Rohrböck hat bislang auf Anfragen von Journalist*innen nicht reagiert – bis zum 6. August, als ein Interview im hessischen Lokalmedium op-online erschien. Dort bestreitet oder relativiert er alles, präsentiert sich als einer, der da zufällig reingestolpert ist. Alles, sagt Rohrböck, habe damit begonnen:
R: Mich persönlich trieb Anfang 2008 nach „flirtlife“ ein Zufall an den Tisch eines bedeutenden Politikers am Wörthersee. Daraus resultierten Kontakte, die neue Kontakte erst ermöglichten.
op-online: Das war damals wohl der inzwischen verstorbene Jörg Haider, Kärntner Landeshauptmann und Galionsfigur der Freiheitlichen Partei Österreichs FPÖ?
R: Lassen wir Verstorbene aus der Vergangenheit bitte raus. (op-online.de)
Schellhorn in Allianz mit Gelnhausen und Oberursel
Gelnhausen und Oberursel sind zwei hessische Kleinstädte, die nicht unbedingt als bedeutende politische Drehscheiben bekannt sind, erst recht nicht, was internationale Entwicklungen betrifft. Obwohl: In Oberursel hat sich 2013 die AfD gegründet. Und da sind wir wieder bei Tom Rohrböck, der bei der Geburt der Rechtsaußen-Partei (und auch danach) mitgemischt haben soll.
Am 23. November 2017 schreibt Rohrböck an einen österreichischen Neos-Politiker eine Chat-Nachricht: „ich wurde beauftragt durch die FDP Hessen mit Ihnen informell Kontakt aufzunehmen. Ziel könnte eine Achse Neos Salzburg mit FDP Hessen sein. Hätten Sie Zeit/Lust auf einen Café mit mir am Montag auf Schloss Fuschl? LG, Tom” (Quelle)
Die FDP Hessen gibt an, keinen solchen Auftrag gegeben zu haben (vgl. tagesschau.de, 27.7.21), aber am 27. März 2018 lächelt ein Politik-Trio auf einem Foto mit dem Vermerk „Bild: NEOS“ aus der Kronen Zeitung entgegen: Es sind der Gelnhausener FDP-Lokalpolitiker Kolja Saß, seine in Oberursel tätige Parteikollegin Katja Adler und Sepp Schellhorn, damals Nationalratsabgeordneter von Neos, der am Tag, nachdem die deutschen Medien ihre ersten Recherchen zu Tom Rohrböck veröffentlichten, seinen Rückzug aus der Politik verkündete. Die drei posierten am Flughafen Salzburg, um sich, wie es in dem Krone-Bericht heißt, für ebendiesen stark zu machen – laut „Kronen Zeitung” auf Einladung von Schellhorn. Warum hat Schellhorn ausgerechnet zwei letztlich wenig bedeutende FDP-Politiker*innen zum Stelldichein nach Salzburg geladen, um dort kundzutun, dass der Flughafen Salzburg gestärkt werden müsse?
Die Beziehungen von Rohrböck zu Katja Adler stellt tagesschau.de so dar:
Mit hessischen FDP-Politikern arbeitete Rohrböck nachweislich bis vor Kurzem zusammen. Zum Beispiel mit Katja Adler. Sie möchte dieses Jahr über einen aussichtsreichen Listenplatz in den Bundestag einziehen. 2019 traf sich Adler gemeinsam mit Rohrböck und einem Politiker der österreichischen NEOS in Salzburg. Bis Juni 2021 schrieb sie eine Kolumne für eine weitere Postille aus dem Kosmos von Rohrböck. „Tom” kenne sie noch „aus dem letzten Jahrtausend”, so Adler. Als er sie fragte, ob sie nicht gern politische Kommentare schreiben würde, habe sie eingewilligt. Für Ihre Artikel will sie nie ein Honorar erhalten haben. (tagesschau.de, 27.7.21)
Am Tag nach dem Krone-Artikel, am 28. März 2018, wird Rohrböcks Austria Depesche Ges.m.b.H. ins Firmenbuch eingetragen – mit Sitz in Salzburg und Kolja Saß als Hälfteeigentümer. Ein halbes Jahr nach dem Krone-Artikel erscheint dasselbe Foto in der Austria Depesche, diesmal allerdings mit einem anderen Thema: „Sepp Schellhorn (Neos) kritisiert Abschaffung der Lehrlingsausbildung für Asylbewerber.“ Als Fotoquelle wird hier die Austria Depesche genannt.
Sind das alles Kontakte und Begegnungen, bei denen Rohrböck keine Rolle gespielt hat? Es fällt schwer, das zu glauben!
➡️ Tom Rohrböck & die Österreich-Connections (Teil 1)
➡️ Tom Rohrböck & die Österreich-Connections (Teil 2)
➡️ Tom Rohrböck & die Österreich-Connections (Teil 3)
➡️ Tom Rohrböck und der Neonazi