Lesezeit: 5 Minuten

Angriffskrieg auf die Ukraine: gespaltene Rechtsextreme

Neo­na­zis und ande­re Rechts­extre­me haben es die­ser Tage schwer. An der Fra­ge pro Putin oder pro Ukrai­ne schei­den sich die Geis­ter. Wäh­rend Neo­na­zis an die Groß­vä­ter erin­nern, die gegen Russ­land gekämpft haben und die­ser Gesin­nungs­tra­di­ti­on treu blei­ben, wer­fen sich ande­re für Putin ins Feu­er. Und man­che wis­sen wie­der­um nicht ganz, wo sie sich posi­tio­nie­ren sollen. […]

25. Feb 2022

Der Jour­na­list Mar­kus Sulz­bach­er hat für sei­nen News­let­ter bereits Tage vor Putins Über­fall auf die Ukrai­ne Tei­le der öster­rei­chi­schen rechts­extre­men Sze­ne beobachtet.

Die Kri­se hat sie schon vor Tagen akti­viert. Wenig über­ra­schend, ste­hen sie an der Sei­te des rus­si­schen Prä­si­den­ten Wla­di­mir Putin, des­sen Pan­zer­po­li­tik und auto­ri­tä­res Auf­tre­ten ihnen impo­niert. „Wir wol­len einen wie Putin“, titel­te die in Ober­ös­ter­reich erschei­nen­de rechts­extre­me Zeit­schrift „Info Direkt“ bereits vor Jah­ren. Für die Eska­la­ti­on wer­den nun die NATO und “gewis­se Macht­zir­kel” ver­ant­wort­lich gemacht. Den Sehern des ein­schlä­gi­gen Online-Sen­ders AUF1 erklär­te ein “Exper­te”, dass Putin „auf die stän­di­gen Pro­vo­ka­tio­nen und Über­grif­fe reagie­ren“ muss.

Coro­na und die “Glo­ba­lis­ten”

Unter den zahl­rei­chen Bei­trä­gen auf Tele­gram fällt auf, dass Rechts­extre­me den aktu­el­len Kon­flikt mit der Coro­na-Pan­de­mie ver­bin­den. Sie machen fins­te­re Mäch­te im Hin­ter­grund, die „Glo­ba­lis­ten“, für bei­de Kri­sen ver­ant­wort­lich. Wer die­se fins­te­ren Mäch­te sind, wird nicht ver­ra­ten, das darf sich das Publi­kum selbst den­ken. Ste­fan Magnet, der Auf1-Chef­re­dak­teur schrieb vor weni­gen Tagen, es sei­en „die­sel­ben Glo­ba­lis­ten“, die „den Coro­na-Aus­nah­me­zu­stand vom Zaun gebro­chen haben“, die „uns jetzt in den Krieg het­zen wol­len“. Auch Mar­tin Rut­ter, der sich als Anfüh­rer der Coro­na-Pro­tes­te insze­niert, sieht „Glo­ba­lis­ten“ in der Ukrai­ne am Werk.

der Putin-Fan Stefan Magnet mit AUF1 positioniert sich prorussisch
der Putin-Fan Ste­fan Magnet mit AUF1 posi­tio­niert sich prorussisch

Die FPÖ

Die FPÖ, einst durch­zo­gen von Putin-Fan­boys und in Per­son der Ex-Außen­mi­nis­te­rin Karin Kneissl zumin­dest mit einem Fan­girl, die nach ihrer abrupt zu Ende gegan­ge­nen minis­te­ri­el­len Kar­rie­re beim rus­si­schen Pro­pa­gan­da­sen­der „Rus­sia Today“ (RT) ange­heu­ert hat, weiß auch nicht ganz, wo sie ihre Sym­pa­thien ansie­deln soll: Kickl mein­te ges­tern in einer Rede im Natio­nal­rat, der Angriff von rus­si­schen Trup­pen auf die Ukrai­ne sei „in keins­ter Art und Wei­se zu recht­fer­ti­gen“, doch die Betei­li­gung Öster­reichs an Sank­tio­nen sei für einen neu­tra­len Staat völ­ker­rechts­wid­rig. Da Kickl nur ein biss­chen Phi­lo­so­phie und kein biss­chen Rechts­wis­sen­schaft stu­diert hat, mein­te er zwei Tage vor Beginn der Kriegs­hand­lun­gen, dass selbst die kla­re Posi­tio­nie­rung der öster­rei­chi­schen Regie­rung gegen Russ­land mit der öster­rei­chi­schen Neu­tra­li­tät nicht ver­ein­bar sei. Und Kickl irr­lich­ter­te in hoch­pein­li­cher Wei­se wei­ter. Er

zog auch einen Ver­gleich, der ange­sichts der nun­meh­ri­gen rus­si­schen Mili­tär­of­fen­si­ve gegen die Ukrai­ne schlecht geal­tert ist: Die Coro­na­kri­se und der Ukrai­ne-Krieg hät­ten eine Gemein­sam­keit, behaup­te­te Kickl. Es hand­le sich in bei­den Fäl­len um von der öster­rei­chi­schen Regie­rung dra­ma­ti­sier­te Gefah­ren, die als „Exis­tenz­be­rech­ti­gung“ für deren Schaf­fen die­nen sol­len – also eine Art Ablen­kungs­ma­nö­ver für tür­kis-grü­ne Ver­feh­lun­gen sein sol­len. (pro­fil, 24.2.22)

Ähn­lich wie die FPÖ sucht auch die Schwes­ter­par­tei AfD ihren Stand­punkt, wie Bell­tower (24.2.22) in einer Zusam­men­fas­sung zur deut­schen Sze­ne ausführt:

Rechtsextreme Reaktionen zur Ukraine. Zwischen Zurückhaltung, Kampfbereitschaft und Spaltung

Der Krieg in der Ukrai­ne geht auch nicht an der extre­men Rech­ten in Deutsch­land spur­los vor­bei. Eini­ge wol­len sich noch als frei­wil­li­ge Kämp­fer bewer­ben, ande­re suchen noch etwas ori­en­tie­rungs­los ihre Posi­ti­on zum Krieg. Aber har­te Fron­ten ent­ste­hen und trei­ben einen Keil in die Szene. 

Rechts­extre­me Reak­tio­nen zur Ukrai­ne: Zwi­schen Zurück­hal­tung, Kampf­be­reit­schaft und Spaltung

Neonazis von Unwiderstehlich: „Blut allein bewegt das Rad der Geschichte”

Die öster­rei­chi­schen Neo­na­zis rund um „Unwi­der­steh­lich“ hal­ten sich an die gute alte Nazi-Tra­di­ti­on, die Russ­land als Fein­des­land im Visier hat. Sie arbei­ten sich an Karin Kneissl ab, die sie als „Lohn­schrei­be­rin beim rus­si­schen Staats­me­di­um Rus­sia Today und rus­si­sche Ein­fluss­agen­tin“ und „Miet­maul der Rus­sen“ titulieren.

Diver­se selbst­er­nann­te Alter­na­tiv­me­di­en trom­meln für eine Poli­tik, die das Selbst­be­stim­mungs­recht der Völ­ker, die staat­li­che Sou­ve­rä­ni­tät der Ukrai­ne, die eigen­stän­di­ge Kul­tur und Volk­heit der Ukrai­ner negiert.
Als Natio­na­lis­ten ste­hen wir immer auf der Sei­te der Frei­heit. Eine Frei­heit, die eine zahn­lo­se alte Hure ist, die nach rus­si­schem Schnaps oder nach ame­ri­ka­ni­schen Ziga­ret­ten aus ihrem zahn­lo­sen Maul stinkt, die wol­len wir nicht.
Euro­pa muss sich sei­ner selbst bewusst werden.
So tra­gisch der Krieg auch ist, er ist die Chan­ce für den Grün­dungs­my­thus einer ande­ren Welt. Denn nur Blut allein bewegt das Rad der Geschichte.

"Unwiderstehlich" zu Karin Kneissl
„Unwi­der­steh­lich” zu Karin Kneissl
"Unwiderstehlich" kriegslüstern: "So tragisch der Krieg auch ist, er ist die Chance für den Gründungsmythos einer anderen Welt. Denn nur Blut allein bewegt das Rad der Geschichte."
„Unwi­der­steh­lich” kriegs­lüs­tern: „So tra­gisch der Krieg auch ist, er ist die Chan­ce für den Grün­dungs­my­thos einer ande­ren Welt. Denn nur Blut allein bewegt das Rad der Geschichte.”

Österreichische Neonazis teilen „Baldur Landogart”

Ex-NPD-Funktionär Tobias Schulz alias Baldur Landogar geteilt bei österreichischen Neonazis
Ex-NPD-Funk­tio­när Tobi­as Schulz ali­as Bal­dur Lan­do­gar geteilt bei öster­rei­chi­schen Neonazis
Ex-NPD-Funktionär Tobias Schulz alias Baldur Landogart: "während viele geschichtsvergessene bundesdeutsche Wohlstandspatrioten noch der russischen Armee zujubeln"
Ex-NPD-Funk­tio­när Tobi­as Schulz ali­as Bal­dur Lan­do­gart: „wäh­rend vie­le geschichts­ver­ges­se­ne bun­des­deut­sche Wohl­stands­pa­trio­ten noch der rus­si­schen Armee zujubeln”
Neonazis von Der III. Weg gegen Russland und die USA
Neo­na­zis von „Der III. Weg” gegen Russ­land und die USA

„Neurechte“ Positionen

Putin 1993: Pino­chet als Vorbild

Neues Deutschland 1993 über Putin: Militärdiktatur nach chilenischem Vorbild für Rußland "wünschenswerte Lösung" (Screenshot Reddit)
Neu­es Deutsch­land 1993 über Putin: Mili­tär­dik­ta­tur nach chi­le­ni­schem Vor­bild für Ruß­land „wün­schens­wer­te Lösung” (Screen­shot Reddit)