FPÖ Tirol: Troubles in den Bezirken und eine recht extreme Kandidatin

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Nach­dem Mit­te August der Ost­ti­ro­ler FPÖ-Bezirks­par­tei­ob­mann Josef Oblas­ser, einst treu­er Mit­ar­bei­ter des mitt­ler­wei­le völ­lig ins Schwurb­ler­tum abge­glit­te­nen Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten Gerald Hau­ser, zurück­ge­tre­ten ist und mit ihm der Lien­zer Stadt­par­tei­ob­mann Manu­el Klein­ler­cher, folg­te nun der Par­tei­ob­mann des Bezirks Imst, Johann „Gio­van­ni“ Grü­ner. Der fühlt sich bei der Lis­ten­er­stel­lung für die Land­tags­wahl over­ru­led, nach­dem statt ihm, der im Bezirk an die ers­te Stel­le gereiht war, Gud­run Kof­ler vor­ge­zo­gen wur­de. Und die tut sich mit recht extre­men Ansa­gen hervor.

Dabei hat­te Grü­ner die Bezirks­par­tei 2018 in gro­ßer blau­er Not über­nom­men, als näm­lich die Par­tei nach eini­gen brau­nen Fäl­len am Zer­fal­len war und ein Neu­start ver­sucht wurde.

Posting Facebook-Seite FPÖ Bezirk Imst

Pos­ting Face­book-Sei­te FPÖ Bezirk Imst im Okto­ber 2018: „… neue Bezirks­lei­tung mit Obmann Gio­van­ni Grü­ne gewählt. (…) Wir sind dabei, den Bezirk neu aufzubauen.”

Die 39-jäh­ri­ge Kof­ler, gebür­ti­ge Süd­ti­ro­le­rin, die den RFS in Inns­bruck bei der ÖH-Wahl 2021 ange­führt und sich nie zum brau­nen Fall ihrer Uni-Lis­te geäu­ßert hat­te, dann heu­er im März zur RFS-Bun­des­ob­frau auf­ge­stie­gen ist, geriet ihrer­seits wegen zahl­rei­cher ver­stö­ren­der Pos­tings in Kri­tik. Kostproben:

“Guten Mor­gen, deut­sches Volk” oder “Waren das noch Zei­ten als am Gar­da­see nur die Ita­lie­ner das Pro­blem waren” die Rede. Außer­dem pos­te­te sie ein Bild, das Haut­far­ben-Bunt­stif­te mit ver­schie­de­nen Far­ben zeig­te – mit dem Kom­men­tar: “Was waren das noch für Zei­ten, als die Jol­ly-Mal­far­ben-Palet­te hier­zu­lan­de nur eine Haut­far­be hat­te.” Wei­ters beschwert sich Kof­ler über “Gen­der­ga­ga” und “Ras­sis­mus gegen Wei­ße”. In Bezug auf die LGBT-Bewe­gung meint sie: “Sind das Clowns?“ zit. nach salto.bz, 18.8.22; Her­vor­he­bun­gen im Original)

Kofler auf Twitter: "Waren das noch Zeiten, als am Gardasee nur die Italiener das Problem waren..." (13.6.22)

Kof­ler auf Twit­ter: „Waren das noch Zei­ten, als am Gar­da­see nur die Ita­lie­ner das Pro­blem waren…” (13.6.22)

Flugs, nach­dem ihre Wort­spen­den öffent­lich the­ma­ti­siert wur­den, stell­te Kof­ler ihren Twit­ter-Account auf pri­vat. Beim Het­zen will man doch unter sich blei­ben! Über­haupt scheint Kof­ler aufs sang- und klang­lo­se Ver­schwin­den zu set­zen. Als wir die Nazi-Ver­gan­gen­heit des Tiro­ler RFS-Kan­di­da­ten publik gemacht hat­ten, wur­de er als stell­ver­tre­ten­der RFS-Lan­des­par­tei­ob­mann von der Web­site gelöscht – kommentarlos!

Koflers Tweets nur für bestätigte Follower sichtbar (Screenshot 13.9.22)

Kof­lers Tweets nur für bestä­tig­te Fol­lower sicht­bar (Screen­shot 13.9.22)

Aber auch Johann Grü­ner äußert sich zu Kof­ler und ihrem ideo­lo­gi­schem Background:

Gud­run Kof­ler form­te abseits der bestehen­den Struk­tu­ren „ihr Team“, pos­te­te in den sozia­len Medi­en Fotos, auf denen unter ande­rem Per­so­nen zu sehen sind, deren deut­lich „Rech­te“ Gesin­nung im Bezirk seit lan­gem bekannt ist.“ Unter ande­rem war von einem spür­ba­ren „Rechts­ruck“ der FPÖ auf Bundes‑, Lan­des- und Bezirks­ebe­ne die Rede. (meinbezirk.at, 9.9.22; Her­vor­he­bun­gen im Original)

Über­haupt erreg­ten Kof­lers Wort­spen­den auch in Süd­ti­rol, wo sie 2005 in ihrem dama­li­gen Hei­mat­ort Kur­tatsch Gemein­de­rä­tin und dann Mit­ar­bei­te­rin bei der „Süd-Tiro­ler Frei­heit“, der Par­tei ihrer Tan­te Eva Klotz war, grö­ße­re Auf­merk­sam­keit. Das Süd­ti­ro­ler Medi­um salto.bz wid­me­te Kof­ler unter dem Titel „Recht extrem“ ein län­ge­res Por­trät. 

Vor den Wah­len am 25. Sep­tem­ber sieht sich nicht nur Fratel­li d’Italia-Chefin Gior­gia Melo­ni gezwun­gen, sich – expli­zit, aber für poli­ti­sche Beob­ach­ter und Kon­tra­hen­ten nicht glaub­wür­dig genug – von Faschis­mus und rechts­extre­mem Gedan­ken­gut zu distan­zie­ren. Auch bei Gud­run Kof­ler herrscht Klä­rungs­be­darf. Die Enke­lin von Jörg und Nich­te von Eva Klotz tritt für die FPÖ bei den vor­ge­zo­ge­nen Tiro­ler Land­tags­wah­len am 25. Sep­tem­ber an. Nun wird nicht nur außer­halb der Frei­heit­li­chen Par­tei Kri­tik laut. Auch par­tei­in­tern bro­delt es. Unter ande­rem wegen offen­bar ras­sis­ti­schen und extre­men Aus­sa­gen von Gud­run Kofler.

salto.bz über Gudrun Kofler: "Recht extrem"

salto.bz über Gud­run Kof­ler: „Recht extrem”

Der Ver­gleich mit Gior­ga Melo­ni, Füh­re­rin der faschis­ti­schen Par­tei „Fratel­li d’Italia“, dürf­te Kof­ler ver­mut­lich wenig schme­cken. Vor weni­gen Wochen sah sie sich, die inzwi­schen die öster­rei­chi­sche Staats­bür­ger­schaft besitzt, aber noch wacker für die Los­lö­sung Süd­ti­rols von Ita­li­en kämpft, genö­tigt, zusam­men mit zwei Abge­ord­ne­ten der „Süd-Tiro­ler Frei­heit“ „am Boz­ner Lan­des­ge­richt eine Ein­ga­be“ (Kof­ler auf Face­book, 25.8.22) wegen Melo­nis Aus­sa­ge, „Ich den­ke, dass Mus­so­li­ni ein guter Poli­ti­ker war. Alles, was er gemacht hat, hat er für Ita­li­en gemacht. Es gab kei­ne ande­ren Poli­ti­ker wie ihn in den letz­ten 50 Jah­ren.“, zu machen.

2009 gab Kof­ler, damals noch Gemein­de­rä­tin in Kur­tatsch, dem rechts­extre­men, auch am Rand des Neo­na­zis­ti­schem krat­zen­den „Der Eck­art“ ein Inter­view, in dem sie 

nach der Bedeu­tung von Begrif­fen wie “Hei­mat”, “Wer­te” und “Tra­di­ti­on” gefragt, eine anti-ita­lie­ni­sche wie völ­ki­sche Ant­wort parat [hat­te]: “Nur durch Wert­vor­stel­lun­gen und Tra­di­tio­nen kön­nen wir Süd­ti­ro­ler heu­te von uns sagen, daß wir uns von den Ita­lie­nern nicht unter­krie­gen haben las­sen und noch heu­te Tiro­ler und somit ein Teil des deut­sches Vol­kes sind!” (salto.bz; Her­vor­he­bun­gen im Original)

Als Kämp­fe­rin fürs deut­sche Volk und des­sen ima­gi­nier­ter Ein­heit fügt sie sich samt ihren sons­ti­gen Äuße­run­gen wun­der­bar in die FPÖ ein. Blie­be noch die Fra­ge, wie sie, die so sehr fürs Selbst­be­stim­mungs­recht der Süd­ti­ro­ler ein­tritt, etwa zur Ukrai­ne steht, deren nach einem Refe­ren­dum 1991 dekla­rier­te Unab­hän­gig­keit nun nie­der­ge­met­zelt wer­den soll? Ach ja, da pocht auch Kof­ler mit ihrer Putin-affi­nen Par­tei auf Öster­reichs Neutralität.

Kofler im Interview mit "Der Eckart" (2009): sind "noch heute Tiroler und somit ein Teil des deutsches (sic!) Volkes"

Kof­ler im Inter­view mit „Der Eck­art” (2009): sind „noch heu­te Tiro­ler und somit ein Teil des deut­sches (sic!) Volkes”