Das Institut und zig Vereine für alles
Andreas T., selbsternannter „President“ des T‑Instituts (Name abgekürzt), gibt sich als „rebellischer Tiroler“ – Andreas Hofer-Bart inklusive. In einem 80-minütigen Video erzählt T. über sein Busunternehmen und seine KFZ-Werkstätte, die er inzwischen weitgehend in Vereinskonstruktionen eingegliedert habe. Jetzt sei er nur mehr gemeinnützig unterwegs. Zum Beispiel in der Forschung: „Ein Verein, wo ma früher Omnibus gfohra sein, san ma auf die Forschung hingangn.“ Erforscht werde, wie etwa Busfahrten zu organisieren seien. Damit stößt T. vermutlich in eine weit klaffende Forschungslücke! Im Institut seien viele verschiedene Vereine, die Hilfe zur Selbsthilfe anböten, beispielsweise beim Reparieren von KFZ oder mit einem 26-tägigen Lehrgang zum Vereinsrecht, denn „ein Verein gründa, is ein Aufwochprozess“. Es gäbe für den Lehrgang keine Vorgaben, die Inhalte müssten „aus dir aussekomma“.

Was genau im „Forschungsprojekt Impffrei Vital & Gesund“, gemacht wird, das nicht auch in Hunderten anderen Schwurbelgruppen passiert, geht aus der Beschreibung nicht hervor. Nur, dass „im Rahmen der kooperativen Zweckausrichtungen der teilnehmenden Vereine und Unterstützer die Möglichkeiten eines optimierten, glücklichen und gesunden Lebens“ erforscht würden.

Vereinsmitglieder, führt der „President“ aus, seien zuerst auf der Suche nach ihrem Talent. Dagegen wäre nichts einzuwenden. Andere müssen aber offenbar gar nicht mehr suchen und wollen ihr „Talent“ auf der Institutswebsite eintragen, was jedoch mit Kosten einhergeht: 125 Euro Förderbeitrag sind dafür hinzublättern. Das wird andernorts simpel als Inserat oder Bewerbung für irgendeine Geschäftstätigkeit bezeichnet. Knapp 1.000 Mitglieder zählt laut Website das Institut, T. redet im Video von mehreren Tausend Mitgliedern. Dabei summieren sich schon alleine die 25 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr insgesamt auf einen beachtlichen Betrag, hinzu kommen wohl noch einige andere „Förderbeiträge“.

Verschwörungsgefasel mit reichsbürgerlichem Touch
Wer sich nun fragt, ob der Vereinsbetrieb nicht bloß eine andere Rechtsform ist, um Geschäfte mit weniger Richtlinien zu betreiben, wird damit vermutlich nicht alleine sein. So erzählt T. auch offenherzig, dass die Beförderung von „Vereinsmitgliedern“ im Bus – etwa zu den Corona-Demos – nicht durch die Corona-Verordnungen betroffen gewesen sein sollen.

Auch über vom Institut ausgestellte Maskenbefreiungsatteste erzählt T., was quasi eine Einladung für die Behörden darstellt, um bei ihm nachzuschauen. Insgesamt klingen T.s Ausführungen über seine Tätigkeiten nach Umgehungskonstruktionen, garniert mit reichsbürgerlichen Versatzstücken, die er versucht, mit holprigem Gefasel darzulegen. Etwa so: „Die Person, da ist die Republik Österreich der Herausgeber … und diese Person ist versichert. Do ist im Hintergrund dieses Kollateralkonto.“ Selbst der an sich wohlgesonnnene Interviewer und wohl sonst auch niemand versteht, was nun dieses „Kollateralkonto“ sein soll. Jedenfalls etwas Geheimes, soviel scheint klar zu sein. „Wias do genau funktioniert, will i gor net amol so ganz genau wissen“, fügt T. bedeutungsschwanger an. Irgendwer lege „Strohmann“-Identitäten an, die sich durch die Schreibweise des Namens unterscheiden würden: in Blockschrift oder nur mit Kleinbuchstaben oder gemischt. Alles klar, große Verschwörung!

Razzien und besonderer Vortrag wegen „Polizeiüberfall“
Es ist nicht verwunderlich, dass bei T. inzwischen die Polizei vorbeigeschaut hat – zwei Mal bereits. Das erste Mal wurden im Juni 2021 Hausdurchsuchungen mit Beteiligung der Finanzpolizei durchgeführt und neben einem hohen Bargeldbetrag von weit über 100.000 Euro auch vier Langwaffen, zwei Faustfeuerwaffen und Munition sichergestellt, berichtete die Oberländer Rundschau. Ermittelt wurde nicht nur, weil T. im Verdacht stand, illegal Maskenbefreiungsatteste ausgestellt zu haben, sondern auch noch wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung.
In der letzten Woche gab’s die nächste Razzia.
Die Vorwürfe dürften insgesamt in verschiedene Richtungen gehen. So seien vom Unternehmer über seinen Verein „diverse Dokumente“ in Umlauf gebracht worden. Bei der Durchsuchung zweier Gebäude war es allerdings auch noch um weitere Verdachtsmomente gegangen, wie Staatsanwalt Hansjörg Mayr gestern auf Anfrage der TT präzisierte. Demnach werde gegen den Unternehmer auch wegen Urkunden-und Beweismittelfälschung ermittelt. Staatsanwalt Mayr: „Es besteht der Verdacht, dass gefälschte Atteste zur Maskenbefreiung sowie derartige Impfbefreiungen weitergegeben wurden.“ (Tiroler Tageszeitung, 3.6.22, S. 5)
Eigentlich war für diesen Abend eine Veranstaltung zum „Forschungsprojekt Impffrei Vital & Gesund“ vorgesehen. Da scheint dann spontan umgeplant worden zu sein, wie User Werner im Instituts-Forum verlautbarte: „bitte heute 02.06.soviele mitglieder,wie möglich zum t… institut imst um 19:00 h kommen. BESONDERER VORTRAG wegen polizei-Überfall vom .02.06.22 (bitte schon aus solidarität zum andi kommen“

Braune Chats und Hitler im Regal
Nichts erklärt T. in seinem langatmigen Interview zu den Ermittlungen nach dem Verbotsgesetz, die gegen ihn laufen. Laut Tiroler Tageszeitung (3.6.22, S. 5) läge bereits eine noch nicht rechtskräftige Anklage gegen ihn vor. „Dabei soll er nicht nur Adolf Hitlers Werk ‚Mein Kampf‘ öffentlich im Regal stehen gehabt, sondern in einer Web-Nachrichtengruppe auch noch NS-Bilder geteilt haben.“ (TT)
Der ebenfalls bei Imst wohnhafte Markus S., mit dem T. Nachrichten ausgetauscht haben soll, musste sich bereits am 31. Mai vor dem Landesgericht Innsbruck erklären. Auf die einschlägigen Chats sei man über ein bei T. beschlagnahmtes Handy gekommen. S. habe, so die Staatsanwaltschaft, zwischen Oktober 2016 und Oktober 2020 über WhatsApp Bilder und Videos, darunter Hakenkreuze, eine Bildmontage zu einer Busfahrt für Asylwerber nach Ausschwitz, am 20.4. Hitler-Geburtstagsgrüße, an Andreas T. verschickt. Das alles habe S. witzig gefunden. Nazi sei er jedoch keiner, war beim Prozess zu hören. Zusätzlich habe S. noch unzählige Nachrichten mit rassistischen Inhalten verschickt, die jedoch nicht angeklagt waren. S. bekannte sich schuldig und gab an, sich „irrsinnig“ zu schämen. Das Urteil: ein Schuldspruch, zwölf Monate bedingter Haft und eine unbedingte Geldstrafe über 6.000 Euro. S. nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft äußerte sich nicht, daher ist es noch nicht rechtkräftig.
Manche der mit T. geteilten Nazi-Sujets waren dieselben, für die der Imster Ex-FPÖ-Politiker Wolfgang Neururer bereits 2018 verurteilt wurde. Ein Zufall?