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Wochenschau KW 41/20

Heu­te schau­en wir nach Vor­arl­berg, wo es ein­mal mehr um brau­ne Tat­toos geht, die jemand gese­hen hat oder viel­leicht auch nicht. Und nach Kärn­ten, wo der dies­jäh­ri­ge Lan­des­fei­er­tag vie­les wie immer, aber auch eine bemer­kens­wer­te Ent­schul­di­gung gebracht hat. Feldkirch/Vbg: NS-Tat­­toos, mus­ku­lö­se Ober­ar­me und ein Frei­spruch Kärnten/Koroška am 10. Okto­ber: alte Män­ner in brau­nen Anzü­gen und […]

13. Okt 2020

Feldkirch/Vbg: NS-Tat­toos, mus­ku­lö­se Ober­ar­me und ein Freispruch
Kärnten/Koroška am 10. Okto­ber: alte Män­ner in brau­nen Anzü­gen und eine Entschuldigung

Feldkirch/Vbg: NS-Tat­toos, mus­ku­lö­se Ober­ar­me und ein Freispruch

Schön, der 33-Jäh­ri­ge, der vor dem Feld­kirch­ner Lan­des­ge­richt stand, hat dort offen­bar sei­ne, wie es in der Neu­en Vor­arl­ber­ger Tages­zei­tung (6.10.20, S. 20/21) heißt, „mus­ku­lö­sen Ober­ar­me“ gezeigt, um zu bewei­sen, dass er sei­ne Nazi-Tat­toos über­ste­chen hat lassen.

Er woll­te damit zugleich bele­gen, dass er nicht bei jener Grup­pe von Bau­ar­bei­tern  war, die ein Pas­sant im Juli 2019 ange­zeigt hat­te, weil er Tat­toos mit NS-Moti­ven gese­hen haben will. Laut Ankla­ge sei­en damals „ein SS-Toten­kopf auf sei­nem rech­ten Ober­arm, eine schwar­ze Son­ne auf sei­nem lin­ken Ober­arm und eine Tris­ke­le aus drei Kreis­bö­gen mit dem Schrift­zug ‚Blood & Honour’“ zu sehen gewesen.

Der bereits mit 13 Vor­stra­fen belas­te­te, aus der Blood & Honour-Sze­ne kom­men­de Vor­arl­ber­ger war bereits auf­fäl­lig gewor­den, als er 2011 vor Gericht eine Haken­kreuz-Täto­wie­rung vor Gericht prä­sen­tier­te. Denn als Mit­an­ge­klag­ter bei einem Pro­zess gegen eine Skin­head-Grup­pe [gemeint ist „Blood & Honour“, Anmk. SdR] wegen einer Schlä­ge­rei hat­te er 2010 am Lan­des­ge­richt in kur­zen Hosen unge­niert sein Haken­kreuz-Tat­too im Ver­hand­lungs­saal zur Schau gestellt und war zu 18 Mona­ten Frei­heits­stra­fe ver­ur­teilt wor­den.“ 

Dies­mal gab’s aller­dings einen (nicht rechts­kräf­ti­gen) Frei­spruch, denn der Zeu­ge konn­te sich nicht dar­an erin­nern, ob der Anklag­te tat­säch­lich bei jener Grup­pe gewe­sen ist, die er gese­hen hat­te. Aber er ern­te­te den­noch eine Aner­ken­nung durch die Jus­tiz: „Rich­ter Richard Gschwen­ter bedank­te sich beim Zeu­gen für sein gesell­schaft­li­ches Engagement.“ 

Was uns jedoch inter­es­sie­ren wür­de: was aus der Haken­kreuz-Täto­wie­rung gewor­den ist und vor allem, wer denn dann die ein­schlä­gi­gen Tat­toos gezeigt hat, wenn es nicht der Ange­klag­te war?

Kärnten/Koroška am 10. Okto­ber: alte Män­ner in brau­nen Anzü­gen und eine Entschuldigung

Es wäre nicht Kärn­ten, wenn nicht rund um den Jah­res­tag der Volks­ab­stim­mung über den Ver­bleib von Süd­kärn­ten bei Öster­reich, neue Blitz­lich­ter einer deutsch­na­tio­nal und geschichts­ver­ges­sen gepräg­ten Geis­tes­hal­tung auf­pop­pen würden.

Den Rei­gen läu­te­te Miklauzhof/Miklavčevo ein. Dort wur­de ein Denk­mal für den als Abwehr­kämp­fer unter Deutsch­na­tio­na­len hoch geehr­ten, aber auch glü­hen­den Natio­nal­so­zia­lis­ten Hans Steinacher ein­ge­weiht.

Der Kärnt­ner Lan­des­haupt­mann Kai­ser leg­te bei Mar­tin Wut­te einen Kranz ab. Auch des­sen Affi­ni­tä­ten zum Natio­nal­so­zia­lis­mus wer­den aus­ge­blen­det, dabei müss­te man mit etwas gutem Wil­len nur bei Wiki­pe­dia kurz nachlesen:

1942 trat Wut­te der NSDAP bei. Im sel­ben Zeit­raum hat Wut­te sei­ne wir­kungs­ge­schicht­lich bedeu­tends­te Publi­ka­ti­on Kärnt­ner Frei­heits­kampf 1918–1920 in zwei­ter Auf­la­ge so umge­ar­bei­tet und erwei­tert, dass an sei­nem anti­se­mi­ti­schen Res­sen­ti­ment, an sei­ner fun­da­men­ta­lis­ti­schen Ableh­nung des Pazi­fis­mus und glü­hen­den Begeis­te­rung für die aggres­si­ve Außen­po­li­tik Adolf Hit­lers kein Zwei­fel besteht.

Viel beach­tet wur­de jedoch die Rede von Bun­des­prä­si­dent Alex­an­der Van der Bel­len, denn der über­rasch­te in Kla­gen­furt mit einer durch­aus als his­to­risch zu bezeich­nen­den Ent­schul­di­gung: Für das erlit­te­ne Unrecht und für die Ver­säum­nis­se bei der Umset­zung von ver­fas­sungs­mä­ßig gewähr­leis­te­ten garan­tier­ten Rech­ten möch­te ich mich heu­te bei Ihnen, lie­be Ange­hö­ri­ge der Slo­we­ni­schen Volks­grup­pe, entschuldigen.“

Dass die­se Bit­te um Ent­schul­di­gung des Staats­ober­haup­tes die FPÖ auf den Plan rief, ist fast schon selbst­ver­ständ­lich. Nor­bert Hofer hat­te es sich nicht neh­men las­sen, auch nach Kla­gen­furt zu gon­deln, um dann zusam­men mit dem Kärnt­ner FPÖ-Chef Ger­not Darm­ann via Pres­se­aus­sendung zu vermelden:

Eini­ge der Reden bei der 100-Jahr-Fei­er in Erin­ne­rung an die Kärnt­ner Volks­ab­stim­mung waren lei­der eine The­men­ver­feh­lung. Die Demuts­ges­ten von Bun­des­prä­si­dent Van der Bel­len gegen­über dem slo­we­ni­schen Prä­si­den­ten Pahor waren unan­ge­bracht. Kärn­ten und Öster­reich kön­nen jeden­falls mit mehr Selbst­be­wusst­sein, Stolz und Dank­bar­keit für die Leis­tun­gen unse­rer Vor­fah­ren auf das Erreich­te zurück­bli­cken! Die ein­sei­ti­ge Ent­schul­di­gung des Bun­des­prä­si­den­ten bei den Kärnt­ner Slo­we­nen ist für die Kärnt­ner Eini­gung nicht hilfreich.

Das ver­mag einen Hin­weis dar­auf geben, wel­che Wor­te gefal­len wären, wenn nicht Van der Bel­len, son­dern Hofer 2016 zum Bun­des­prä­si­den­ten gewählt wor­den und in Kla­gen­furt mit brau­nem Anzug am Red­ner­pult gestan­den wäre.