Der als Vegan-Star bekannt gewordene Unternehmer Attila Hildmann wird polizeilich gesucht. Hildmann hatte sich bereits während der Fluchtkrise ab 2015 xenophob geäußert, rund um die Corona-Pandemie eskalierten seine Wortmeldungen so sehr ins Verschwörunsgideologische und Rechtsextreme, dass er in sozialen Medien mit den Beinamen „Vegangsta“, „Advocadolf“, „Gemüse-Goebbels“ und „Hirse-Hitler“ bedacht wurde. „Die Juden sind die Täter! Ihr Holocaust ist eine Lüge, mit der sie sich in die Opferrolle seit 1945 begeben und dem Deutschen die ewige Schuld zuschieben!“, war nur eine der verhetzenden und geschichtsleugnenden Telegram-Nachrichten von Hildmann. Anzeige erstattete auch der frühere Bundestagsabgeordnete Volker Beck, nachdem ihn Hildmann als „Judenschwuchtel“ diffamiert und ihm im Zuge einer Kundgebung 2020 in Berlin gedroht hatte: „Wenn ich Reichskanzler wäre, dann würde ich die Todesstrafe für Volker Beck wieder einführen, indem man ihm die Eier zertretet auf einem öffentlichen Platz.” (zit. nach derstandard.at, 29.7.21)
Im Februar 2021 wurde schließlich nach zahlreichen Anzeigen ein Haftbefehl gegen Hildmann erlassen. „Ihm werden über 1000 volksverhetzende Aussagen, Drohungen und Beleidigungen und öffentliche Aufforderung zu Straftaten vorgeworfen. Das Verfahren wird bei der neu eingerichteten Zentralstelle Hasskriminalität der Staatsanwaltschaft geführt.“ (tagesanzeiger.ch , 24.2.21)
Dem deutschen Hackerkollektiv Anonymous gelang es, Hildmann mittels eines Tracking-Links, auf den der klickte, zu lokalisieren. Hildmann war in die Türkei abgetaucht. Die Twitter-Gruppe „Hildbusters“ eruierte schließlich diverse Villen in der Türkei, in denen sich Hildmann aufgehalten hatte. (vgl. tagesanzeiger.ch, 9.4.21). Am 13.9. vermeldete der Twitter-Account von Anonleaks schließlich „The final chapter“ für Hildmann: Man habe die großen Telegram-Kanäle und Webseiten von Hildmann mit Hilfe des übergelaufenen Hildmann-Admins „Kai“ übernommen.
Zumindest bei seinem größten Telegram-Kanal habe Hildmann auch keine Chance, wieder Zugriff zu erlangen, erklärten die Aktivisten. Man habe nun zusammen mit dem IT-Helfer, der den Angriff unterstützt haben soll, die alleinigen Administratorenrechte an dem Kanal, so die Anonymous-Aktivisten auf eine SPIEGEL-Anfrage per E‑Mail. Auch über die beiden offiziellen Websites von sich selbst hat Hildmann laut den Aktivisten dauerhaft die Kontrolle verloren. Diese seien zu einem Anbieter transferiert worden, auf den Hildmann keinen Zugriff habe. (spiegel.de, 13.9.21)
Aber damit nicht genug: „Kai übergab uns die Zugangsdaten zu mehr als 20 Mail-Accounts der Domains attilahildmann.de und attilahildmann.com. Insgesamt konnten Anons so an die 100.000 Mails im Live-Betrieb aus Attilas Postfächern saugen“, schreibt Anon Leaks. Da dürften noch Überraschungen zum Vorschein kommen.
Twitter hat indessen den Account von Anon Leaks mit fast 100.000 Followern gesperrt – und zwar dauerhaft. „Als Begründung der Sperrung erklärte ein Twitter-Sprecher auf Anfrage: ‚Es ist nicht erlaubt, private Informationen anderer Personen ohne deren Erlaubnis zu tweeten. Dazu gehören auch Inhalte, die illegal erworben oder gehackt wurden.‘“ (spiegel.de, 14.9.21) Der Blogbeitrag von Anonymous enthält jedoch keine Inhalte, die den Sperrkriterien von Twitter entsprechen würden.
Inzwischen schlägt Hildmann auf einem Ersatzkanal wieder wild um sich und droht den Schuldigen, die er identifiziert hat, Mossad, BND und Antifa, mit „ULTIMATUM 15. SEPTEMBER MITTERNACHT!“