Turnerbund-Jugendlager mit rechtsextremer Leitung?

Auf einen fotografis­chen Fund ist die „Recherchep­lat­tform zur Iden­titären Bewe­gung“ gestoßen. Für ein Insta­gram-Foto posiert der iden­titären-nahe Burschen­schafter („Led­er“ Leoben) Ger­frid Schmidt am Bun­deskn­aben­lager des Öster­re­ichis­chen Turner­bunds (ÖTB) am Turn­ersee. Aufgestoßen ist der Plat­tform Schmidts T‑Shirt, das mit einem angedeuteten FFFF-Hak­enkreuz (Hak­enkreuz mit vier gebo­ge­nen F‑Haken), über das ein Totenkopf gelegt ist, verziert ist.

Inter­es­sant sind auch weit­ere Per­so­n­en, die beim Lager­leben involviert sind: Laut Web­site des ÖTB leit­et das Lager Wol­fram Waldl. Er war bei der let­zten ÖH-Wahl an vorder­er Stelle Kan­di­dat ein­er Frak­tion an der Leob­n­er Mon­ta­nuni­ver­sität, die mit „Liste Leob­n­er Stu­den­ten“ zwar einen unauf­fäl­li­gen Namen trägt, aber doch auf­fäl­lig verortet ist.

Die LLSt gilt (…) als eng mit dem RFS ver­ban­delt, der in Leoben selb­st nicht unter seinem Namen antritt. (…) Die ide­ol­o­gis­che Stoßrich­tung der LLSt zeigt sich freilich durch ihre Ver­ankerung im burschen­schaftlichen Milieu, das an der Uni Leoben eine ungewöhn­lich große Rolle spielt. So sieht sich die LLSt als Bewahrerin lokaler bergmän­nis­ch­er Tra­di­tio­nen, etwa des Bier­auszugs und des Led­er­sprungs. Zudem will sich die Liste gegen „Erfind­un­gen wie das dritte Geschlecht und das Binnen‑I” ein­set­zen sowie „einen Ver­fall des guten Rufes unser­er Alma Mater durch Instru­men­tal­isierung poli­tisch link­er The­men” ver­hin­dern. Evi­dente per­son­elle Über­schnei­dun­gen gab es in der jün­geren Ver­gan­gen­heit jeden­falls immer wieder mit der Burschen­schaft „Led­er”, die vor drei Jahren durch einen Fly­er mit dem Bild eines NS-Malers samt homo­phober Botschaft auffiel. So war der Sprech­er von „Led­er” 2019 zugle­ich Vizechef der LLSt, zuvor außer­dem Funk­tionär der FPÖ-Jugend. (derstandard.at, 7.7.21)

Waldl gehörte auch zu jen­er illus­tren Gruppe, die 2020 zur Juni-Bowle der Burschen­schaft Olympia geladen war. Die Ver­anstal­tung „für deutsche Män­ner und deutsche Frauen” der recht extremen Burschen war auf Face­book mit einem Wehrma­chts­fo­to gar­niert, das wohl deut­lich darauf hin­weist, woher und wohin der geistige Wind weht. Für Waldl offen­bar kein Hin­der­nis: Er meldete sich als „vielle­icht“ teil­nehmend an.

Juni-Bowle Olympia 2020: Waldl nimmt "vielleicht" teil

Juni-Bowle Olympia 2020: Waldl nimmt „vielle­icht” teil

Ein weit­er­er Schmidt präsen­tiert sich auf Insta­gram am ÖTB-Lager: der Olympe Ger­not Schmidt, einst Vor­sitzen­der des RFS Wien, 2017 am Wiener Schot­ten­tor in ein­schlägiger Begleitung gesichtet und zudem Teil­nehmer des Auf­marsches am Grab des Nazi-Majors Wal­ter Nowot­ny. Schmidt beken­nt selb­st, an iden­titären Aktio­nen wie jen­er im Rah­men der Vien­na Pride 2021, als ein homo­phobes Trans­par­ent entrollt wurde, teilgenom­men zu haben.

Gernot Schmidt am ÖTB-Lager

Ger­not Schmidt am ÖTB-Lager (Screen­shot Instagram)

Ob der Ger­frid Schmidt mit dem Ger­not Schmidt famil­iär ver­ban­delt ist, wis­sen wir nicht, ide­ol­o­gisch sind es die bei­den alle­mal. Der ÖTB hat Erk­lärungs­be­darf – wir haben ihn heute um eine Stel­lung­nahme ersucht. Eltern, die ihre Kinder auf das ÖTB-Lager schick­en, sind jeden­falls gut berat­en, genauer hinzuse­hen, was dort passiert.

Update 13.11.21: Lei­der hat der Turner­bund nie auf unsere Bitte um eine Stel­lung­nahme reagiert.

Nowotny-Gedenken 2017: Bauer, Ripfl, Schmidt, Finstermann (Foto Rechtsdrall)

Nowot­ny-Gedenken 2017: Bauer, Ripfl, Schmidt, Fin­ster­mann (Foto Rechts­drall)