Deutlicher Rechtsruck
Dem DÖW ist gleich zu Beginn des „Interregnums“ aufgefallen, dass sich der mit der Nr. 9/2019 des „Eckart“ vollzogene Relaunch „bei näherer Betrachtung vor allem als deutlicher Rechtsruck der in den letzten Jahren vor allem den Belangen deutscher Minderheiten gewidmeten und mit Positionierungen rechtsextremen Charakters vergleichsweise zurückhaltenden Zeitschrift“ (doew.at, 11.19) erwiesen hat. Die DÖW-Seismologen des Rechtsextremismus setzten ihrem Befund noch nach: „Erwartungsgemäß geht dieser Rechtsruck mit zunehmenden verschwörungsphantastischen Tendenzen einher, wie die ersten beiden Ausgaben seit dem Relaunch belegen.“
Das gilt auch für die nachfolgenden Ausgaben des „Eckart“. Neben der neu gestalteten Titelseite wurde eine „neue Mannschaft“ versprochen. Die wurde aber nie vorgestellt. Nun darf man sich die „neue Mannschaft“ nicht als ein Team von festangestellten Redakteuren vorstellen, sondern eher als Sammlung von frei flottierenden Autor*innen, die von einem Schriftleiter disponiert werden.
Der Rechtsruck lässt sich auch personell beschreiben: Im „Interregnum“ tauchen ab der Nr. 9/2019 etliche neue Autor*innen auf. Auffällig ist, dass die halbe „Wochenblick“-Redaktion beim „Eckart“ mitzuschreiben beginnt: Johannes Schüller, Kurt Guggenbichler, Cornelia Kirchweger und die weniger bekannten „Wochenblick“-Schreiberlinge Raphael Mayrhofer, Konrad Reisinger und die angebliche „Wut-Lehrerin“ Elisabeth Mirschitzka. Mit dem Ende des „Interregnums“ verschwinden die wieder so geräuschlos wie sie gekommen sind. Warum schrieben die „Wochenblick“-Menschen im „Interregnum“ so fleißig für den „Eckart“? Gab es da etwa personelle Verbindungen oder Freundschaften zum Schriftleiter des „Eckart“?
Chefredakteur Andreas Thierry
Gerüchteweise soll Andreas Thierry vor seiner „Eckart“-Schriftleitung für den „Wochenblick“ tätig gewesen sein. Das wäre eine Erklärung. Erwiesen ist, dass Thierry im Vorjahr bei Stefan Magnets AUF1 mit einem Gehalt auftaucht. Das belegen Recherchen, die der „Standard“ Anfang November veröffentlicht hat.
„Stoppt die Rechten“ verfügt über E‑Mails, in denen Andreas Thierry als Chefredakteur des „Eckart“ bezeichnet wurde sowie von ihm mit „AT“ oder auch „Andreas Thierry“ gezeichnete Mails, die von der Mailadresse [email protected]verschickt wurden. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil man intern kein Problem mit dem „Fremdwort“ Redaktion hat, nach außen – für das treudeutsche Publikum – aber die „Schriftleitung“ hinaushängt.
Der alte Neonazi Andreas Thierry war im „Interregnum“ der Chefredakteur des „Eckart. Als er abtrat, wurde ihm mit keinem Wort gedankt. Sein Name blieb in der Jubiläumsnummer des „Eckart“ zum 70er ebenso unerwähnt und verborgen wie bei der Dinghofer-Preisverleihung. Wurde Thierry absichtlich versteckt wie auch bei AUF1 und bereits 2011 in Wels, wo er für kurze Zeit unter dem Pseudonym „Andreas Reichl“ für die Welser Stadtzeitung „Wels im Bild“ tätig war? War Andreas Thierry vielleicht auch unter einem Pseudonym für den „Eckart“ tätig? Und zuvor für den „Wochenblick“ und danach für „AUF1“?
Thierry, der Geschichte und Philosophie studiert hat, war quer durch sein bewegtes Nazi-Leben immer wieder auch publizistisch und als Lektor tätig: für das Neonazi-Blatt „Volk in Bewegung“, das jetzt den Zusatztitel „& Der Reichsbote“ trägt, für das „Jugend Echo“ des BfJ, bei dem er Stefan Magnet kennengelernt hat, und auch für den „Alldeutschen Jahrgothweiser“ des Kärntners Ewald Friesacher, der vom DÖW charakterisiert wurde. Ist es Zufall, dass ausgerechnet im „Interregnum“- eine ganzseitige Werbung für den „Alldeutschen Jahrgothweiser“ und ein Interview mit Friesacher erschienen ist?
Reisinger und Thierry
Bei der „neuen Mannschaft“ des „Eckart“ fällt neben dem Verschwörungserzähler Gerhoch Reisegger noch einer besonders auf: der Autor Konrad Reisinger. Auch er schrieb nur während des „Interregnums“ für den „Eckart“ – und zwar deutlich rechtsextrem. Bei AUF1-Info ist über Konrad Reisinger zu lesen:
Konrad Reisinger war nach seinem Geschichte- und Philosophie-Studium viele Jahre als Verlagslektor tätig. Als Autor und Lektor begleitete er den „Wochenblick“ seit seiner Gründung. Dabei war er auch für die erfolgreichen „Wochenblick“-Spezialmagazine verantwortlich. Nach einem zwischenzeitlichen Gastspiel bei der konservativen Wiener Zeitschrift „Der Eckart“ ist er seit dem Sendestart im Mai 2021 Redakteur bei den „Nachrichten AUF1“.
Thierry hat ebenfalls Geschichte und Philosophie studiert, war ebenfalls als Autor und Lektor tätig, gerüchteweise beim „Wochenblick“, sicher aber beim „Eckart“ und bei „AUF1“. Es wird doch Thierry nicht auch Reisinger sein?
Gerhoch Reisegger schrieb bereits früher im „Eckartbote“. In der Phase des „Interregnums“ erlebte der antisemitische Verschwörungserzähler, der mittlerweile über 80 ist, beim „Eckart“ eine späte publizistische Blüteperiode. Thierry und Reisegger kennen sich schon seit Jahrzehnten aus gemeinsamen Veranstaltungen in Deutschland und Österreich. Reisegger publizierte 2004 in Thierrys Hohenrain-Verlag sein Verschwörungsbüchlein „11. September“.
➡️ Der Eckart und sein versteckter Chefredakteur (I): Das „Interregnum“