Nach 35 Minuten (inklusive Fragerunde) nervenzerrender Vorträge von Christian Hafenecker und Harald Stefan am 5.10.23 – es ist bereits die dritte Pressekonferenz zum Thema Linksextremismus – ist eines klar: Für die beiden FPÖ-Abgeordneten ist die Antifa linksextrem und die Rechtsextremismus-Experten (es wird nur die männliche Form erwähnt) sind in Wahrheit Linksextremisten. Mehr als zehn Minuten benötigt Hafenecker zunächst einmal, um nach munteren Schwurbeleien über den Linksextremismus in Deutschland, die Hammerbande und müde Justizbehörden völlig überraschend zu fragen: „Jetzt stellen Sie sich sicher die Frage: Wo ist jetzt der Österreich-Bezug?“
Ja, wo ist er denn? Wir schrecken auf, denn in den folgenden sechs bis sieben Minuten schafft es der blaue Generalsekretär, eine äußerst nebulose Verbindung zwischen einem Café in Innsbruck, einem Pädophilie-Skandal in Ungarn, der Antifa Döbling und dem neonazistischen „Tag der Ehre“, den er einen „Feiertag“ (!) nennt, herzustellen. Mit einem atemberaubenden Zirkelschluss, der ebenso gut als letztklassiger demagogischer Untergriff genannt werden könnte, gelingt es ihm sogar, den Fall Teichtmeister unterzubringen und in eine parlamentarische Anfrage hineinzupacken. Das Innsbrucker Café, wo der mutmaßliche Pädophile gearbeitet haben soll, ist „im Kunst- und Kulturbereich angesiedelt“, Teichtmeister detto, also müsse diese in der Pressekonferenz „mutmaßlich“, in der parlamentarischen Anfrage „fraglich“ genannte Verbindung untersucht werden.
Zur Verwicklung der Antifa Döbling und anderer autonomer Antifa-Gruppen in das alles will Hafenecker den anwesenden Journalist*innen bei Nachfrage Screenshots zeigen, aber bis zum Ende der Pressekonferenz samt Fragerunde will die niemand sehen. Das muss laut Hafenecker wohl daran liegen, dass nicht nur die zuständigen Behörden „ganz massiv“ wegschauen, sondern – eh klar! – auch die Medien. Als sich ein Journalist des ORF in der anschließenden Fragerunde dann noch erdreistet, zu aktuellen Themen wie der Reise von FPÖ-lern zu den Taliban nach Afghanistan zu fragen, wird er von Hafenecker niedergebürstet: Das sei typisch für den ORF, wie sehr der ORF nach links abgedriftet sei, zur Reise der zwei Nicht-Funktionäre sei alles gesagt. Nicht ganz, denn Johannes Hübner ist ja nach wie vor Funktionär. Aber wir wollen nicht kleinlich sein, zur Hälfte stimmt wenigstens das, denn Mölzer ist kein Funktionär.
Dem Redakteur von Puls 4/ATV, der die heimtückische Frage stellt, warum sich Hafenecker so sicher sei, dass am Vortag ein heimtückischer Anschlag auf Tino Chrupalla ausgeübt worden sei, antwortet der Generalsekretär ganz bestimmt, dass nach seinem Wissensstand zwei Herrschaften den AfD-Chef um ein Selfie gebeten hätten, auf ihn zugekommen seien, und dabei soll ihm mit einer Spritze in den Oberarm gestochen worden sein.
Das können wir nur als heimtückische Attacke des FPÖ-Generalsekretärs auf Gerald Grosz interpretieren, der nicht nur als Gastredner für Chrupalla in Ingolstadt angekündigt war, sondern in vielen Videos als einer von denen zu sehen ist, der auf den Chrupalla zugekommen ist und den er offensichtlich sogar berührt hat. Wir enthalten uns hier ebenso weiterer Spekulationen wie bei der Frage zu Alice Weidel, die im Forum zum FPÖ-TV-Video über die Pressekonferenz zu lesen ist: „Sehr gut auf den ORF reagiert (Daumen hoch-Emoji). Warum wurde aber die Anschlagsdrohung gegen A. Weidel und ihre Familie nicht erwähnt?“
Das könnte unter Umständen daran liegen, dass Alice Weidel nach einer Drohung am 23. September und einem eintägigen Aufenthalt in einem „Safe House“ die folgenden Tage nicht, wie ein AfD-Spitzenfunktionär das behauptete, in „Hausarrest für einen politisch missliebigen Kandidaten“ , sondern in Berlin und auf Mallorca verbrachte.
Nach gefühlter mehrstündiger Suada von Hafenecker (tatsächlich waren es nur 17 Minuten) durfte auch der Justizsprecher der FPÖ, Harald Stefan, ans Mikro und den schon erwähnten Verdacht, dass mit Zig Millionen gegen Rechts mobilisiert würden und die Rechtsextremismus-Experten in Wahrheit Linksextremisten seien, von sich geben. Die FPÖ werde bewusst mit Hass in Verbindung gebracht, als Hasser dargestellt: Die FPÖ hasse Kinder, die FPÖ hasse alte Leute.
Von Kindern haben wir noch nichts gehört, aber Mölzer hat doch gesagt, dass er Kickls Bezeichnung „Polit-Pensionisten“ für die zwei wackeren blauen Afghanistan-Touristen als „abwertend gegenüber der älteren Generation“ (diepresse.com, 1.10.23) empfinde. Von den zehn Minuten, die der Justizsprecher plaudern durfte, ist uns ansonsten nichts Berichtenswertes in Erinnerung geblieben.
Einen Nachtrag müssen wir noch machen – zur Antifa Döbling, die Hafenecker so am Herzen liegt, weil sie so böse und linksextrem sein soll. Auf Facebook hat die sich zuletzt im Mai 2022 zu Wort gemeldet und erklärt, warum sie sich doch noch einmal zu Wort meldet, obwohl sie ihre Arbeit als aktive Fangruppe seit zwei Jahren ruhend gestellt habe. Von der autonomen Antifa Innsbruck ist uns nur eine Meldung aus 2011 erinnerlich: „Run You Fuckers!“ Das ist zwar sehr böse und für die FPÖ ganz sicher linksextrem, aber ziemlich alt.
Übrigens sind wir aktuell nicht unter den Verdächtigen explizit angeführt (nur in einer FPÖ-nahen Schrift aus dem Vorjahr, die die Blauen immer als Beleg zitieren), von den Zig Millionen haben wir auch noch keine erhalten, aber das kann sich ja noch ändern. Spenden in beliebiger Höhe sind jedenfalls erbeten, damit wir auch weiterhin gegen Rechts mobilisieren können.
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