Der Volkstod im Parlament?

Wenn der emer­i­tierte Uni­ver­sität­spro­fes­sor Wern­er Kuich, Burschen­schafter bzw. Alter Herr der Wiener Lib­er­tas, heute anlässlich der Jubelfeier des RFS auf Ein­ladung des Drit­ten Nation­al­rat­spräsi­den­ten Nor­bert Hofer im Par­la­ment seine Fes­trede hält, wird er ver­mut­lich sein Lieblings­the­ma Vererbung und Intel­li­genz ansprechen. Schlimm genug. Wird er auch seine öffentlichen Äußerun­gen über Deutsch­tum, Volk­stod und Öster­re­ich wiederholen?

Wern­er Kuich – so viel ste­ht fest – bewegte sich Zeit seines Lebens immer ganz am recht­en Rand. „Wie ein brauner Faden zieht sich der Name Kuich durch diverse rechte‑, ultra­rechte und Naz­izeitschriften.“, schrieb das „HTU-Info“, die Zeitschrift der Hochschüler­schaft an der Tech­nis­chen Uni­ver­sität, schon im Jahr 1988 (!) und würdigte damit die damals schon bemerkenswerten Aktiv­itäten Kuichs im recht­sex­tremen Spek­trum, etwa seine Unter­stützung für den Präsi­dentschaft­skan­di­dat­en Otto Scrinzi 1986 oder seine Lobesrede für den früheren SS-Ober­sturm­führer Roland Tim­mel, den Obmann des Ringes Volk­streuer Ver­bände, den er als einen von den „Per­sön­lichkeit­en“ beschrieb, „die, ohne indi­vidu­elle Schuld auf sich geladen zu haben, auf Grund ihres Ein­satzes für die dama­li­gen Ide­ale von den neuen Machthabern krim­i­nal­isiert wur­den“. Nur zur Klarstel­lung: die „dama­li­gen Ide­ale“, von denen Kuich da gesprochen hat, das war die Ide­olo­gie des Nationalsozialismus.

Plakat des RFS zur ÖH-Wahl 1955 - "Wählt wieder freiheitlich, sozial, national, parteiungebunden - RFS" - Bildquelle: ÖNB-BA, InvNr PLA16550505

Plakat des RFS zur ÖH-Wahl 1955 — „Wählt wieder frei­heitlich, sozial, nation­al, parteiunge­bun­den — RFS” — Bildquelle: ÖNB-BA, InvNr PLA16550505

Kuich war daher auch ein­er der Unterze­ich­n­er der „Entschließung der 250“, in der eine Gen­er­alamnestie für alle Nazi-Ver­brech­er gefordert wurde. Die „Entschließung“ erschien 1978 in der „Deutschen Nation­al-Zeitung“. In ihr hieß es zur Begründung:
Aus den NS-Prozessen gewin­nen anti­deutsche Massen­me­di­en ständig Pro­pa­gan­da gegen das deutsche Volk (…) Polizei, Staat­san­waltschaften und Gerichte soll­ten sich bess­er der steigen­den Krim­i­nal­ität in unser­er Zeit zuwen­den“ (zitiert nach HTU-Info).

Im Zen­trum des Kuich­schen Uni­ver­sums stand und ste­ht immer noch das deutsche Volk, dem er sich als deutsch­er Burschen­schafter natür­lich zuge­hörig fühlt. Dementsprechend schrieb er sich auch in das Recht­sex­trem­is­mus-Hand­buch des DÖW (1981) mit sein­er Bemerkung über die Öster­re­ichis­che Nation ein, die er als „intellek­tuelle Per­ver­sion“ bezeichnete.

Jahrzehnte später, in der Festschrift von Mar­tin Graf über 150 Jahre Burschen­schaft in Öster­re­ich (2009), for­muliert Kuich („Vorschläge für ein burschen­schaftlich­es Welt­bild“) das so:

„Zur Schwächung des deutschen Volkes sind auch die Bestre­bun­gen offizieller und offiz­iös­er Stellen in Öster­re­ich zu zählen, die Deutschen in Öster­re­ich zu deutschsprachi­gen Ange­höri­gen des öster­re­ichis­chen Volkes zu trans­formieren, also zu Ange­höri­gen eines Volkes, dessen Geburtsstunde irgend­wann in die April- oder Maitage des Jahres 1945 geset­zt wer­den müßte“.

2009 sah Kuich das deutsche Volk jeden­falls schon ganz knapp vor dem Volk­stod, der durch „bewusste Zer­set­zung des Volks­be­wusst­seins“ vor­angetrieben würde:

„Das deutsche Volk ist auf der Straße zum Volk­stod schon ein beträchtlich­es Stück fort­geschrit­ten… Neben der Ver­ringerung der Volk­skraft durch fehlen­den Nach­wuchs und Über­frem­dung, durch Befür­wor­tung der Abtrei­bung und durch Zer­störung der Fam­i­lie erlebt das deutsche Volk heute auch den Ver­such des geisti­gen Völk­er­mordes durch bewußte Zer­set­zung des Volksbewußtseins“.

Da der geistige Völk­er­mord am deutschen Volk unaufhalt­sam voran­schre­it­et, was an der Deutschen Burschen­schaft deut­lich sicht­bar wird, wird Kuich immer unruhiger und schriller. Ende 2015 postet er auf den Seit­en von Kopp Online zu einem Beitrag über Björn Höcke:

„Die Rev­o­lu­tion wird bald kom­men und dann gilt das Wort des Dichters der Frei­heit­skriege Körn­er: ‚Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestal­ten, vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit wal­ten, dann richtet das Volk und es Gnade euch Gott.’“

Ob sich wohl der Dritte Präsi­dent Hofer zu dem ganzen braunen Schrott von „Volk­stod“, „Zer­set­zung des Volks­be­wusst­seins“, „intellek­tueller Per­ver­sion“ und den „feigen Gestal­ten da oben“ erk­lären oder milde darüber hin­weglächeln wird?