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ZDF-Doku: Die sieben größten Tricks der Populisten

„Poli­ti­ker und Par­tei­en, die Vor­ur­tei­le schü­ren und ein­fa­che Lösun­gen ver­spre­chen, sind erfolg­reich. Die Demo­kra­tie, wie wir sie ken­nen, steht vor einer gewal­ti­gen Her­aus­for­de­rung. Doch war­um sind Popu­lis­ten so erfolg­reich? Was ist ihr Geheim­re­zept? Gibt es eine Metho­de, die sie ver­bin­det? Gibt es so etwas wie eine Popu­lis­ten-For­mel?” Das ist der Ankün­di­gungs­text einer ZDF-Doku über Populismus. […]

19. Apr 2019

Das ist der Ankün­di­gungs­text einer ZDF-Doku über Popu­lis­mus. Dar­in wer­den sie­ben Merk­ma­le popu­lis­ti­scher Poli­tik fest­ge­macht. Geheim­re­zep­te sind es inzwi­schen nicht mehr, aber Rezep­te und Mecha­nis­men, die alle popu­lis­ti­schen Parteien/Bewegungen – von der FPÖ, über Le Pen und Erdo­gan bis zu Trump gemein haben.

  1. „Wir sind das Volk“

Es wird der Kampf eines ima­gi­nier­ten, ein­heit­li­chen Vol­kes gegen eine Eli­te, gegen das Estab­lish­ment aus­ge­ru­fen. Wobei es egal ist, dass die „Füh­rer“ zumeist selbst aus einer Eli­te kom­men, weil sie vor­ge­ben, auf der Sei­te des Vol­kes, einer angeb­lich ent­rech­te­ten Mehr­heit zu ste­hen. Alle, die nicht mit­ma­chen, die sich ent­ge­gen­stel­len, wer­den zu Fein­den des Vol­kes erklärt.

  1. Die Macht der Sprache

Popu­lis­tIn­nen bedie­nen sich einer ein­fa­chen Spra­che und prä­sen­tie­ren ein­fa­che Kon­zep­te. Sie ver­mit­teln so: Ich bin nah am Men­schen. Die­se ein­fa­chen Bot­schaf­ten wer­den unent­wegt wie­der­holt. Sie set­zen sich so im Gehirn fest.

  1. Das Spiel mit der Angst

Popu­lis­tIn­nen arbei­ten immer mit Bedro­hungs­sze­na­ri­en, sie reden eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on her­bei, aus der nur sie die Ret­tung brin­gen kön­nen. Das alles domi­nie­ren­de Bei­spiel aus den letz­ten Jah­ren: die Flücht­lings­kri­se als Auf­hän­ger, um Angst zu ver­brei­ten. Flücht­lin­ge die­nen als Sinn­bild des Frem­den, des Unbe­kann­ten, das Angst macht. Angst ist (oft) irra­tio­nal und ver­hin­dert jede sach­li­che Debatte.

  1. Auf­merk­sam­keit um jeden Preis

Popu­lis­tIn­nen set­zen auf den kal­ku­lier­ten Tabu­bruch in Form von Auf­re­gern, die Medi­en (eta­blier­te und die sozia­len) auf­neh­men und hoch­spie­len. Es gilt das Prin­zip: Bes­ser ein nega­ti­ver Auf­re­ger als kei­ne Auf­merk­sam­keit. Dabei kommt es suk­zes­si­ve zu Ver­schie­bung von Gren­zen des Sagbaren.

  1. Ver­schwö­rungs­theo­rien

Es wer­den dunk­le Mäch­te kon­stru­iert, die ver­meint­lich ver­steckt aus dem Hin­ter­grund gegen das Volk und deren Füh­rer arbei­ten. Jeder Gegen­be­weis wird zum Beleg für die Exis­tenz einer Ver­schwö­rung gedreht. Wis­sen­schaf­te­rIn­nen wer­den als Teil der Ver­schwö­rung denun­ziert und ver­ächt­lich gemacht. Ver­schwö­rungs­theo­rien sind nicht neu, ihre unge­fil­ter­te Ver­brei­tung hat aller­dings durch das Inter­net rasant an Fahrt aufgenommen.

Bekann­tes aktu­el­les Bei­spiel ist die Fan­ta­sie vom „gro­ßen Bevöl­ke­rungs­aus­tausch“: Dem­nach exis­tie­ren Mäch­te, die dar­an arbei­ten, die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung mit zuge­wan­der­ten Per­so­nen aus­zu­tau­schen, die von ihrer Anla­ge her gefü­gi­ger und damit leich­ter zu kon­trol­lie­ren sei­en. Hier spie­len oft anti­se­mi­ti­sche Moti­ve eine Rol­le, Stich­wort „Sor­os“.

  1. Fake news

Fake news funk­tio­nie­ren ähn­lich wie Ver­schwö­rungs­theo­rien. Eine belieb­te Form sind Fotos von „feind­li­chen“ Per­so­nen, die mit gefälsch­ten Zita­ten in Umlauf gebracht wer­den. Wei­te­re Bei­spie­le: Flücht­lin­ge, die kos­ten­lo­se Han­dy erhal­ten, Johann Gude­nus, der einen aus Afgha­ni­stan stam­men­den Lehr­ling als Ter­ro­ris­ten denun­zier­te, das Streu­en von fal­schen Zah­len, Trump, der Oba­ma andich­te­te, nicht in den USA gebo­ren zu sein, usw. Redak­tio­nel­le Medi­en wer­den mit dem NS-Begriff „Sys­tem­me­di­en“ oder als „Lügen­pres­se“ diskreditiert.

  1. Wir­kungs­vol­le Inszenierung

In jeder popu­lis­ti­schen Bewe­gung steht ein/e machtorientierte/r Anfüh­re­rIn an der Spit­ze, die als hand­lungs­fä­hig, als zupa­ckend insze­niert wird. Das Mot­to: tun nicht nach­den­ken. Jörg Hai­der wird als der ers­te Par­tei­füh­rer beschrie­ben, für den das Kunst­wort „Rechts­po­pu­list“ erfun­den wor­den sei. Das Motiv: Man habe die FPÖ auf­grund von deren Regie­rungs­be­tei­li­gung nicht als rechts­ra­di­kal (rechts­extrem) bezeich­nen wollen.

Popu­lis­tIn­nen erklä­ren sich selbst zu furcht­lo­sen Außen­sei­te­rIn­nen, die mit vor­her akzep­tier­ten Regeln („poli­ti­cal cor­rect­ness“) bre­chen und den Kampf mit dem Estab­lish­ment auf­neh­men – zum Woh­le des „klei­nen Man­nes“, des Vol­kes, das sie vor­ge­ben zu vertreten.

ZDF-Doku 2017, 44 Minu­ten (ver­füg­bar bis 29.2.2020): https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/gefahr-von-rechts-die-sieben-groessten-tricks-der-populisten-100.html