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BRD/Österreich: „Freie Freunde” – Das Nazi-Video aus Wien (Teil V)

Das Jahr 2006 läuft für die „Frei­en Freun­de“ nicht gut an. Erst im Herbst nach einem Tref­fen in Gör­litz sprü­hen die Ideen. Waf­fen, Geld­be­schaf­fung und dann auch noch der Vor­schlag Vide­os zu pro­du­zie­ren. Am 20. April legt „Sowi­lo“ sei­ne Funk­ti­on als Admi­nis­tra­tor nie­der: Nerv­te ihn der Streit unter den Nazi-„Freunden“ tat­säch­lich oder war es nur […]

8. Apr 2011

Am 20. April legt „Sowi­lo“ sei­ne Funk­ti­on als Admi­nis­tra­tor nie­der: Nerv­te ihn der Streit unter den Nazi-„Freunden“ tat­säch­lich oder war es nur ein tak­ti­scher Rück­zug? Im Herbst 2006 ist er jeden­falls wie­der voll da und lockt die „Freun­de” in immer gewag­te­re Berei­che. „Jun­ker Jörg“, der mit ihm so eif­rig über Spreng­stof­fe plau­der­te, wird sich nach­träg­lich noch auf die Zun­ge beißen.

Eine der Ideen von „Sowi­lo“ ist, ein Video zu machen. Er ent­wirft Scripts, die so abge­fah­ren sind, dass er sie selbst gleich wie­der kübelt. Etwa das Pro­jekt „Neger­hatz“:

Nach Ku-Klux-Klan-Vor­bild wird eine Men­schen­jagd („Assiglat­zen”, para­mi­li­tä­risch abjus­tier­te „Schei­tel­trä­ger”, etc.) auf einen Neger quer durchs hei­mi­sche Dickicht ver­an­stal­tet. Die Ver­fol­ger sind scharf bewaff­net (Inf­an­trie­waf­fen), der Neger bekommt einen gering­fü­gi­gen Vor­sprung. Der Kame­ra­mann läuft im Pulk der Ver­fol­ger mit, die auf­ge­nom­me­nen Bil­der sind folg­lich ver­wa­ckelt, aber eben auch authen­tisch. Am Ende bricht der Neger erschöpft zusam­men und wird exe­ku­tiert. Zwecks Ver­stär­kung des Gesamt­ein­dru­ckes, könn­te man obli­ga­tes „Sieg Heil“-Gegröhle, den faschis­ti­schen Gruß, Hit­ler-Kon­ter­feis und Ähn­li­ches verarbeiten.

Der Schmäh dabei: Das Video soll an inter­es­sier­te Fern­seh­an­stal­ten ver­kauft wer­den, die erst danach infor­miert wer­den, dass es sich um ein „Fake“-Video, also um gestell­te Auf­nah­men gehan­delt habe. Weil das Pro­jekt „Neger­hatz“ so kon­stru­iert und dümm­lich ist, lässt er selbst von der Rea­li­sie­rung ab.

Die wei­te­ren Scripts sind ähn­lich dümm­lich, ras­sis­tisch und nazis­tisch, wer­den aber mit Begeis­te­rung von den „Freun­den“ dis­ku­tiert, kri­ti­siert und leicht ver­än­dert. „Kalt­meis­ter“ will beim nächs­ten Tref­fen wenigs­tens ein Video in den Kas­ten bekom­men. Er vari­iert „Sowi­los“ Vor­schlä­ge nur leicht:

Aus­län­der in fla­gran­ti beim Ver­such erwischt ein Fahr­rad zu steh­len. Der Besit­zer öff­net sein Woh­nungs­fens­ter und schießt ziel­si­cher mit einer Schrottflinte.
Negro­ider Dro­gen­dea­ler auf der Stra­ße. Ein vor­bei­rau­schen­des Auto (aus dem „Rechts­rock” dröhnt) hält unver­mit­telt an, die Insas­sen stür­men aus dem Fahr­zeug und prü­geln den Neger zu Tode.

Die bei­den stim­men dar­in über­ein, dass die Lynch-Jus­tiz aus der Sicht der Jugend­li­chen, für deren Han­dys die Vide­os bestimmt sind, immer „gerecht­fer­tigt“ wir­ken muss, die „aus­füh­ren­den Orga­ne“ immer als „Deut­sche“ erkenn­bar. „Sowi­lo“ berich­tet von der mas­si­ven Kri­tik der Alten aus dem „Wie­ner Kreis“, die ihn zur Ände­rung eini­ger Sze­nen, sprich, deren wei­te­rer Bru­ta­li­sie­rung bewo­gen habe.

Dann die Voll­zugs­mel­dung: „Das Video ist fer­tig­ge­stellt“. „Sowi­lo“ ersucht dar­um, es zunächst aus­schließ­lich intern zu ver­wen­den und führt dafür die „kri­ti­sche Situa­ti­on“ in Wien an: „Vor der Natio­nal­rats­wahl in Öster­reich, soll­te von einer Ver­öf­fent­li­chung ohne­hin abge­se­hen werden.“

„Sowi­lo“ lässt dann ein Mee­ting der „Freun­de“ Ende Sep­tem­ber 06 in Gör­litz plat­zen, ver­spricht zum Trost „eini­ge bri­san­te­re Ideen“ für die Zukunft und gibt noch ein­mal die Order: „Bis auf Wei­te­res gilt, daß das Pro­jekt NICHT vor den Natio­nal­rats­wah­len in Öster­reich ver­öf­fent­licht wer­den soll, unbe­ding­te Anony­mi­tät ein­zu­hal­ten ist!”

Die Rück­sicht­nah­me auf die Wah­len ist rüh­rend. Die Ver­mu­tung, dass der Nazi „Sowi­lo“ damit einer bestimm­ten Par­tei Ärger erspa­ren will, drängt sich auf. Die Nazi-Kame­ra­den im „Forum“ geben Hin­wei­se: Die Stim­men im Video („Tanz­bär“) wür­den zu öster­rei­chisch klin­gen („ost­mär­ki­scher Akzent“). „Sowi­lo“ stimmt zu: Jeder Hin­weis auf die öster­rei­chi­sche Her­kunft des Vide­os sol­le ver­mie­den werden.

➡️ BRD/Österreich: „Freie Freun­de” bas­teln Bom­ben (Teil I)
➡️ BRD/Österreich: „Freie Freun­de“ plau­dern offen über Nazi-Trot­tel (Teil II)
➡️ BRD/Österreich: Die „Frei­en Freun­de“ und der „Aufruhr“-Versand (Teil III)
➡️ BDR/Österreich: „Freie Freun­de” und Waf­fen, Geld und „Polen­schlüs­sel“ (Teil IV)
➡️ BRD/Österreich: „Freie Freun­de“ – „Neme­sis“ stellt sich vor (Teil VI)

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