SS-Veteranentreffen
Seit fast 60 Jahren findet in Kärnten/Koroška am Ulrichsberg ein SS-Veteranentreffen statt, das lange Zeit zum größten in Österreich und einem der größten im deutschsprachigen Raum zählte. Wegen der zahlreichen Skandale wie die Teilnahme bekannter Neonazigrößen, verbale Entgleisungen, Angriffe auf Antifaschist_innen und schlussendlich auch Handel mit NS-Devotionalien im Internet wurden der Ulrichberggemeinschaft nach und nach die finanzielle wie auch die logistische Unterstützung für ihr Treffen entzogen. Daher kann ihr Event seit 2009 nur mehr in deutlich kleinerem Rahmen und zumeist nicht am Berg selbst stattfinden.
Gottfried Küssel 2009 am Ulrichsberg zusammen mit einer Gruppe „friedliebender” Kameraden (Bildquelle: AK gegen den kärntner Konsens)
Alte Skandale
Am Vorabend des Ulrichsbergtreffens, das in diesem Jahr nicht am Berg selbst, sondern beim Herzogstuhl stattfand, steht traditionellerweise der so genannte „Kameradschaftsabend“ am Programm. Dieser wird von ehemaligen Angehörigen (und deren ideologischen Nachfahren) der Kameradschaft IV der Waffen-SS in Krumpendorf/Kriva vrba ausgerichtet und sorgte schon in der Vergangenheit immer wieder für Skandale. Erinnert sei etwa daran, dass der ehemalige Landeshauptmann Jörg Haider dort den versammelten SS-Soldaten Dank und Anerkennung aussprach. Seit Jahrzehnten kann diese Zusammenkunft zudem im Krumpendorfer Hotel Rosenheim stattfinden, dessen Betreiber_innen offensichtlich überhaupt kein Problem damit zu haben scheinen, Alt- und Neonazis sowie andere Rechtsextreme zu beherbergen.
Neue Skandale
Dieses Jahr könnte noch einen weiteren Skandal hervorrufen. Wie der AK gegen den kärntner Konsens gestern auf seiner Website berichtete, soll nämlich der verurteilte Neonazi und Holocaustleugner Gottfried Küssel in Krumpendorf/Kriva vrba gesichtet worden sein. Dies mag einerseits nicht verwundern, hatte Küssel doch auch in der Vergangenheit am Ulrichbergtreffen teilgenommen. Andererseits wirft die potentielle Teilnahme doch einige Fragen auf, da Küssel eigentlich seit 2011 wegen seiner Beteiligung an der neonazistischen Internetplattform alpen-donau.info in Haft sitzt. Zumindest wäre es aber auch nicht das erste Mal, dass Küssel durch einen genehmigten Freigang für Aufsehen sorgt.
Gottfried Küssel am 12. Juni 2016 mit Kameraden im Uni-Campus (Bildquelle: Antifa Recherche Wien)
Fußball mit Kameraden
Im Juni 2016 war Küssel im Unicampus (Altes AKH in Wien) während eines Freigangs mit rechten Kameraden bei der Übertragung eines Fußballspiels der deutschen Nationalmannschaft gesichtet worden. Dazu hat Karl Öllinger bereits eine parlamentarische Anfrage an den Justizminister gestellt, der aber meinte, dass die Freigänge Küssels „ohne irgendwelche Auffälligkeiten oder Probleme“ abgelaufen seien. Mag sein, dass Küssel während seiner Ausgänge weder Mohnweckerl gegessen, noch Bier getrunken hat, wie es die Vorschriften vorsehen; das Zusammentreffen mit anderen Rechtsextremen und Neonazis könnte jedoch als „auffällig“ oder als Problem eingestuft werden. Ein Problem sollte auf jeden Fall auch die Justizanstalt bekommen, wenn es sich bewahrheitet, dass Küssel wirklich für die Teilnahme an einem Treffen mit anderen Größen des Rechtsextremismus und Neonazismus Freigang bekommen hat.
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Update 11.10.2016, 12:00: Wie sich herausstellte, war doch nicht Küssel dort, sondern nur ein Doppelgänger. Siehe die entsprechende Richtigstellung im Artikel „Kein Küssel bei den Kärntner Kameraden”.