Von „stopptdielinken.at” bis „rechtsextremismus.at” – ein Verlag auf Domain-Einkaufstour

Was haben die Domains „rechtsextremismus.at“ und „asylindustrie.at“ gemein­sam? Auf den ersten Blick kön­nten sie aus unter­schiedlichen poli­tis­chen Rich­tun­gen kom­men. Aber: Sie gehören mit zig anderen Domains einem einzi­gen Inhab­er, und den ken­nen wir sehr gut, denn der kommt aus der sehr recht­en Ecke und würde auf ein­er Web­site „rechtsextremismus.at“ eine promi­nente Rolle spielen.

Es gibt Fir­men, die Domains kaufen, um daraus ohne weit­eres Kalkül ein Geschäft zu machen, indem sie die Domain gewinnbrin­gend weit­er­verkaufen. Was steckt jedoch bei jeman­dem dahin­ter, der Domains wie diese kauft?: „asylindustrie.at“, „buergerinwut.at“, „links-ist-dumm.at“, „jungepatrioten.at“, „linksextrem.at“ und, was uns amüsiert, „stopptdielinken.at“

Es war im Okto­ber 2011, als der Aula-Ver­lag auf große Domain-Einkauf­s­tour gegan­gen ist. Der Ver­lag, der sich kür­zlich zu „Freilich Medi­en“ umge­wan­delt hat, ist Inhab­er von ins­ge­samt 29 Domains. Nur zwei davon wer­den derzeit benützt, näm­lich „dieaula.at“ und „gegenargument.at“.

Domain "dieaula.at" gekauft am 20.10.2011

Domain „dieaula.at” gekauft am 20.10.2011

„Die Aula“ war das mit­tler­weile ins Nir­wana beförderte recht­sex­treme pub­lizis­tis­che Aushängeschild des Ver­lags, das die völkischen Burschen­schaften in Öster­re­ich bedi­ente. Der Onlin­eauftritt war beschei­den, mehr als das Titel­blatt der jew­eils aktuellen Num­mer und eine Bestellmöglichkeit waren nicht zu find­en, was wohl dem (gehobe­nen) Alter der Ziel­gruppe geschuldet war. Etwas anders sieht es mit „gege­nAR­GU­MENT“ aus, das als Jugen­daus­gabe der „Aula“ zu bew­erten ist.

Website "gegenARGUMENT" Aula-Verlag

Web­site „gege­nAR­GU­MENT” Aula-Verlag

Die Web­site ist inzwis­chen sowohl optisch als auch inhaltlich bere­its in die Jahre gekom­men, sie wird seit ger­aumer Zeit auch nicht mehr bespielt. Deren Face­book-Seite mit fast 42.000 Fans unter­schei­det sich nicht von anderen recht­sex­tremen Het­z­seit­en, eine beson­dere Schlag­seite für ein jugendlich­es Pub­likum ist nicht festzustellen.

Der "Aula-Verlag" als Inhaber von 29 Domains

Der „Aula-Ver­lag” als Inhab­er von 29 Domains

Alle weit­eren 27 Domains sind beim Aula-Ver­lag geparkt, um sie gegebe­nen­falls zu bespie­len bzw. ein­fach beset­zt zu hal­ten. Die Domain „rechtextremismus.at“ wurde wohl vor­sor­glich gekauft, um sie nicht jeman­dem zu über­lassen, der/die vor hätte, eine Web­site zu Recht­sex­trem­is­mus in Öster­re­ich zu erstellen. Ob der Aula-Ver­lag mit der Domain „jugendschreibt.at“ eine vom Titel her unverdächtige Schreib­w­erk­statt für die Erstel­lung von „patri­o­tis­chem“ Schrift­tum bieten wollte, ist nicht bekannt.

Domain "jugendschreibt.at" gekauft am 20.10.2011

Domain „jugendschreibt.at” gekauft am 20.10.2011

Bemerkenswert ist, dass sich der Ver­lag bere­its sehr früh die Domain „asylin­dus­trie“ (in ver­schiede­nen Vari­anten) gesichert hat, also lange, bevor der Begriff im Jahr 2015 seine Hochkon­junk­tur erlebte.

Domain "asyl-industrie.at" gekauft am 20.10.2011

Domain „asyl-industrie.at” gekauft am 20.10.2011

Google Trends "Asylindustrie" mit Spitze September 2015

Google Trends „Asylin­dus­trie” mit Spitze Sep­tem­ber 2015

Aber der Ver­lag pro­duziert nicht nur Schriften, son­dern vertreibt über seinen Buch­di­enst auch weit­ere Pub­lika­tio­nen, aktuell ist beispiel­sweise die anti­semi­tis­che Schrift „Was ist jüdisch?“ von Rudolf Rahlves im Angebot:

Rudolf Rahlves "Jüdisch – was ist das?" beim Aula-Verlag

Rudolf Rahlves „Jüdisch – was ist das?” beim Aula-Verlag

Im Ankündi­gung­s­text heißt es:

„Der als Autor des Werkes »Was ist deutsch?« bekan­nte Dr. Rudolf Rahlves wagt sich mit diesem Buch auf der Grund­lage fundierten Wis­sens und ein­er schar­fen Analyse auf ein brisantes Ter­rain. Seine Schluß­fol­gerun­gen sind nicht von der Hand zu weisen. Der irische Lit­er­atur-Nobel­preisträger George Bernard Shaw äußerte ein­mal: »Die Juden sind genau so wie wir, nur von allem etwas mehr.« Er hat dies scherzhaft for­muliert, aber keineswegs scherzhaft gemeint. Die Juden haben in ihrer lan­gen Geschichte immer wieder ihr »Ander­s­sein« und »Ander­sein­wollen« betont — sowohl im Ver­hal­ten als auch in ihren Erk­lärun­gen. Wenn sie zahlre­ich und ein­flußre­ich genug waren, haben sie mit ihren Gast­ge­bervölk­ern einen »Staatsver­trag« geschlossen, der ihre Son­der­rechte bein­hal­tete. Hierin drückt sich der Wun­sch nach dem Ander­s­sein deut­lich aus. Aber Shaw dachte nicht nur an das jüdis­che Ander­s­sein. »Von allem etwas mehr!« sagte er. Mehr? — Also: sind sie klüger, intel­li­gen­ter, tüchtiger, fleißiger, ideen­re­ich­er, from­mer, beständi­ger, aufrichtiger, selb­st­be­wußter…? Sind es net­tere Men­schen? Sind sie vielle­icht auch bess­er als wir? »Von allem etwas mehr«, sagte Shaw. — Von allem? Also nicht nur im Pos­i­tiv­en? Auch im Neg­a­tiv­en?“ (https://3599-at.all.biz/buch-judisch-was-ist-das-g21288)

Rudolf Rahlves als antisemitischer Autor

Rudolf Rahlves als anti­semi­tis­ch­er Autor

Bleibt noch die Domain „freisinn.at“ die erst 2015 gekauft wurde. Ob das nun der Name für die Nach­folgeschrift der „Aula“ wer­den wird, die ursprünglich für den Herb­st, nun für diesen Monat angekündigt wurde? Eines wis­sen wir unab­hängig von der Benen­nung mit Sicher­heit: Auch dieses Organ wird sich in den großen inhaltlichen Leitlin­ien nicht von anderen recht­sex­tremen Pub­lika­tio­nen unter­schei­den. Vielle­icht wer­den sich die Alten Her­ren wie Fred Duswald nur mehr unter einem Pseu­do­nym zu Wort melden. Die FPÖ und die von ihr geführten poli­tis­chen Ressorts vom Bund bis in die Län­der und Kom­munen kön­nen dann jeden­falls wieder unge­niert Inser­ate schalten.

Domain "freisinn.at" gekauft am 17.3.2015

Domain „freisinn.at” gekauft am 17.3.2015