Internethelden …
Zu Beginn lud die Gruppe auf ihrem Facebook-Profil noch öffentlich zu Stammtischen ein, um sich dann gänzlich auf den digitalen Raum zurückzuziehen. Ein Verhalten, dass sie bei anderen ironischerweise als „völkisches Versteckspielen in Kellern, Hinterstuben und dem Internet“ oder kurz gesagt als Feigheit kritisieren.
In der Öffentlichkeit fielen in letzter Zeit lediglich verschiedene Aufkleber der Gruppe des Öfteren ins Auge. Diese wurde insbesondere rund um den Wahlkampf zur Hochschulvertretung auffällig häufig an der und rund um die Universität Wien verklebt, aber auch an der Fassade als links oder alternativ geltender Räumlichkeiten waren sie zu finden. Unter anderem fanden sich die Sticker auch neben der Tür des Kulturzentrums W23, gegen das im vergangenen Jahr eine ganze Serie von Sachbeschädigungen verübt worden war.
Ihr Auftritt wurde im Frühjahr mit einer Website und einmn Twitter-Account ergänzt. Während letzterer seit Monaten brach liegt, werden auf der Website regelmäßig theoretische Erörterungen oder Pamphlete veröffentlicht. Thematisch sind diese entweder Begriffsbestimmungen zu Volk, Nation und ‚Rasse‘ oder Abrechnungen mit „weltanschaulichen Gegnern“, zu denen sie interessanterweise auch „Identitäre“ sowie ihre ideologischen Väter der Konservativen Revolution, Bündische und Nationalrevolutionäre zählen. Die vier Facebookseiten von „Unwiderstehlich“ werden weiterhin täglich bespielt. Auffällig sind auch auf diesem Kanal die ständigen Untergriffigkeiten in Richtung der sogenannten „Neuen Rechten“, die sie als verwaschen ablehnen, da sie in ihrem ethnopluralistischem Rassismus ohne dem Begriff der ‚Rasse‘ auskommen.
… und ihre Fans
Auffällig oft und unkritisch gefeatured wird hingegen die Studierendenorganisation der FPÖ, der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) bzw. konkret dessen Vorsitzender Markus Ripfl. Dessen Videos werden verlässlich einen bis höchstens zwei Tage nach ihrer Veröffentlichung über die Facebook-Seite von „Unwiderstehlich“ weitergeteilt. Auch Sabrina Wallhof, die im ÖH-Wahlkampf für den RFS auf Platz 10 der UniWien-Liste antrat, liked mehrere Seiten sowie diverse Postings von „Unwiderstehlich“. Darunter aktuell jenes, in dem die AfD als „Sammlung verschiedener Personenkreise, (…) vom Neger [sic!] über ehemalige SPD Juden bis zum ehemaligen „Neonazi” und heutigem Identitären“ beschrieben wird. „Unwiderstehlich“ gibt zudem eine deutliche Wahlempfehlung für die FPÖ ab, was insbesondere angesichts ihrer Ablehnung der meisten anderen rechtsextremen Strukturen abgesehen vom Nationalen Widerstand, zu dem sie sich ihren Texten nach lose zählen, interessant ist.
Bemerkenswert ist auch, dass „Unwiderstehlich“ immer wieder über interne Dokumente aus den Bereichen Justiz und Polizei zu verfügen scheint. So publizierten sie beispielsweise vergangenen Februar Dokumente des steirischen Abwehramtes. Außerdem umfassen ihre Texte des Öfteren juristische Erörterungen und balancieren durchaus geschickt exakt an der Grenze des Verbotsgesetzes. Diese Umstände sprechen nicht nur für vergangene Erfahrungen vor Gericht, sondern vielleicht sogar dafür, dass sich in ihren Reihen zumindest ein Jurist befindet.
Facebook-Werbung: FPÖ-Sympathisanten als Zielgruppe
Seit einiger Zeit schaltet „Unwiderstehlich“ auf Facebook nun schon intensiv Werbung. War die Zielgruppe anfangs noch sehr allgemein und umfasste alle Österreicher_innen bzw. Personen, die sich in einem bestimmten Zeitfenster in Österreich aufgehalten haben, so haben sie nun eine interessante Einschränkung vorgenommen: Ihre Werbung richtet sich speziell an Facebook-UserInnen, die sich für die FPÖ interessieren. „Unwiderstehlich“ will also explizit ein freiheitliches Publikum mit ihren Texten ansprechen. Beworben werden verschiedene Beiträge ohne erkennbaren Fokus, beispielsweise ein Artikel zur Kritik an der sogenannten „Neuen Rechten“ bzw. den Ideen der Konservativen Revolution, aber auch eine Kritik an der Sperrung der Neonaziseite „The Daily Stormer“ als Einschränkung der freien Meinungsäußerung.
Interessant ist diese Werbeoffensive aber auch noch aus einer weiteren Perspektive: Werbung kann auf Facebook nämlich nur geschalten werden, wenn man ein Bankkonto oder andere Zahlungsinformationen mit seinem Facebook-Account verknüpft. Außerdem muss man Administrator_in oder zumindest Werbemanager_in der zu bewerbenden Seite sein. Das bedeutet, dass es ein Leichtes wäre, über die Werbeanzeigen herauszufinden, wer hinter dieser rechtsextremen Seite steht. Im Hinblick auf die Prüfung der strafrechtlichen Grenzwertigkeit der Inhalte dieser Seite, aber auch auf laufende polizeiliche Ermittlungen in Bezug auf eine gefährliche Drohung mit Bezugnahme auf „Unwiderstehlich“ ist diese Tatsache von Bedeutung. Ob die Behörden hier tätig werden, um die Verantwortlichen auszuforschen, bleibt abzuwarten.