Linz: Der Kampf um das „Zigeunerschnitzel“

Lesezeit: 3 Minuten

Im April 2013 wur­de in Linz eine öffent­li­che Kunst­aus­stel­lung (Titel „Die Gedan­ken sind frei“ ) nach omi­nö­sen Anzei­gen von der Poli­zei geräumt, die Expo­na­te (Pla­ka­te) ver­nich­tet. Die Aus­stel­lung, die den Ras­sis­mus gegen Roma the­ma­ti­sier­te, wird als „ras­sis­tisch“ bezeich­net und gegen die Künst­le­rin Mari­ka Schmiedt wegen Ver­het­zung ermit­telt. Jetzt kommt die Aus­stel­lung neu­er­lich nach Linz –und wie­der gibt es hef­ti­ge Pro­tes­te von Rechts. 

Der Lin­zer Poli­zei war ihre Vor­gangs­wei­se im Früh­jahr zumin­dest nach­träg­lich pein­lich – sie ent­schul­dig­te sich infor­mell bei der Künst­le­rin. Die absur­de Anzei­ge wegen Ver­het­zung gegen die Künst­le­rin, die vom Lan­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz ein­ge­bracht wur­de und sich angeb­lich auf die Anzei­ge eines Redak­teurs der „Ober­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten“ und Anfra­gen von „auf­ge­brach­ten Bür­gern“ bei die­ser Zei­tung stütz­te (sie­he Anfra­ge­be­ant­wor­tung BMI) , wur­de eingestellt.


Bil­der der Aus­stel­lung und der her­un­ter­ge­ris­se­nen Pla­ka­te auf stwst.at — Die Gedan­ken sind frei
-

Eine künst­le­ri­sche Akti­on, die den Ras­sis­mus an Roma klar ver­or­tet und ihn auch beschreibt, indem sie etwa das „Zigeu­ner­schnit­zel“, die „Zigeu­ner­würs­tel“ oder das „Papri­ka-Gulasch nach Zigeu­ner-Art“ mit der pro­vo­ka­ti­ven Fra­ge ver­bin­det „War­um wol­len Sie uns essen?“, empört natür­lich die­je­ni­gen, die sich ange­spro­chen füh­len sollen.

Daher ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass der Salz­bur­ger Unga­ri­sche Ver­ein, der sich im Mai 2013 den stell­ver­tre­ten­den Vor­sit­zen­den der neo­fa­schis­ti­schen Par­tei Job­bik als Gast­red­ner ein­ge­la­den hat­te, auch jetzt wie­der gegen die Aus­stel­lung mobi­li­siert. „Pusz­t­ar­an­ger“ legt auf sei­nem Blog den Mus­ter­brief einer Pro­test­er­klä­rung vor, die an den Lin­zer Bür­ger­meis­ter gerich­tet wer­den sollte.

In die­ser Pro­test­er­klä­rung wird die Aus­stel­lung als „ungarn­schäd­lich“ bezeich­net und die Wähl­bar­keit der SPÖ ange­zwei­felt, was ange­sichts der poli­ti­schen Ori­en­tie­rung des Salz­bur­ger Ver­eins nicht ein­mal ein müder Scherz ist:

„Ich möch­te Sie dar­auf auf­merk­sam machen, dass die Bil­der der Aus­stel­lung der Frau Schmiedt ab dem 7. Okto­ber im Foy­er des alten Rat­hau­ses für die Ungarn tief belei­di­gend sind.
Sie sind auch für die tra­di­tio­nel­le öster­reich – unga­ri­sche Freund­schaft sehr schäd­lich. Ich appel­lie­re an Sie, als Mensch mit gutem Gefühl, die­se Pro­vo­ka­ti­on der Ungarn nicht zuzulassen.
Die­se Ihre Ent­schei­dung wird für alle Ungarn mit öster­rei­chi­schem Wahl­recht und deren Ange­hö­ri­ge maß­ge­bend sein, ob die SPÖ über­haupt wähl­bar ist. Aus die­sem Grund ersu­chen wir um ehest­mög­li­che Mitteilung.“

Auch der unga­ri­sche Bot­schaf­ter in Öster­reich ist unter den Pro­tes­tie­ren­den. Er geht aber noch einen Schritt wei­ter als der Salz­bur­ger Ver­ein. Wie „Pusz­t­ar­an­ger“ berich­tet, beschul­digt der Bot­schaf­ter die „sozia­lis­ti­sche Lin­zer Stadt­re­gie­rung“, die Künst­le­rin wegen ihrer „poli­tisch-ideo­lo­gi­schen Aus­rich­tung“ zu unter­stüt­zen. Sprich: alles Sozis, eine rote Ver­schwö­rung! Er setzt aber noch eins drauf, bezeich­net die Aus­stel­lung als ungarn- und roma­feind­lich und will das dadurch erken­nen, dass die Roma mit­tels Dar­stel­lung eines „Zigeu­ner­schnit­zel“ –Sujets „ver­höhnt“ wür­den. Die klas­si­sche Täter-Opfer-Umkehr, die den, der über die Opfer spricht, zum Schul­di­gen, zum Täter macht! Schlag nach bei Adorno!

Die Aus­stel­lung läuft ab 7. Okto­ber 2013 im Foy­er des Rat­hau­ses von Linz.

Noch ein­mal der Link zum aus­führ­li­chen Bericht von Pusz­t­ar­an­ger.

Und hier unse­re Berich­te dazu

Linz: Pein­li­che Anzeige
Salz­burg: Besuch von einem Neofaschisten
Die unga­ri­sche Rech­te in Österreich
Linz (OÖ): Poli­zei­lich unter­stütz­ter Rassismus?