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Der Volkstod im Parlament?

Wenn der eme­ri­tier­te Uni­ver­si­täts­pro­fes­sor Wer­ner Kuich, Bur­schen­schaf­ter bzw. Alter Herr der Wie­ner Liber­tas, heu­te anläss­lich der Jubel­fei­er des RFS auf Ein­la­dung des Drit­ten Natio­nal­rats­prä­si­den­ten Nor­bert Hofer im Par­la­ment sei­ne Fest­re­de hält, wird er ver­mut­lich sein Lieb­lings­the­ma Ver­er­bung und Intel­li­genz anspre­chen. Schlimm genug. Wird er auch sei­ne öffent­li­chen Äuße­run­gen über Deutsch­tum, Volks­tod und Öster­reich wie­der­ho­len? Werner […]

6. Jun 2017

Wer­ner Kuich – so viel steht fest – beweg­te sich Zeit sei­nes Lebens immer ganz am rech­ten Rand. „Wie ein brau­ner Faden zieht sich der Name Kuich durch diver­se rechte‑, ultra­rech­te und Nazi­zeit­schrif­ten.“, schrieb das „HTU-Info“, die Zeit­schrift der Hoch­schü­ler­schaft an der Tech­ni­schen Uni­ver­si­tät, schon im Jahr 1988 (!) und wür­dig­te damit die damals schon bemer­kens­wer­ten Akti­vi­tä­ten Kuichs im rechts­extre­men Spek­trum, etwa sei­ne Unter­stüt­zung für den Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten Otto Scrin­zi 1986 oder sei­ne Lobes­re­de für den frü­he­ren SS-Ober­sturm­füh­rer Roland Tim­mel, den Obmann des Rin­ges Volks­treu­er Ver­bän­de, den er als einen von den „Per­sön­lich­kei­ten“ beschrieb, „die, ohne indi­vi­du­el­le Schuld auf sich gela­den zu haben, auf Grund ihres Ein­sat­zes für die dama­li­gen Idea­le von den neu­en Macht­ha­bern kri­mi­na­li­siert wur­den“. Nur zur Klar­stel­lung: die „dama­li­gen Idea­le“, von denen Kuich da gespro­chen hat, das war die Ideo­lo­gie des Nationalsozialismus.

Plakat des RFS zur ÖH-Wahl 1955 - "Wählt wieder freiheitlich, sozial, national, parteiungebunden - RFS" - Bildquelle: ÖNB-BA, InvNr PLA16550505
Pla­kat des RFS zur ÖH-Wahl 1955 — „Wählt wie­der frei­heit­lich, sozi­al, natio­nal, par­tei­unge­bun­den — RFS” — Bild­quel­le: ÖNB-BA, InvNr PLA16550505

Kuich war daher auch einer der Unter­zeich­ner der „Ent­schlie­ßung der 250“, in der eine Gene­ral­am­nes­tie für alle Nazi-Ver­bre­cher gefor­dert wur­de. Die „Ent­schlie­ßung“ erschien 1978 in der „Deut­schen Natio­nal-Zei­tung“. In ihr hieß es zur Begründung:
Aus den NS-Pro­zes­sen gewin­nen anti­deut­sche Mas­sen­me­di­en stän­dig Pro­pa­gan­da gegen das deut­sche Volk (…) Poli­zei, Staats­an­walt­schaf­ten und Gerich­te soll­ten sich bes­ser der stei­gen­den Kri­mi­na­li­tät in unse­rer Zeit zuwen­den“ (zitiert nach HTU-Info).

Im Zen­trum des Kuich­schen Uni­ver­sums stand und steht immer noch das deut­sche Volk, dem er sich als deut­scher Bur­schen­schaf­ter natür­lich zuge­hö­rig fühlt. Dem­entspre­chend schrieb er sich auch in das Rechts­extre­mis­mus-Hand­buch des DÖW (1981) mit sei­ner Bemer­kung über die Öster­rei­chi­sche Nati­on ein, die er als „intel­lek­tu­el­le Per­ver­si­on“ bezeichnete.

Jahr­zehn­te spä­ter, in der Fest­schrift von Mar­tin Graf über 150 Jah­re Bur­schen­schaft in Öster­reich (2009), for­mu­liert Kuich („Vor­schlä­ge für ein bur­schen­schaft­li­ches Welt­bild“) das so:

„Zur Schwä­chung des deut­schen Vol­kes sind auch die Bestre­bun­gen offi­zi­el­ler und offi­ziö­ser Stel­len in Öster­reich zu zäh­len, die Deut­schen in Öster­reich zu deutsch­spra­chi­gen Ange­hö­ri­gen des öster­rei­chi­schen Vol­kes zu trans­for­mie­ren, also zu Ange­hö­ri­gen eines Vol­kes, des­sen Geburts­stun­de irgend­wann in die April- oder Mai­ta­ge des Jah­res 1945 gesetzt wer­den müßte“.

2009 sah Kuich das deut­sche Volk jeden­falls schon ganz knapp vor dem Volks­tod, der durch „bewuss­te Zer­set­zung des Volks­be­wusst­seins“ vor­an­ge­trie­ben würde:

„Das deut­sche Volk ist auf der Stra­ße zum Volks­tod schon ein beträcht­li­ches Stück fort­ge­schrit­ten… Neben der Ver­rin­ge­rung der Volks­kraft durch feh­len­den Nach­wuchs und Über­frem­dung, durch Befür­wor­tung der Abtrei­bung und durch Zer­stö­rung der Fami­lie erlebt das deut­sche Volk heu­te auch den Ver­such des geis­ti­gen Völ­ker­mor­des durch bewuß­te Zer­set­zung des Volksbewußtseins“.

Da der geis­ti­ge Völ­ker­mord am deut­schen Volk unauf­halt­sam vor­an­schrei­tet, was an der Deut­schen Bur­schen­schaft deut­lich sicht­bar wird, wird Kuich immer unru­hi­ger und schril­ler. Ende 2015 pos­tet er auf den Sei­ten von Kopp Online zu einem Bei­trag über Björn Höcke:

„Die Revo­lu­ti­on wird bald kom­men und dann gilt das Wort des Dich­ters der Frei­heits­krie­ge Kör­ner: ‚Noch sitzt ihr da oben, ihr fei­gen Gestal­ten, vom Fein­de bezahlt und dem Vol­ke zum Spott. Doch einst wird wie­der Gerech­tig­keit wal­ten, dann rich­tet das Volk und es Gna­de euch Gott.’“

Ob sich wohl der Drit­te Prä­si­dent Hofer zu dem gan­zen brau­nen Schrott von „Volks­tod“, „Zer­set­zung des Volks­be­wusst­seins“, „intel­lek­tu­el­ler Per­ver­si­on“ und den „fei­gen Gestal­ten da oben“ erklä­ren oder mil­de dar­über hin­weg­lä­cheln wird?

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