Rechtsextreme Olympia
Burschenschafter ist Harald Stefan noch immer. Bis 2018 war er Alter Herr der deutlich rechtsextremen deutschen Burschenschaft Olympia zu Wien (1). Die hatte nicht nur Südtirol-Terroristen wie Norbert Burger in ihren Reihen, war zwischenzeitlich auch mal verboten, sondern hat in jüngeren Jahren auch gerne Holocaustleugner wie David Irving, den Rassisten John Ph. Rushton, die Neonazi-Barden Michael Müller und Frank Rennicke auf ihre Bude eingeladen. Das alles hat der Alte Herr Harald Stefan hingenommen – wie auch Martin Graf und Norbert Nemeth, beide ebenfalls Abgeordnete und Alte Herren der Olympia.
2018 – die FPÖ war gerade Regierungspartei geworden – reichte es Harald Stefan. Er trat aus der Olympia aus. Aus privaten Gründen, wie er selbst versicherte. Weil er mit der Einladung der Olympia an Udo Voigt, einen früheren Langzeitvorsitzenden der neonazistischen NPD, nicht einverstanden gewesen sein soll, wurde zwischen den Zeilen gesponnen. Ein bisschen seltsam, denn Anlässe, sich von seiner Burschenschaft zu verabschieden, hätte er des Öfteren schon bei anderen Neonazi-Gästen (siehe oben) gehabt. (2)
Aber zum Jahreswechsel auf 2018 stand wieder einmal zur Debatte, ob Stefan nicht der von der FPÖ vorzuschlagende Justizminister werden könnte. Wurde er wie auch schon früher nicht, wenn die Blauen in der Regierung waren. 2003 soll ihn der damalige Bundespräsident Klestil abgelehnt haben, schrieb der „Standard“ (8.9.06).
Ob ihn der Wunsch nach höheren Weihen tatsächlich zum Austritt aus der „Olympia“ bewogen hat? Wir wissen es nicht. Widersprüchlich bleibt die Sache sowieso, denn Stefan trat danach der faktisch inaktiven (deutschnationalen) Schülerverbindung „Gothia Meran“ bei. Meran, weil „deutsche“ Burschenschafter eben einen deutschen Vorposten im italienischen Feindesland stützen wollen. Mit dem Deutschtum und dem Deutschnationalismus ist Harald Stefan nämlich schon seit langem verbunden.
„Wir haben gewonnen!“
Als 2002 bei der Fußball-WM Deutschland gegen Südkorea gewonnen hatte, rief Stefan, der damals noch Wiener Gemeinderat und Landtagsabgeordneter war, in eine Plenardebatte zum Rechnungsabschluss mit dem lauten Ruf „Wir haben 1:0 gewonnen“. Laut stenografischem Protokoll fügte er dann hinzu „Die Deutschnationalen haben gewonnen.“ Als es im Saal zu rumoren begann, korrigierte er auf „Die Europäer haben 1:0 gewonnen. Die letzte Mannschaft der EU, die noch drinnen ist.“ Für Wolfgang Gerstl (ÖVP), der das damals als Wiener Gemeinderat miterlebt hatte, war Stefan als Gemeinderat damit untragbar. Jetzt darf der Nationalratsabgeordnete Gerstl demnächst gemeinsam mit Stefan eine Koalition bilden.
Als 2002 im Wiener Gemeinderat eine finanzielle Subvention für die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944“ verhandelt wurde, stimmten alle Parteien dafür – nur die FPÖ nicht. Harald Stefan versucht es mit der schrägen Ausrede, die Ausstellung vertrete die These von der Wehrmacht als Mörderbande, obwohl es damals eine Wehrpflicht gegeben habe. (Kurier, 5.3.02)
Harald Stefan in den Hinterzimmern der FPÖ Simmering
Mit seinen Reden in den Hinterzimmern von Simmeringer Lokalen hatte Harald Stefan nicht erst jetzt, sondern schon früher Probleme. 2001, es war gerade Wahlkampf um den Wiener Gemeinderat, hielt er eine Rede zum Wahlkampfauftakt der FPÖ in einem Lokal gegenüber dem Zentralfriedhof. Herbert Lackner vom „profil“ war damals dabei:
Stefan hat schlimme Visionen: „Der türkische Bezirksvorsteher könnte bei uns bald Realität sein, dann sind wir endgültig nicht mehr Herr im eigenen Land.“ Der junge Mann redet sich in Rage: „Das geht an die Existenz unserer Gesellschaft. Wir lassen uns unsere Identität nicht aushöhlen!“ (profil, 5.3.01)
2008 sitzt ein „Spiegel“-Journalist dabei, als Harald Stefan im Simmeringer Cafe Sissy zunächst vor einem überstürzten Regierungseintritt der FPÖ warnt und dazu rät, die Volkspartei lieber noch einige Jahre „vor sich herzutreiben“ (spiegel.de, 5.10.08). Sollte man aber nach einer blauen Regierungsbeteiligung wieder wie im Jahr 2000 international ins Abseits geraten, lasse sich das verschmerzen. Dann der Höhepunkt der Rede: „Ich mache einen Sekt auf, wenn der israelische Botschafter nicht mehr in Wien ist.“
Nazi Nowotny und die Schwulen
2003 wurde im Wiener Gemeinderat endlich über einen Resolutionsantrag diskutiert und abgestimmt, wonach Ehrungen aus der NS-Zeit nach einem Rechtsgutachten nicht mehr gültig seien und die Gemeinde daher für das Ehrengrab des Nazi und Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny nicht mehr zuständig sei. Einer hielt wacker dagegen: Harald Stefan. Er fand das Rechtsgutachten „kurios“ und vertrat die besonders skurrile These, dass demnach auch alle Eheschließungen während der NS-Zeit ungültig sein müssten. (Der Standard, 26.9.03)
Noch ein Zitat von Stefan zum Abschluss gefällig? „Die Identität der Schwulen und Lesben, die wird gefördert, aber nicht die der einheimischen Bevölkerung.” (Protokoll Gemeinderat Wien, 26.6.07)
Fußnoten
1 Siehe ausführliches Dossier zu den rechtsextremen Vorfällen in der Burschenschaft Olympia (Oktober 2008): Die Olympia und ihre Hausnazis
2 Im Prozess gegen den „Standard” am 16.1.25 gab Stefan an, bereits 2017 aus der Olympia ausgetreten zu sein. Nach dem Grund befragt, sagte er: „Das tut nichts zur Sache.” Möglicherweise erfolgte sein Austritt, um ministrabel zu sein.