Die Fotomontage, die einen seiner „Guardians“ neben einem Davidstern aus Spritzen mit dem hetzerischen Zusatz „Jewish Gen Toxic Vaccination“ zeigt, ist auf verschiedenen Konten von Kielnhofer erschienen: auf Facebook, Twitter, Instagram, Telegram, auf privaten Websites von Kielnhofer, ja sogar auf Gab, dem „Twitter für Rassisten“. Kielnhofer brauchte mehrere Tage, um seine diversen Konten von der antisemitischen Montage und etlichen anderen verschwörerischen oder hetzerischen Beiträgen zu säubern.
Da war es aber schon zu spät. Viele hatten Alarm geschlagen, sich beim jeweiligen Medium oder bei Kielnhofer selbst beschwert. Stellvertretend hier der Poster, der auf einem von Kielnhofers vielen Facebook-Accounts schrieb: „Was soll denn diese antisemitische scheisse? Willst du dich her freiwillig öffentlich als Nazi bekennen?“, worauf Kielnhofer entlarvend antwortete: „Wer macht die Impfungen? Wer hat die Patente auf die Impfungen? Was steht da drinnen?“
Später versuchte sich Kielnhofer in der Hacker-Variante. Eigentlich: in mehreren Varianten. Eine davon offerierte er in einem offenen Brief:
Es wurde von einem Hacker ein Anti-Impf-Posting von mir mittels einer Kopie der Überschrift aus der israelischen Statistik (hier wurde grafisch die Übersterblichkeit dokumentiert) in mein Post eingefügt. Dieser Zusatz sorgte für Aufregung. Es sollte jedoch lediglich auf die extrem hohe Übersterblichkeit in Israel hingewiesen werden, denn viele Ärzte sehen diese Entwicklung in direktem Bezug mit der Corona-Impfung.
Aha! Ein Super-Hacker, der gleichzeitig in die diversen Konten in den verschiedenen Medien (FB, Insta, Twitter, TG usw.) eindringt, „fügt“ einen „Zusatz“ ein, durch den auf die „extrem hohe Übersterblichkeit in Israel“ hingewiesen werden sollte? Aus einer falschen Behauptung über die israelische Übersterblichkeit durch Impfung entsteht dann irgendwie eine antijüdische bzw. antisemitische Hetze, die zu „Aufregung“ führt?
In einer anderen Variante schwurbelte er herum, dass „nur“ der Davidstern aus Spritzen auf ihn zurückgehe, während die antisemitischen Worte von einem seiner Follower, die seine Beiträge gestalten und verändern dürfen, stammen würden. Also doch kein Hack, sondern ein „Lapsus“ seinerseits? „Ich habe da zu wenig achtgegeben”, wird er in den OÖN zitiert.
In einem weiteren Beitrag der OÖN (19.1.22) spricht er allerdings wieder antisemitischen Klartext. Es sei „doch klar, dass die Hersteller von Impfstoffen oft jüdisch sind. Ich hab’ das irgendwo gelesen. Schauen Sie doch nach, wer die Chefs der Pharma-Industrie sind. Ich bin auch gegen Jesuiten und Freimaurer, aber das interessiert niemanden.“
Die Reaktionen fielen dann doch sehr deutlich und klar aus: „Ich bin sprachlos und schockiert angesichts der perfiden Geschmacklosigkeit dieser Verschwörungstheorie“, erklärte Alfred Weidinger, Direktor der Kultur GmbH des Landes Oberösterreich. Die Stadt Steyr reagierte auf Kielnhofers antisemitische Provokation sofort damit, dass die vor einigen Jahren gekauften Wächter-Skulpturen „vorerst aus dem öffentlichen Raum verbannt“ wurden. Kurz danach zog Linz nach, indem die Landeshauptstadt ihre Nutzungsvereinbarung widerrief und Kielnhofer aufforderte, seine Skulpturen auf eigene Rechnung von der Donaulände zu entfernen. Bürgermeister Luger (SPÖ), der zuerst noch die strafrechtliche Relevanz von Kielnhofers Postings abwarten wollte: „Werke antisemitischer Künstler haben in unserer Stadt im wahrsten Sinne des Wortes keinen Platz – ganz besonders auch nicht im Vergleich mit der Covid-19-Pandemie.“
Auch der Kulturamtsleiter der Stadt Scheibbs (NÖ) und der Verein Waxenberg Aktiv (OÖ) distanzierten sich Kielnhofer und ließen seines Skulpturen entfernen. In Graz stehen ebenfalls Kielnhofers Skulpturen herum, allerdings nicht auf öffentlichem Raum, sondern auf dem Privatgrund einer Firma. Tristan Ammerer, Gemeinderat der Grünen, wartet noch auf eine Antwort der Firma.
Kielnhofers „Guardians of Time“ sind aber nicht nur in Österreich ausgestellt. Als seine antisemitische Fotomontage veröffentlicht wurde, waren seine „Wächter“ in Oranienburg (Brandenburg/D) zu Gast. Dort sorgte Heiner Klemp, Mitglied des Landtags für Bündnis 90/Die Grünen, dafür, dass die Skulpturen rasch wieder aus dem Stadtbild entfernt wurden:
Der antisemitische Hintergrund des Künstlers war in Oranienburg zuvor nicht bekannt. Antisemitismus ist nirgends auf der Welt zu tolerieren, aber in Oranienburg angesichts der Geschichte der Stadt als Schaltstelle der Konzentrationslager im 3. Reich schon gar nicht. Die Wächter wurden umgehend nach Bekanntwerden der antisemitischen Posts entfernt.
Selbst frühere Unterstützer*innen von Kielnhofer und seinen Guardians wie M. und W. K. fanden sehr klare Worte und distanzierten sich scharf von den „abscheulichen Postings“, beendeten die Zusammenarbeit mit ihm und schlossen die Website des „Guardians of Time“-Clubs.