Beim am Wochenende stattgefundenen „Bundesknabenlager” des österreichischen Turnerbundes am Turnersee trägt der Identitäre und Burschenschafter Gerfrid Schmidt offenbar ein rundes Hakenkreuz auf seinem Lager-Shirt.
Gehört das zu Traditionspflege beim ÖTB?#nonazis #Österreich
1/2 pic.twitter.com/a0UXlMFYmu— Rechercheplattform zur Identitären Bewegung (@IbDoku) August 17, 2021
Interessant sind auch weitere Personen, die beim Lagerleben involviert sind: Laut Website des ÖTB leitet das Lager Wolfram Waldl. Er war bei der letzten ÖH-Wahl an vorderer Stelle Kandidat einer Fraktion an der Leobner Montanuniversität, die mit „Liste Leobner Studenten“ zwar einen unauffälligen Namen trägt, aber doch auffällig verortet ist.
Die LLSt gilt (…) als eng mit dem RFS verbandelt, der in Leoben selbst nicht unter seinem Namen antritt. (…) Die ideologische Stoßrichtung der LLSt zeigt sich freilich durch ihre Verankerung im burschenschaftlichen Milieu, das an der Uni Leoben eine ungewöhnlich große Rolle spielt. So sieht sich die LLSt als Bewahrerin lokaler bergmännischer Traditionen, etwa des Bierauszugs und des Ledersprungs. Zudem will sich die Liste gegen „Erfindungen wie das dritte Geschlecht und das Binnen‑I” einsetzen sowie „einen Verfall des guten Rufes unserer Alma Mater durch Instrumentalisierung politisch linker Themen” verhindern. Evidente personelle Überschneidungen gab es in der jüngeren Vergangenheit jedenfalls immer wieder mit der Burschenschaft „Leder”, die vor drei Jahren durch einen Flyer mit dem Bild eines NS-Malers samt homophober Botschaft auffiel. So war der Sprecher von „Leder” 2019 zugleich Vizechef der LLSt, zuvor außerdem Funktionär der FPÖ-Jugend. (derstandard.at, 7.7.21)
Waldl gehörte auch zu jener illustren Gruppe, die 2020 zur Juni-Bowle der Burschenschaft Olympia geladen war. Die Veranstaltung „für deutsche Männer und deutsche Frauen” der recht extremen Burschen war auf Facebook mit einem Wehrmachtsfoto garniert, das wohl deutlich darauf hinweist, woher und wohin der geistige Wind weht. Für Waldl offenbar kein Hindernis: Er meldete sich als „vielleicht“ teilnehmend an.
Ein weiterer Schmidt präsentiert sich auf Instagram am ÖTB-Lager: der Olympe Gernot Schmidt, einst Vorsitzender des RFS Wien, 2017 am Wiener Schottentor in einschlägiger Begleitung gesichtet und zudem Teilnehmer des Aufmarsches am Grab des Nazi-Majors Walter Nowotny. Schmidt bekennt selbst, an identitären Aktionen wie jener im Rahmen der Vienna Pride 2021, als ein homophobes Transparent entrollt wurde, teilgenommen zu haben.
Ob der Gerfrid Schmidt mit dem Gernot Schmidt familiär verbandelt ist, wissen wir nicht, ideologisch sind es die beiden allemal. Der ÖTB hat Erklärungsbedarf – wir haben ihn heute um eine Stellungnahme ersucht. Eltern, die ihre Kinder auf das ÖTB-Lager schicken, sind jedenfalls gut beraten, genauer hinzusehen, was dort passiert.
Update 13.11.21: Leider hat der Turnerbund nie auf unsere Bitte um eine Stellungnahme reagiert.