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Zum völkischen Eiertanz des Andreas Mölzer (Teil 1): Der „Umvolkungs“-Ideologe Mölzer distanziert sich … nicht

Die Begrif­fe „Umvol­kung“, „Eth­no­mor­pho­se“ und „gro­ßer Aus­tausch“ mei­nen ein und das­sel­be. FPÖ-Rechts­au­ßen Andre­as Möl­zer distan­ziert sich neu­er­dings zwar von den Iden­ti­tä­ren und deren Slo­gan, bleibt der eige­nen Pro­pa­gan­da von einer „Umvol­kung“ aber wei­ter inhalt­lich treu. Sei­ne jüngs­ten Medi­en­auf­trit­te unter­strei­chen ein­mal mehr, dass FPÖ und Iden­ti­tä­re nicht nur von den­sel­ben Din­gen spre­chen, son­dern auch die­sel­ben Din­ge meinen.

24. Apr. 2019

Drei Begriffe, ein Inhalt

Aus­ge­rech­net FPÖ-Ideo­lo­ge und „Zur Zeit“-Herausgeber Andre­as Möl­zer legt einen Medi­en­auf­tritt nach dem ande­ren hin, um die ideo­lo­gi­schen, per­so­nel­len und insti­tu­tio­nel­len Über­schnei­dun­gen sei­ner Par­tei mit der „Iden­ti­tä­ren Bewe­gung“ (IB) zu baga­tel­li­sie­ren bzw. weg­zu­leug­nen. Die­se Über­schnei­dun­gen – inhalt­li­che wie per­so­nel­le – sind aber gut belegt. Und gera­de Möl­zer ver­tritt eine Ideo­lo­gie, die mit der Welt­an­schau­ung der Iden­i­tä­ren weit­ge­hend deckungs­gleich ist. Mehr noch: Es war Möl­zer, der jenes völ­ki­sche Ideo­lo­gem, das die Iden­ti­tä­ren nun unter dem Slo­gan „gro­ßer Aus­tausch“ pro­pa­gie­ren, bereits 1990 öffent­lich ver­trat. Sei­ner­zeit war Mar­tin Sell­ner noch im Kin­der­gar­ten und Möl­zer benutz­te noch den NS-Begriff „Umvol­kung“.

Die „Umvolkungs“-Fantasien des Mölzer: Ein Rückblick 

Die natio­nal­so­zia­lis­tisch besetz­te Voka­bel „Umvol­kung“ bezeich­net jene „Ger­ma­ni­sie­rung“, die gemäß dem „Gene­ral­plan Ost“ ab 1940 in den erober­ten ost­eu­ro­päi­schen Gebie­ten erfol­gen soll­te. Es han­delt sich also um einen Ter­mi­nus, der direkt im Rah­men von eth­ni­scher Seg­men­tie­rung und Ver­nich­tung gemäß der NS-Ras­sen­dok­trin ange­wen­det wur­de – aus­führ­lich nach­zu­le­sen etwa in „Voka­bu­lar des Natio­nal­so­zia­lis­mus“ von Cor­ne­lia Schmitz-Ber­ning (1). 

In den 1990er Jah­ren ver­wen­de­te Möl­zer die­sen Begriff der NS-Ver­nich­tungs­po­li­tik, um ein Bedro­hungs­sze­na­rio für das „deut­sche Volk“ zu kon­stru­ie­ren. Hier­zu drei Zita­te: 

– In der rechts­extre­men „Aula“ (Nr. 5/1990) schreibt er:

„Wer nun die Land­nah­me frem­der Völ­ker­schaf­ten zu Las­ten der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung favo­ri­siert, tritt im Grun­de dafür ein, dass wir uns als Volk aus der Evo­lu­ti­on ver­ab­schie­den. (…) Wer die ‚Umvol­kung‘ der Öster­rei­cher betreibt, nur um den deut­schen Cha­rak­ter des Lan­des zu til­gen, muss sich den Vor­wurf des anti­ger­ma­nis­ti­schen [sic!] Ras­sis­mus gefal­len las­sen.““ (zit. nach pro­fil, 7.4.14)

Die Bevöl­ke­rung Öster­reichs, die gemäß Möl­zers Deutsch­na­tio­na­lis­mus frei­lich der „deut­schen Eth­nie“ ange­hört, sei nun von „Umvol­kung“ bedroht. Die­se 180-Grad-Wen­dung des Begriffs ver­harm­lost nicht nur grob die NS-Ver­nich­tungs­po­li­tik, son­dern behält den völ­ki­schen Gehalt – und somit den Kern der NS-Ideo­lo­gie – unge­bro­chen bei: Das bedroh­te Volk wird als eth­nisch homo­ge­ne Enti­tät ver­stan­den, dem die Auf­lö­sung droht (die Ver­ab­schie­dung aus der Evo­lu­ti­on, wie Möl­zer es bio­lo­gis­tisch zuspitzt). Möl­zer ver­wen­det zudem den Begriff Ras­sis­mus miss­bräuch­lich: nicht zur Beschrei­bung und Kri­tik einer Welt­an­schau­ung, die Men­schen in „Ras­sen“ ein­teilt, son­dern um eine Absicht hin­ter dem hal­lu­zi­nier­ten Angriff auf die „deut­sche Eth­nie“ zu benen­nen, womit er den Ras­se-Begriff impli­zit bejaht.

– Im Mai 1990 ver­öf­fent­licht Möl­zer in den „Kärnt­ner Nach­rich­ten“ einen Arti­kel mit dem Titel „Öster­reich – ein Ein­wan­de­rungs­land?“, in dem er schreibt, dass die öster­rei­chi­sche Bevöl­ke­rung „Teil der deut­schen Volks- und Kul­tur­ge­mein­schaft“ sei und eine „groß­an­ge­leg­te Umvol­kung, wie sie die Pro­pa­gie­rung einer mul­ti­kul­tu­rel­len Gesell­schaft bedeu­tet, […] dem Ver­fas­sungs­auf­trag für unse­re Poli­tik“ wider­spre­che. (zit. nach DÖW 4.2014) Möl­zer bedient hier bereits früh das Feind­bild „Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus“ in direk­tem Zusam­men­hang mit der „Umvolkungs“-Behauptung – eine kla­re Par­al­le­le zu den Iden­ti­tä­ren, die sich etwa zwei Jahr­zehn­te spä­ter auf genau das­sel­be Fein­bild festlegen.

– Im Febru­ar 1992 berich­tet der „Stan­dard“ über Möl­zers Refe­rat bei einer Ver­an­stal­tung des „Frei­heit­li­chen Aka­de­mi­ker­ver­ban­des“ zum The­ma „Natio­na­le Iden­ti­tät und mul­ti­kul­tu­rel­le Gesellschaft”:

„Möl­zer befürch­tet (…), dass die deut­sche Volks- und Kul­tur­ge­mein­schaft in der BRD und in Öster­reich ‚erst­mals in sei­ner tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te’ vor einer ‚Umvol­kung’ steht. Bis­her sei die ‚bio­lo­gi­sche Potenz der Deut­schen’ immer stark gewe­sen, ‚um assi­mi­lie­ren­der Fak­tor zu blei­ben’. Jetzt aber sieht Aula-Mit­ar­bei­ter Möl­zer einen ‚über­al­ter­ten und schwä­che­ren Volks­kör­per, der dyna­mi­sche­ren Zuwan­de­rern gegen­über­steht’. Daher dür­fe nicht eine ‚amor­phe Mas­se’ Auf­nah­me fin­den, die Men­schen soll­ten ‚bereits im Aus­land’ über­prüft wer­den. Sonst könn­te ‚eine eth­ni­sche, kul­tu­rel­le Umvol­kung’ erfol­gen.” (zit. nach Aus­tria-Forum)  

Hier knüpft Möl­zer noch ein­mal an natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Mytho­lo­gie an: Das „Volk“ wird unmit­tel­bar als „Volks­kör­per“ ima­gi­niert und die „bio­lo­gi­sche Potenz“ wird zum Maß­stab einer ver­meint­li­chen Gefähr­dung von epo­cha­lem Aus­maß („erst­mals in einer tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te“). Kurz­um: Möl­zers dama­li­ge Behaup­tun­gen sind offen völ­kisch, koket­tie­ren mit NS-Ter­mi­no­lo­gie und ent­spre­chen in den wesent­li­chen Punk­ten voll­in­halt­lich der spä­te­ren Pro­pa­gan­da der Iden­ti­tä­ren. 

Von NS-Jargon zu NS-Jargon

Im Jahr 2011 – ein Jahr bevor die Iden­ti­tä­ren hier­zu­lan­de erst­mals in Erschei­nung tre­ten – ver­öf­fent­licht Möl­zer in sei­ner „Zur Zeit“-Edition einen Sam­mel­band mit dem Titel „Eura­bia. Der Alp­traum von der Isla­mi­sie­rung Euro­pas“. In dem Vor­wort greift er das The­ma „Umvol­kung“ erneut auf: Dies­mal spricht er von einer „im Gan­ge befindliche[n] Eth­no­mor­pho­se“, wofür die „wach­sen­de Zahl ver­schlei­er­ter Frau­en ein untrüg­li­ches Zei­chen“ (2011, S. 11) sei. Dass er mit die­sem Begriff exakt das­sel­be wie „Umvol­kung“ meint, gibt Möl­zer ganz offen zu – etwa wenn er in einem Stan­dard-Inter­view von 2004 sagt: „Die poli­tisch kor­rek­te Empö­rung über Ter­mi­no­lo­gie [gemeint ist ‚Umvol­kung’, Anmk. SdR] kann ich nicht nach­voll­zie­hen — nen­nen wir es ‚Eth­no­mor­pho­se’. Das, wovor ich gewarnt habe, ist ja in viel dra­ma­ti­sche­rem Maße ein­ge­tre­ten.“ Mit die­sem ter­mi­no­lo­gi­schen Schwenk wech­selt Möl­zer ledig­lich einen NS-Begriff gegen einen ande­ren völ­kisch kon­no­tier­ten und im NS ver­wen­de­ten Begriff, und behaup­tet ein wei­te­res Mal, dass das was er damit bezeich­net hat, tat­säch­lich statt­fin­det. Der Begriff „Eth­no­mor­pho­se“ wur­de dann übri­gens auch von der IB ver­wen­det; bei der Gerichts­ver­hand­lung im Som­mer 2017 ist expli­zit zur Spra­che gekom­men, dass es sich dabei um einen Begriff han­delt, der vom NS-Regime ver­wen­det wurde.

Und dass wie­der­um „Umvolkung“/„Ethnomorphose“ das­sel­be Hirn­ge­spinst meint wie der iden­ti­tä­re Slo­gan vom „gro­ßen Aus­tausch“, spricht FPÖ-Klub­chef Johann Gude­nus im Dezem­ber 2017 ganz unver­blümt in einem Inter­view mit der „Zeit“ aus: 

„ZEIT: Der Begriff ‚Umvol­kung’ stammt aus dem Nationalsozialismus. 
Gude­nus: Ich bin lei­der nicht so firm im Natio­nal­so­zia­lis­mus wie man­cher Jour­na­list oder Links­po­li­ti­ker. Aber ich nen­ne es heu­te Eth­no­mor­pho­se, Bevöl­ke­rungs­aus­tausch.“

Auch Gude­nus bezieht sich schon seit Jah­ren auf die­ses völ­ki­sche Wahn­kon­strukt, so hat er bereits 2004 in sei­ner Funk­ti­on als RFJ-Chef noch von einer „sys­te­ma­ti­schen Umvol­kung“ fan­ta­siert. (Selbst­ver­ständ­lich hat die Ver­wen­dung des NS-Begriffs immer empör­te Reak­tio­nen her­vor­ge­ru­fen, wes­halb Gude­nus’ pein­li­che Aus­re­de von 2017 – er sei „nicht so firm im Natio­nal­so­zia­lis­mus“ – ledig­lich ein Beleg dafür ist, dass er auch in wahr­heits­ge­treu­en Wie­der­ga­ben nicht all­zu firm ist.)

Mölzers drei Medienauftritte – Fellner, Ö1, Im Zentrum

Zurück in die Gegen­wart. In dem Medi­en-Wir­bel um die Ver­flech­tun­gen der Iden­ti­tä­ren mit der FPÖ ist nun aus­ge­rech­net der „Umvolkungs“-Fetischist Möl­zer gan­ze drei Mal aus­ge­rückt, um sei­ne Par­tei zu ver­tei­di­gen und deren evi­den­te Ver­bin­dun­gen zur IB zu baga­tel­li­sie­ren. Dabei stellt sich aller Pseu­do-Distan­zie­run­gen zum Trotz her­aus, dass er wei­ter­hin an sei­ner vor 30 Jah­ren kol­por­tier­ten Behaup­tung fest­hält. 

Zuerst beim Bou­le­vard-For­mat „Fell­ner! Live“ am 1. April 2019. Dort sagt Möl­zer zum iden­ti­tä­ren Slo­gan vom „gro­ßen Aus­tausch“, dass er die „The­se vom geplan­ten Bevöl­ke­rungs­aus­tausch“ für Unsinn hal­te, er fügt jedoch direkt hin­zu, „dass aber eine Ver­än­de­rung statt­ge­fun­den hat, wo man jetzt 25 % mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund im Land haben, eine Ver­än­de­rung der Bevöl­ke­rung, das ist klar“. Hier wird, trotz der ver­hal­te­nen For­mu­lie­rung, bereits sein argu­men­ta­ti­ves Sche­ma sicht­bar: Er grenzt sich von der Ver­schwö­rungs­theo­rie einer „Umvol­kung nach Plan“ ab, um den­noch inhalt­lich an dem Sze­na­rio einer Bedro­hung der „eth­ni­schen Sub­stanz“ fest­hal­ten zu kön­nen. Im Ö1-Mit­tags­jour­nal vom 4. April 2019 wird Möl­zer deut­li­cher, denn der Jour­na­list kon­fron­tiert ihn direkt damit, dass er auf­grund sei­ner „Umvolkungs“-Propaganda so etwas wie der „geis­ti­ge Vater der Iden­ti­tä­ren“ sei. Dar­auf Mölzer:

„Ich hab damals, vor drei­ßig Jah­ren, eben eine mög­li­che Ent­wick­lung skiz­ziert, die auch statt­ge­fun­den hat.“ (…) „Ich hab eine Ent­wick­lung fest­ge­stellt, Fak­ten. Und der gro­ße Unter­schied ist der, dass da jetzt eine Grup­pe, die, wenn Sie so wol­len, extre­me­re Posi­tio­nen ein­nimmt, da eine Ver­schwö­rungs­theo­rie draus macht. Das ist etwas ganz ande­res.“

Möl­zer hält hier ganz unmiss­ver­ständ­lich am Inhalt sei­ner dama­li­gen „Umvolkungs“-Behauptung fest, und betont ein wei­te­res Mal, dass die Iden­ti­tä­ren dar­aus eine Ver­schwö­rungs­theo­rie gemacht hät­ten. So auch in der ORF-Sen­dung „Im Zen­trum“ am 7. April 2019, wo er erklärt, dass „ideo­lo­gi­sche Ver­satz­stü­cke [von der IB, Anmk. SdR] aus der FPÖ über­nom­men wur­den und über­stei­gert wur­den, über­spitzt wur­den und in Ver­schwö­rungs­theo­rien ein­ge­baut wur­den“. 

Andreas Mölzer in "Im Zentrum" 7.4.19 ("Der rechte Rand und die Politik")
Andre­as Möl­zer in „Im Zen­trum” 7.4.19 („Der rech­te Rand und die Politik”)

Das stimmt nicht. Denn auch die Iden­ti­tä­ren distan­zie­ren sich lei­den­schaft­lich ger­ne von dem Vor­wurf, sie wür­den Ver­schwö­rungs­theo­rien ver­tre­ten. Sell­ner selbst hat in einem Nach­wort zu dem 2016 auf Deutsch erschie­ne­nen Buch „Revol­te gegen den gro­ßen Aus­tausch“ von Renaud Camus (dem Erfin­der des „gro­ßen Aus­tausch“) ange­merkt, dass es sich dabei um kei­ne Ver­schwö­rung hand­le: „Es geht hier um kei­ne gehei­me Abspra­che, kei­nen sinis­tren Plan.“ (2016, S. 204) Den­noch weiß er die „Aus­tau­scher“ zu benen­nen: Kon­zer­ne, die vom „Abbau eth­no­kul­tu­rel­ler Gemein­schaf­ten“ pro­fi­tie­ren; Par­tei­en, die durch Migra­ti­on einen „Stim­men­im­port“ erhof­fen; Kul­tur­pro­du­zen­ten und Medi­en, die „im Gro­ßen Aus­tausch einen eth­no­ma­so­chis­ti­schen Wahn aus[leben], der als Schuld­kult den gesam­ten Wes­ten befal­len hat“ (S. 206–207). Durch der­ar­ti­ge pau­scha­li­sie­ren­de Schuld­zu­wei­sun­gen bleibt die Pro­pa­gan­da-For­mel vom „gro­ßen Aus­tausch“ frei­lich anschluss­fä­hig an Ver­schwö­rungs­theo­rien, ohne dass das immer direkt aus­ge­spro­chen wer­den muss.  

Die wirk­lich rele­van­te inhalt­li­che Über­ein­stim­mung von Möl­zers „Umvol­kung“ und dem iden­ti­tä­ren „gro­ßen Aus­tausch“ liegt einer­seits im völ­ki­schen (und ras­sis­ti­schen) Gehalt und ande­rer­seits in der Behaup­tung eines apo­ka­lyp­ti­schen Bedro­hungs­sze­na­ri­os: Es geht um Volks­ge­mein­schafts­ideo­lo­gie, die im Rah­men eines anti­li­be­ra­len Deka­denz­dis­kur­ses in ein Angriffs- und Unter­gangs­sze­na­rio ein­ge­bet­tet wird. Die­ser „Angriff“ erfolgt durch Flücht­lin­ge, Ein­wan­de­rer und Immi­gran­ten, die eben­falls als eth­nisch-homo­ge­nes Kol­lek­tiv vor­ge­stellt und als sol­ches (impli­zit oder expli­zit) mit uner­wünsch­ten Eigen­schaf­ten ver­se­hen wer­den. Das ist ras­sis­tisch. Zudem wird all das stets mora­li­sie­rend und per­so­na­li­sie­rend for­mu­liert, wodurch die völ­ki­schen Sze­na­ri­en an Ver­schwö­rungs­theo­rien anknüp­fen. Dafür fin­den sich nicht nur bei den Iden­ti­tä­ren Bei­spie­le, son­dern auch in Möl­zers „Zur Zeit“, wo das Ver­schwö­rungs­phan­tas­ma etwa regel­mä­ßig als (mal mehr, mal weni­ger ver­steckt anti­se­mi­ti­sche) Het­ze gegen den jüdi­schen Mil­li­ar­där Geor­ge Sor­os arti­ku­liert wird.    

In „Im Zen­trum“ wird Möl­zer zwar zwei­mal direkt mit sei­ner Ver­wen­dung des „Umvolkungs“-Begriffs kon­fron­tiert, aber es kommt lei­der nicht zur Spra­che, dass es sich dabei um ein­deu­tig mit dem NS asso­zi­ier­te Ter­mi­no­lo­gie han­delt. Möl­zer erwi­dert ledig­lich süf­fi­sant: „Na, schaun Sie, das war vor 30 Jah­ren ein Ter­mi­nus, der mir damals nicht als poli­tisch kor­rekt unan­ge­bracht erschie­nen ist.“ Direkt im Anschluss an die­se Pseu­do-Distan­zie­rung ver­tei­digt er den Inhalt hin­ter dem Begriff erneut und unmiss­ver­ständ­lich – „Es geht aber um Inhal­te, nicht um Wor­te.“ Das stimmt, es geht um die Inhal­te. 

1 Schmitz-Ber­ning, Cor­ne­lia (2007): Voka­bu­lar des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Ber­lin: Wal­ter de Gruy­ter, S. 617–618.

Quellen

Möl­zer, Andre­as (2011): Schick­sal­jah­re für Euro­pa. In Ders. (Hg.): Eura­bia. Der Alp­traum von der Isla­mi­sie­rung Euro­pas. „Zur Zeit“-Edition, Bd. 15. Wien: W3 Verlagsges.m.b.H. S. 9–22.
Sell­ner, Mar­tin (2016): Der Gro­ße Aus­tausch in Deutsch­land und Öster­reich: Theo­rie und Pra­xis. In: Camus, Renaud: Revol­te gegen den Gro­ßen Aus­tausch. Schnell­ro­da: Antai­os, S. 189–221.

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