In Oberwart fand bekanntlich am 3. Oktober 2010 ein Aufmarsch von ungarischen Rechtsextremisten statt, die teilweise in passenden braunen Uniformen, mit Karabinern und aufgepflanzten Bajonetten eine angemeldete Kundgebung abhielten.
Nun meldet sich auf der Parteiseite von Jobbik der Parlamentsabgeordnete Istvan Szavay zu Wort und kommentiert die Veranstaltung: „89 Jahre sind seither vergangen, doch so wie es aussieht, noch nicht genug Zeit für die österreichischen Linken, sich angemessen über das damalige Geschehen zu informieren, denn vor der Gedenkfeier erhob sie schon mehrfach die Stimme gegen die ‚faschistische’ Veranstaltung.“
Istvan Szavay, so schaut er „offiziell” aus (Bildquelle: parlament.hu)
So, wie es aussieht, kommt hier der Gschichterlerzähler Szavay ein bisschen in Konflikt mit den Realitäten, denn der braune Aufmarsch von Oberwart war vorher kein Thema in den österreichischen Medien, ja er war schlicht unbekannt – auch uns und dem Verfassungsschutz. Korrektur: Seit gestern erinnert sich der Verfassungsschutz, mit zwei Mann vor Ort dem braunen Treiben zugeschaut zu haben.
Szavay lässt den Hauptorganisator Gabor Göbl zu Wort kommen:
Es war eine sehr (…) würdige Gedenkfeier auf dem Hauptplatz von Oberwart. Es waren etwa 50–60 Teilnehmer da, mehrheitlich Ungarn aus Ungarn. (…) Die Gedenkfeier, die von einigen Polizisten gesichert wurde, wurde von niemandem gestört, sogar der Bürgermeister war zugegen. Den dortigen Polizisten gefielen die musealen Waffen sehr, sie bewunderten sie und es ergaben sich freundschaftliche Gespräche mit ihnen.
Leider, so Szavay weiter, sei es nach der Gedenkfeier zu einem brutalen Vorfall gekommen. Nach der Veranstaltung brachte der Bürgermeister in der lokalen Presse seine Antipathie zum Ausdruck und ließ die niedergelegten Kränze behördlich entfernen. Szavay: „Die Schmähung der ‚Rongyos Garda‘ setzte sich im österreichischen Parlament fort, wo ein Abgeordneter seine Empörung über die Veranstaltung ausdrückte.“ Die tonangebenden linken Medien hätten sich danach darin überschlagen, von Faschisten, Rassisten und Nazis zu schreien, so Szavay weiter. Wir erkennen unsere Medien gar nicht wieder, nachdem die Berichterstattung zu dem Aufmarsch in Oberwart eher dezent war!
Jedenfalls für alle Unkundigen: Die Geschichte der denkwürdigen „Republik“ Lajtabansag (Leitha-Banat), die im Gemeindegebiet von Oberwart für wenige Wochen im Jahr 1921 existierte, bevor sie von der Geschichte wieder weggespült wurde, ist eng verbunden mit dem „weißen“ Terror der „Rongyos Garda“ , die mit Gräueltaten und Erschießungen in der Gegend wüteten. Die Lumpentruppe (Eigenbezeichnung) war eine Terrorgruppe, die, 1938 wiedererweckt, als ungarische Nazi-Schlägertruppe vor allem im Osten des Landes wütete. Und ausgerechnet dieser Schlägertruppe wurde von den Jobbik- Leuten würdig gedacht.
Wer immer noch glaubt, bei der Zusammenrottung in Oberwart habe es sich um einige verwirrte Schäflein aus einem Kostümschinken gehandelt, sollte eigentlich jetzt eines Besseren belehrt sein. Aber nein, es ist noch nicht genug. Istvan Szavay, der den Oberwarter Aufmarsch mit salbungsvollen Worten kommentiert, dessen Partei Jobbik für Werte wie Anstand, Moral, Zucht und Ordnung durch das Land zieht, ist privat ein ganz anderer. Eine ungarische Info-Seite (indafoto.hu) zeigt Fotos von einem stockbesoffenen Szavay, der mit einer Penispumpe an sich hantiert. Die Fotos stammen aus dem März 2010, also noch vor seiner Wahl zum Abgeordneten. Deshalb, so die Begründung seiner Partei, haben die Fotos auch keine Auswirkungen auf das Mandat. Für einige der Parteigänger von Jobbik mögen sie ja auch ein Wahlmotiv gewesen sein.
Wir danken Pusztaranger für die Unterstützung!