Klar ist schon einmal nicht, warum der erst im Juni 2023 bestellte Vorstand überhaupt ersetzt werden musste. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) reichte eine sechsköpfige Liste für den neuen Vorstand ein, er selbst stand an der Spitze für die Position des Obmanns, der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl war als sein Stellvertreter vorgesehen, und auch Peter Binder, jener SPÖ-Politiker, der nach dem Burschenbundball den Discjockey für die Afterparty gegeben hatte, war auf Lugers Liste zu finden.
Es hagelte empörte Reaktionen, u.a. vom IKG-Präsidenten Oskar Deutsch und vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ). „‚Das ist wirklich eine Zumutung. Mehr noch: Damit verhöhnt der FPÖ-Politiker Rabl die Holocaust-Opfer!‘ stellt MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi fest.“ In Richtung seines Parteifreundes Luger meinte Mernyi: „Kein Verständnis hat das Mauthausen Komitee für jene Politiker, die mit Rabl auf demselben Wahlvorschlag für den Gedenkverein kandidieren. ‚Da fehlt es leider an antifaschistischer Sensibilität. Als Weißwäscher gibt man sich nicht her.‘, sagt Mernyi.“
Auch aus Israel flatterte ein Brief nach Österreich. Absender war Haim Gertner, Direktor des Yad Vashem-Archivs in Jerusalem:
Im Lichte „verstörender Berichte über den Hintergrund und die politische Zugehörigkeit” von Kandidaten erwarte man sich, dass die „Wahl ausgesetzt werde”. Andernfalls werde man die Erlaubnis zur Verwendung des Namens der Gedenkstätte in Jerusalem (Yad Vashem heißt übersetzt sinngemäß „Hand/Denkmal und Name”) entziehen. (derstandard.at, 23.2.24)
Brief aus Jerusalem: „Der kam ja aus Israel“
Luger zog seine Kandidatur mitsamt seiner Liste zurück und verwies darauf, dass diese mangels anderer Kandidaturen nur eine Notlösung gewesen sei. Nun hätten sich doch andere Personen für die Besetzung des Vorstands gefunden. Der Sozialdemokrat Luger setzte jedoch gegenüber dem „Standard“ noch ein verstörendes Statement drauf:
Auch der Brief Gertners beeindruckt Luger nicht. „Der kam ja aus Israel”, sagt er dazu. Auf die Frage, warum das überraschend sei, wenn doch auch Yad Vashem in Israel sitze, räumt Luger ein: „Israel darf natürlich zu allem eine Meinung haben, Israel ist bis zu einem gewissen Grad ein demokratisches Land. (…) Dass Lugers Liste die Organisation der Freunde von Yad Vashem mit ihrer Kandidatur bloß retten wollte, weil sonst niemand kandidierte, scheint bemerkenswert, wenn man den Eingang der Wahlvorschläge betrachtet. Luger Liste wurde nämlich erst am 31. Jänner eingebracht, einen Tag nach jener der Liste von sechs jungen Jüdinnen und Katholiken, an deren Spitze die Juristin Lea Nimni Cartier steht.
Aber vielleicht war der FPÖ-Freund Luger bloß nicht informiert?