Tom Rohrböck & die Österreich-Connections (Teil 4)

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Jetzt hat sogar Tom Rohr­böck, „das rech­te Phan­tom“, wie er in deut­schen Medi­en titu­liert wird, sein Schwei­gen gebro­chen. Nicht das Schwei­gen gebro­chen haben aller­dings die öster­rei­chi­schen Betei­lig­ten, obwohl sie gute Grün­de für Erklä­run­gen hät­ten. Wir legen noch­mals nach – mit den Neos.

Kurz­in­fo Tom Rohrböck
Rohr­böck wird als Strip­pen­zie­her bezeich­net, der seit mehr als zehn Jah­ren ver­su­che, die Poli­tik in Deutsch­land nach Rechts zu trei­ben. Als Vor­bild soll Jörg Hai­der gedient haben. Das habe Rohr­böck bewerk­stel­ligt, indem er die Grün­dung der AfD maß­geb­lich beein­flusst, aber auch zu Politiker*innen aus ande­ren Par­tei­en – ins­be­son­de­re der FDP – enge Kon­tak­te gepflegt habe. Immer wie­der tau­chen auch Kon­tak­te nach Öster­reich auf: zu FPÖ/BZÖ, Neos und ÖVP. Im Hin­ter­grund bau­te Rohr­böck ein dubio­ses Fir­men­ge­flecht auf, über das Zah­lun­gen an Politiker*innen geflos­sen sein sol­len. Bei der 2012 mit Sitz in Salz­burg (spä­ter in Wien) ein­ge­tra­ge­nen und 2016 in Kon­kurs gegan­ge­nen „Opti­ma­ten Ver­lags­ge­sell­schaft m.b.H.“, über die dubio­se Finanz­trans­ak­tio­nen abge­wi­ckelt wor­den sei­en, war der NPD-Bun­des­vor­sit­zen­de Frank Franz als Geschäfts­füh­rer ein­ge­tra­gen. Gegen Franz wird nun wegen des Ver­dachts auf Geld­wä­sche und Untreue ermit­telt. Von der Fir­ma sei­en Gel­der an Franz und Rohr­böck trans­fe­riert worden.

Rohr­böck hat bis­lang auf Anfra­gen von Journalist*innen nicht reagiert – bis zum 6. August, als ein Inter­view im hes­si­schen Lokal­me­di­um op-online erschien. Dort bestrei­tet oder rela­ti­viert er alles, prä­sen­tiert sich als einer, der da zufäl­lig rein­ge­stol­pert ist. Alles, sagt Rohr­böck, habe damit begonnen:

R: Mich per­sön­lich trieb Anfang 2008 nach „flirt­li­fe“ ein Zufall an den Tisch eines bedeu­ten­den Poli­ti­kers am Wör­ther­see. Dar­aus resul­tier­ten Kon­tak­te, die neue Kon­tak­te erst ermöglichten.
op-online: Das war damals wohl der inzwi­schen ver­stor­be­ne Jörg Hai­der, Kärnt­ner Lan­des­haupt­mann und Gali­ons­fi­gur der Frei­heit­li­chen Par­tei Öster­reichs FPÖ?
R: Las­sen wir Ver­stor­be­ne aus der Ver­gan­gen­heit bit­te raus. (op-online.de)

Schell­horn in Alli­anz mit Geln­hau­sen und Oberursel

Geln­hau­sen und Ober­ur­sel sind zwei hes­si­sche Klein­städ­te, die nicht unbe­dingt als bedeu­ten­de poli­ti­sche Dreh­schei­ben bekannt sind, erst recht nicht, was inter­na­tio­na­le Ent­wick­lun­gen betrifft. Obwohl: In Ober­ur­sel hat sich 2013 die AfD gegrün­det. Und da sind wir wie­der bei Tom Rohr­böck, der bei der Geburt der Rechts­au­ßen-Par­tei (und auch danach) mit­ge­mischt haben soll.

Am 23. Novem­ber 2017 schreibt Rohr­böck an einen öster­rei­chi­schen Neos-Poli­ti­ker eine Chat-Nach­richt: „ich wur­de beauf­tragt durch die FDP Hes­sen mit Ihnen infor­mell Kon­takt auf­zu­neh­men. Ziel könn­te eine Ach­se Neos Salz­burg mit FDP Hes­sen sein. Hät­ten Sie Zeit/Lust auf einen Café mit mir am Mon­tag auf Schloss Fuschl? LG, Tom” (Quel­le)

Die FDP Hes­sen gibt an, kei­nen sol­chen Auf­trag gege­ben zu haben (vgl. tagesschau.de, 27.7.21), aber am 27. März 2018 lächelt ein Poli­tik-Trio auf einem Foto mit dem Ver­merk „Bild: NEOS“ aus der Kro­nen Zei­tung ent­ge­gen: Es sind der Geln­hau­se­ner FDP-Lokal­po­li­ti­ker Kol­ja Saß, sei­ne in Ober­ur­sel täti­ge Par­tei­kol­le­gin Kat­ja Adler und Sepp Schell­horn, damals Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ter von Neos, der am Tag, nach­dem die deut­schen Medi­en ihre ers­ten Recher­chen zu Tom Rohr­böck ver­öf­fent­lich­ten, sei­nen Rück­zug aus der Poli­tik ver­kün­de­te. Die drei posier­ten am Flug­ha­fen Salz­burg, um sich, wie es in dem Kro­ne-Bericht heißt, für eben­die­sen stark zu machen – laut Kro­nen Zei­tung auf Ein­la­dung von Schell­horn. War­um hat Schell­horn aus­ge­rech­net zwei letzt­lich wenig bedeu­ten­de FDP-Politiker*innen zum Stell­dich­ein nach Salz­burg gela­den, um dort kund­zu­tun, dass der Flug­ha­fen Salz­burg gestärkt wer­den müsse?

Die Bezie­hun­gen von Rohr­böck zu Kat­ja Adler stellt tagesschau.de so dar:

Mit hes­si­schen FDP-Poli­ti­kern arbei­te­te Rohr­böck nach­weis­lich bis vor Kur­zem zusam­men. Zum Bei­spiel mit Kat­ja Adler. Sie möch­te die­ses Jahr über einen aus­sichts­rei­chen Lis­ten­platz in den Bun­des­tag ein­zie­hen. 2019 traf sich Adler gemein­sam mit Rohr­böck und einem Poli­ti­ker der öster­rei­chi­schen NEOS in Salz­burg. Bis Juni 2021 schrieb sie eine Kolum­ne für eine wei­te­re Pos­til­le aus dem Kos­mos von Rohr­böck. „Tom” ken­ne sie noch „aus dem letz­ten Jahr­tau­send”, so Adler. Als er sie frag­te, ob sie nicht gern poli­ti­sche Kom­men­ta­re schrei­ben wür­de, habe sie ein­ge­wil­ligt. Für Ihre Arti­kel will sie nie ein Hono­rar erhal­ten haben. (tagesschau.de, 27.7.21)

Am Tag nach dem Kro­ne-Arti­kel, am 28. März 2018, wird Rohr­böcks Aus­tria Depe­sche Ges.m.b.H. ins Fir­men­buch ein­ge­tra­gen – mit Sitz in Salz­burg und Kol­ja Saß als Hälf­te­ei­gen­tü­mer. Ein hal­bes Jahr nach dem Kro­ne-Arti­kel erscheint das­sel­be Foto in der Aus­tria Depe­sche, dies­mal aller­dings mit einem ande­ren The­ma: „Sepp Schell­horn (Neos) kri­ti­siert Abschaf­fung der Lehr­lings­aus­bil­dung für Asyl­be­wer­ber“. Als Foto­quel­le wird hier die Aus­tria Depe­sche genannt.

Schellhorn, Adler und Saß in der Kronen Zeitung

Schell­horn, Adler und Saß in der Kro­nen Zeitung

Schellhorn, Adler und Saß in der Austria Depesche

Schell­horn, Adler und Saß in der Aus­tria Depesche

Sind das alles Kon­tak­te und Begeg­nun­gen, bei denen Rohr­böck kei­ne Rol­le gespielt hat? Es fällt schwer, das zu glauben!

Kolja Saß gibt für Schellhorns Hotel in Goldegg eine Google-Bewertung ab: "Wunderbare Atmosphäre. Ein Erlebnis. Immer gerne wieder :-)"

Kol­ja Saß gibt für Schell­horns Hotel in Gold­egg eine Goog­le-Bewer­tung ab: „Wun­der­ba­re Atmo­sphä­re. Ein Erleb­nis. Immer ger­ne wieder :-)”

➡️ Tom Rohr­böck & die Öster­reich-Con­nec­tions (Teil 1)
➡️ Tom Rohr­böck & die Öster­reich-Con­nec­tions (Teil 2)
➡️ Tom Rohr­böck & die Öster­reich-Con­nec­tions (Teil 3)
➡️ Tom Rohr­böck und der Neonazi