismus zum Rechtsextremismus betätigte, verstärkt in letzter Zeit durch die Mitarbeit von rechtsextremen Autoren ihre rechtsextreme und antisemitische Tendenz.” 2004 brachten die Steirischen Grünen einen Antrag gegen den ARES-Verlag ein, da dieser „in gehäufter Zahl antisemitischen, rassistischen und rechtsextremen Autoren sowie Geschichtsrevisionisten eine Plattform bietet.” (Quelle: initiative.minderheiten.at) Bildquelle: DÖW — Aktuelle rechtsextreme Vereine, Parteien, Zeitschriften in Österreich — Neue Ordnung
Jetzt hat Geschäftsführer Wolfgang Dvorak-Stocker erneut zwei Klagen mit einem Streitwert von je 36.000 Euro gegen eine Aktivistin von Mayday eingebracht. Ursache für die neuen Klagen ist die Broschüre „Das Herz am rechten Fleck. Der Leopold Stocker Verlag und die rechtsextreme Szene”, die Mayday zusammen mit anderen AntifaschistInnen herausgegeben und im Juli bei Infoständen in Graz aufgelegt hatte.
Ein Absatz der Broschüre widmet sich dem Buch „Das Ende der Tabus” von Rudolf Czernin, einer Sammlung geschichtsrevisionistischer Absurditäten und Relativierungen. So meinte der Autor, der deutsche Einmarsch 1938 sei nur erfolgt, weil Hitler im Gegensatz zu Schuschnigg eine wirkliche „freie und geheime Volksabstimmung” über den Anschluss verlangt habe. Zur Zahl der jüdischen Opfer unter dem NS-Regime schrieb Czernin: „… lässt die Vermutung zu, dass es sich bei den 6 Millionen (…) um eine Zahl der Sowjetpropaganda gehandelt hat.” Skrupellos verfälschte Czernin Zitate und Quellen, um die Existenz eines Vernichtungsplans gegenüber der jüdischen Bevölkerung zu leugnen, „jüdischen Weltbanken” Mitschuld am Tod von Juden und Jüdinnen zu unterstellen und die Existenz von Gaskammern auf Reichsgebiet zu bezweifeln.
Mayday Graz hatte in Zusammenhang mit diesem Buch den Begriff „Geschichtslüge” verwendet. Nun klagt Geschäftsführer Wolfgang Dvorak-Stocker auf Unterlassung und Widerruf. Die zweite Klage des Verlags richtet sich gegen die Kritik am Buch „Reiten für Russland” des Rechtsextremisten Heinrich Jordis Lohausen. Dieses Buch verfälscht nicht nur den deutschen Krieg gegen die Sowjetunion zum Befreiungsunternehmen, sondern schreibt auch noch die Schuld am zweiten Weltkrieg Polen und den Aliierten zu. Schließlich identifiziert „Reiten für Russland” verborgen agierende „Geldmächte” als die eigentlich treibenden Kräfte hinter dem Weltgeschehen, die sowohl für die Oktoberrevolution 1917 als auch für die beiden Weltkriege verantwortlich seien. Und für alle, die es noch immer nicht kapiert haben, nannte Lohausen stellvertretend für diese „Mächte” „Mr Baruch” und „New Yorker Bankhäuser”.
Die Broschüre „Das Herz am rechten Fleck” hatte diese Passagen als „antisemitische Codierung” bezeichnet. Auch gegen diese Kritik klagte der Verlag.
Infos zum Stocker-Verlag und dessen Programm gibt es u.a. auf Wikipedia. Die Grünen im steirischen Landtag haben 2004 einen Antrag eingebracht, dem Stocker-Verlag die öffentliche Anerkennung zu entziehen. Die Begründung des (abgelehnten) Antrags ist lesenswert (pdf).
(Quelle: Mayday Graz)
Siehe auch: DÖW — Stellungnahme des DÖW zum Leopold Stocker Verlag