Es gibt Firmen, die Domains kaufen, um daraus ohne weiteres Kalkül ein Geschäft zu machen, indem sie die Domain gewinnbringend weiterverkaufen. Was steckt jedoch bei jemandem dahinter, der Domains wie diese kauft?: „asylindustrie.at“, „buergerinwut.at“, „links-ist-dumm.at“, „jungepatrioten.at“, „linksextrem.at“ und, was uns amüsiert, „stopptdielinken.at“
Es war im Oktober 2011, als der Aula-Verlag auf große Domain-Einkaufstour gegangen ist. Der Verlag, der sich kürzlich zu „Freilich Medien“ umgewandelt hat, ist Inhaber von insgesamt 29 Domains. Nur zwei davon werden derzeit benützt, nämlich „dieaula.at“ und „gegenargument.at“.
„Die Aula“ war das mittlerweile ins Nirwana beförderte rechtsextreme publizistische Aushängeschild des Verlags, das die völkischen Burschenschaften in Österreich bediente. Der Onlineauftritt war bescheiden, mehr als das Titelblatt der jeweils aktuellen Nummer und eine Bestellmöglichkeit waren nicht zu finden, was wohl dem (gehobenen) Alter der Zielgruppe geschuldet war. Etwas anders sieht es mit „gegenARGUMENT“ aus, das als Jugendausgabe der „Aula“ zu bewerten ist.
Die Website ist inzwischen sowohl optisch als auch inhaltlich bereits in die Jahre gekommen, sie wird seit geraumer Zeit auch nicht mehr bespielt. Deren Facebook-Seite mit fast 42.000 Fans unterscheidet sich nicht von anderen rechtsextremen Hetzseiten, eine besondere Schlagseite für ein jugendliches Publikum ist nicht festzustellen.
Alle weiteren 27 Domains sind beim Aula-Verlag geparkt, um sie gegebenenfalls zu bespielen bzw. einfach besetzt zu halten. Die Domain „rechtextremismus.at“ wurde wohl vorsorglich gekauft, um sie nicht jemandem zu überlassen, der/die vor hätte, eine Website zu Rechtsextremismus in Österreich zu erstellen. Ob der Aula-Verlag mit der Domain „jugendschreibt.at“ eine vom Titel her unverdächtige Schreibwerkstatt für die Erstellung von „patriotischem“ Schrifttum bieten wollte, ist nicht bekannt.
Bemerkenswert ist, dass sich der Verlag bereits sehr früh die Domain „asylindustrie“ (in verschiedenen Varianten) gesichert hat, also lange, bevor der Begriff im Jahr 2015 seine Hochkonjunktur erlebte.
Aber der Verlag produziert nicht nur Schriften, sondern vertreibt über seinen Buchdienst auch weitere Publikationen, aktuell ist beispielsweise die antisemitische Schrift „Was ist jüdisch?“ von Rudolf Rahlves im Angebot:
Im Ankündigungstext heißt es:
„Der als Autor des Werkes »Was ist deutsch?« bekannte Dr. Rudolf Rahlves wagt sich mit diesem Buch auf der Grundlage fundierten Wissens und einer scharfen Analyse auf ein brisantes Terrain. Seine Schlußfolgerungen sind nicht von der Hand zu weisen. Der irische Literatur-Nobelpreisträger George Bernard Shaw äußerte einmal: »Die Juden sind genau so wie wir, nur von allem etwas mehr.« Er hat dies scherzhaft formuliert, aber keineswegs scherzhaft gemeint. Die Juden haben in ihrer langen Geschichte immer wieder ihr »Anderssein« und »Anderseinwollen« betont — sowohl im Verhalten als auch in ihren Erklärungen. Wenn sie zahlreich und einflußreich genug waren, haben sie mit ihren Gastgebervölkern einen »Staatsvertrag« geschlossen, der ihre Sonderrechte beinhaltete. Hierin drückt sich der Wunsch nach dem Anderssein deutlich aus. Aber Shaw dachte nicht nur an das jüdische Anderssein. »Von allem etwas mehr!« sagte er. Mehr? — Also: sind sie klüger, intelligenter, tüchtiger, fleißiger, ideenreicher, frommer, beständiger, aufrichtiger, selbstbewußter…? Sind es nettere Menschen? Sind sie vielleicht auch besser als wir? »Von allem etwas mehr«, sagte Shaw. — Von allem? Also nicht nur im Positiven? Auch im Negativen?“ (https://3599-at.all.biz/buch-judisch-was-ist-das-g21288)
Bleibt noch die Domain „freisinn.at“ die erst 2015 gekauft wurde. Ob das nun der Name für die Nachfolgeschrift der „Aula“ werden wird, die ursprünglich für den Herbst, nun für diesen Monat angekündigt wurde? Eines wissen wir unabhängig von der Benennung mit Sicherheit: Auch dieses Organ wird sich in den großen inhaltlichen Leitlinien nicht von anderen rechtsextremen Publikationen unterscheiden. Vielleicht werden sich die Alten Herren wie Fred Duswald nur mehr unter einem Pseudonym zu Wort melden. Die FPÖ und die von ihr geführten politischen Ressorts vom Bund bis in die Länder und Kommunen können dann jedenfalls wieder ungeniert Inserate schalten.