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Doku-Tipp: Nazis, made in Austria

Im Grun­de lie­fert die in Frank­reich pro­du­zier­te ARTE-Doku „Nazis, made in Aus­tria” nichts, was nicht schon bekannt wäre – kei­ne neu­en For­schungs­er­geb­nis­se, kei­ne Sen­sa­tio­nen. Aber sie ist durch die Ver­dich­tung des The­mas auf 52 Minu­ten erschüt­ternd und über­aus sehens­wert. Nur noch bis zum 14.10.23 online. Gesche­hen, neu gese­hen. — „Wah­re Geschich­te” Nach dem Ende des […]

5. Okt 2023

Geschehen, neu gesehen. — „Wahre Geschichte”

Nach dem Ende des Ers­ten Welt­kriegs zer­fiel das Kai­ser­reich Öster­reich-Ungarn. Öster­reich schrumpf­te zu einer klei­nen Repu­blik. Die Fol­ge: Groll und Ent­täu­schung in wei­ten Tei­len der Bevöl­ke­rung – und ein Nähr­bo­den für den soge­nann­te Pan­ger­ma­nis­mus, das Stre­ben nach der Ein­heit aller ger­ma­ni­schen Völ­ker. Eine Strö­mung, die mit Anti­se­mi­tis­mus und Frem­den­feind­lich­keit gepaart war.

Die im Fahr­was­ser der deut­schen NSDAP gegrün­de­te öster­rei­chi­sche NS-Par­tei, die NSDAP-Hit­ler­be­we­gung, bekam immer mehr Zulauf. In einem insta­bi­len poli­ti­schen Umfeld ver­üb­te sie eine wach­sen­de Zahl von Gewalt­ta­ten. Füh­ren­de Köp­fe waren Ernst Kal­ten­brun­ner, Arthur Seyss-Inquart und Adolf Eich­mann. Die spä­ter als Kriegs­ver­bre­cher ver­ur­teil­ten Män­ner mach­ten Öster­reich zum Ver­suchs­la­bor für den Unter­drü­ckungs­ap­pa­rat der Nazis, bevor sie des­sen Mecha­nis­men nach dem „Anschluss“ voll übernahmen.

Unter dem Deck­man­tel der Eutha­na­sie ermor­de­ten sie Men­schen mit kör­per­li­chen und geis­ti­gen Behin­de­run­gen in den Kran­ken­häu­sern und waren an der Errich­tung des Kon­zen­tra­ti­ons­la­gers Maut­hau­sen betei­ligt. Die öster­rei­chi­sche Schwes­ter­par­tei der NSDAP wur­de zur Vor­rei­te­rin bei der Ver­fol­gung von Juden, ihrer sys­te­ma­ti­schen Berau­bung und der erzwun­ge­nen Emi­gra­ti­on bis hin zu den aller­ers­ten Depor­ta­tio­nen. Die von den Par­tei­mit­glie­dern in ihrem Hei­mat­land erwor­be­ne Erfah­rung kam nach Kriegs­aus­bruch im gesam­ten Deut­schen Reich in den besetz­ten bezie­hungs­wei­se annek­tier­ten Gebie­ten zum Einsatz.

Nach dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs jedoch sah sich Öster­reich unter Beru­fung auf den „Anschluss“ 1938 offi­zi­ell vor allem als ers­tes Opfer Adolf Hit­lers und leg­te gro­ßen Wert dar­auf, die eige­ne Unschuld zu beto­nen. Mit die­ser Mythen­bil­dung wei­ger­te sich das Land, sei­ne Mit­ver­ant­wor­tung für die Ver­bre­chen des Drit­ten Rei­ches zuzu­ge­ben. Auch über die Betei­li­gung der öster­rei­chi­schen Bevöl­ke­rung am Ver­nich­tungs­ap­pa­rat der Nazis wur­de lie­ber geschwie­gen. Erst 1991 erkann­te der öster­rei­chi­sche Staat offi­zi­ell an, dass Öster­reich eine Mit­ver­ant­wor­tung an den bis dahin nur Deutsch­land zuge­schrie­be­nen Ver­bre­chen tra­ge. (Text: arte.tv)

Regie: Bar­ba­ra Necek
ARTE 2022, 52′

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