CB G. solle sich sein „dreckiges Judengeld in seinen Arsch stecken“. Den Anwesenden war bekannt, dass CB G. aus Nordmazedonien kommt und nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. (…) Auf dem Corpshaus angekommen, ist CB G. von Herrn W. als „Judenschwein“ bezeichnet worden. Ferner wurde von den Herren W. Vandaliae Graz, (…) und dem Senior M. in G.s Anwesenheit das Lied „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino abgespielt und umformuliert („Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“) gesungen. Dazu wurden bewusst grenzwertige und anzügliche Sprüche über CB G.s Herkunft gemacht. (Brief Normannia Berlin an Vandalia Graz)
Es passiert nicht oft, dass „Stoppt die Rechten“ (wie auch dem „Standard“) bereits vor der Veröffentlichung eines Artikels Klagsandrohungen von Anwälten ins Postfach flattern. Noch nie vorgekommen ist, dass ein Anwalt mit einer Fristsetzung verlangt, die Quelle preiszugeben, aus der „Stoppt die Rechten“ die Informationen über den angeblichen Vorfall beim 130. Stiftungsfest der Grazer Vandalen zugeflossen sind. Hat der Anwalt tatsächlich noch nie vom journalistischen Quellenschutz gehört?
Abseits davon dürfte die Berichterstattung einige Unruhe ausgelöst haben: Der „Standard“ (21.8.24) berichtet, die Vandalia habe einen „‚Maulkorberlass‘ an alle Corpsbrüder ausgegeben“, die Vandalen-Website ging offline, und der wegen rassistischer Äußerungen gegenüber dem Gast aus Berlin beschuldigte Vandalen-Nachwuchs „M.“ hat seinen Instagram-Account auf „privat“ gestellt. Ein bisschen (zu) viel Tamtam also angesichts dessen, dass der Anwalt der Vandalia schreibt, „Meine Mandantschaft bestreitet entschieden, dass derartige Vorfälle stattgefunden haben.“
Nachdem auf unser Ersuchen um eine Stellungnahme der Arzt W. zuerst nur seinen Anwalt antworten ließ, hat er sich gestern am Abend doch noch selbst mit einer Mail an „Stoppt die Rechten“ und den „Standard“ gewandt. Er schrieb zwar kein Wort zu dem Vorwurf, in Graz antisemitische Ausfälle getätigt zu haben, betonte aber, aufgrund seiner Mitgliedschaft bei der AfD und der „diesbezüglichen politischen Überzeugung“ gehöre „die Unterstützung des jüdischen Staates zu einer der Säulen meiner Weltanschauung. Entgegen den Gewohnheiten der heutigen Gesellschaft, sich auf Bekenntnisse zu beschränken, bin ich bereit, die Unterstützung Israels auch zu leben.“ W. führt zudem ins Treffen, er habe an der Organisation einer Veranstaltung mit dem Israelischen Botschafter mitgewirkt und letzten Oktober Israel seine Unterstützung als Mediziner angeboten.
AfD-Mitgliedschaft und Juden? Jüdische Organisationen konstatieren in einer gemeinsamen Erklärung zur AfD:
Nein, die AfD ist keine Partei für Juden!
Wenn Juden auf die AfD als Garant für jüdisches Leben in Deutschland angewiesen wären, wäre es um das jüdische Leben hier schlecht bestellt. Die AfD ist eine Partei, in der Judenhass und die Relativierung bis zur Leugnung der Schoa ein Zuhause haben. Die AfD ist antidemokratisch, menschenverachtend und in weiten Teilen rechtsradikal.
Vom „Standard” befragt, warum er gestern sein Band zurückgelegt hat, also vom Grazer Corps ausgetreten ist, wollte W. dem „Standard” nicht verraten.
Es darf davon ausgegangen werden, dass das Feuer unterm Dach lodert – in beiden Corps-Buden: Die Berliner sind damit konfrontiert, schwere Vorwürfe gegenüber zwei Mitgliedern des Corps Vandalia erhoben zu haben, sich nun dazu aber nicht mehr äußern zu wollen, während in zwei Anwaltsschreiben dementiert wird und in einem die „von Ihnen zitierten Behauptungen“, also jene der Normannia Berlin, sogar als „ungeheuerlich“ bezeichnet werden. Die Berliner Normannen schweigen dennoch weiter und beschädigen sich damit selbst.
In dem reddit-Subforum „Korpo“ stellen User fest: „Auch eine Leistung, dass hier alle Beteiligten peinlich sind.“„hochnotpeinlich…. von beiden Seite[n]…“ Dem ist nichts hinzuzufügen – vorerst!
P.S.: NS-Rune im Corpshaus
Auf einer Vandalen-Tafel beim Stiegenaufgang jenes Hauses, in dem das Corps residiert, befindet sich die im NS breit verwendete Todesrune (Elhaz). Zuletzt musste diese Rune nach einer Anzeige nach dem Abzeichengesetz auf dem Grabstein des ehemaligen Gauleiters von Kärnten und Salzburg, Friedrich Rainer, abgeklebt werden.
➡️ Der „Standard” (22.8.24): Corps durch Antisemitismusvorwürfe in Bedrängnis