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Skandale rund um den Ulrichsberg

Wie der AK gegen den kärnt­ner Kon­sens ges­tern auf sei­ner Web­site berich­te­te, soll der ver­ur­teil­te Neo­na­zi und Holo­caust­leug­ner Gott­fried Küs­sel am Vor­abend des Ulrichs­berg­tref­fens beim „Kame­rad­schafts­abend“ in Krumpendorf/Kriva vrba gesich­tet wor­den sein. SS-Vete­ra­­nen­­tre­f­­fen Seit fast 60 Jah­ren fin­det in Kärnten/Koroška am Ulrichs­berg ein SS-Vete­ra­­nen­­tre­f­­fen statt, das lan­ge Zeit zum größ­ten in Öster­reich und einem der größten […]

10. Okt 2016

SS-Vete­ra­nen­tref­fen
Seit fast 60 Jah­ren fin­det in Kärnten/Koroška am Ulrichs­berg ein SS-Vete­ra­nen­tref­fen statt, das lan­ge Zeit zum größ­ten in Öster­reich und einem der größ­ten im deutsch­spra­chi­gen Raum zähl­te. Wegen der zahl­rei­chen Skan­da­le wie die Teil­nah­me bekann­ter Neo­na­zi­grö­ßen, ver­ba­le Ent­glei­sun­gen, Angrif­fe auf Antifaschist_innen und schluss­end­lich auch Han­del mit NS-Devo­tio­na­li­en im Inter­net wur­den der Ulrich­berg­ge­mein­schaft nach und nach die finan­zi­el­le wie auch die logis­ti­sche Unter­stüt­zung für ihr Tref­fen ent­zo­gen. Daher kann ihr Event seit 2009 nur mehr in deut­lich klei­ne­rem Rah­men und zumeist nicht am Berg selbst stattfinden.


Gott­fried Küs­sel 2009 am Ulrichs­berg zusam­men mit einer Grup­pe „fried­lie­ben­der” Kame­ra­den  (Bild­quel­le: AK gegen den kärnt­ner Konsens)

Alte Skan­da­le
Am Vor­abend des Ulrichs­berg­tref­fens, das in die­sem Jahr nicht am Berg selbst, son­dern beim Her­zog­stuhl statt­fand, steht tra­di­tio­nel­ler­wei­se der so genann­te „Kame­rad­schafts­abend“ am Pro­gramm. Die­ser wird von ehe­ma­li­gen Ange­hö­ri­gen (und deren ideo­lo­gi­schen Nach­fah­ren) der Kame­rad­schaft IV der Waf­fen-SS in Krumpendorf/Kriva vrba aus­ge­rich­tet und sorg­te schon in der Ver­gan­gen­heit immer wie­der für Skan­da­le. Erin­nert sei etwa dar­an, dass der ehe­ma­li­ge Lan­des­haupt­mann Jörg Hai­der dort den ver­sam­mel­ten SS-Sol­da­ten Dank und Aner­ken­nung aus­sprach. Seit Jahr­zehn­ten kann die­se Zusam­men­kunft zudem im Krum­pen­dor­fer Hotel Rosen­heim statt­fin­den, des­sen Betreiber_innen offen­sicht­lich über­haupt kein Pro­blem damit zu haben schei­nen, Alt- und Neo­na­zis sowie ande­re Rechts­extre­me zu beherbergen.

Neue Skan­da­le
Die­ses Jahr könn­te noch einen wei­te­ren Skan­dal her­vor­ru­fen. Wie der AK gegen den kärnt­ner Kon­sens ges­tern auf sei­ner Web­site berich­te­te, soll näm­lich der ver­ur­teil­te Neo­na­zi und Holo­caust­leug­ner Gott­fried Küs­sel in Krumpendorf/Kriva vrba gesich­tet wor­den sein. Dies mag einer­seits nicht ver­wun­dern, hat­te Küs­sel doch auch in der Ver­gan­gen­heit am Ulrich­berg­tref­fen teil­ge­nom­men. Ande­rer­seits wirft die poten­ti­el­le Teil­nah­me doch eini­ge Fra­gen auf, da Küs­sel eigent­lich seit 2011 wegen sei­ner Betei­li­gung an der neo­na­zis­ti­schen Inter­net­platt­form alpen-donau.info in Haft sitzt. Zumin­dest wäre es aber auch nicht das ers­te Mal, dass Küs­sel durch einen geneh­mig­ten Frei­gang für Auf­se­hen sorgt.


Gott­fried Küs­sel am 12. Juni 2016 mit Kame­ra­den im Uni-Cam­pus (Bild­quel­le: Anti­fa Recher­che Wien)

Fuß­ball mit Kameraden
Im Juni 2016 war Küs­sel im Uni­cam­pus (Altes AKH in Wien) wäh­rend eines Frei­gangs mit rech­ten Kame­ra­den bei der Über­tra­gung eines Fuß­ball­spiels der deut­schen Natio­nal­mann­schaft gesich­tet wor­den. Dazu hat Karl Öllin­ger bereits eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge an den Jus­tiz­mi­nis­ter gestellt, der aber mein­te, dass die Frei­gän­ge Küs­sels „ohne irgend­wel­che Auf­fäl­lig­kei­ten oder Pro­ble­me“ abge­lau­fen sei­en. Mag sein, dass Küs­sel wäh­rend sei­ner Aus­gän­ge weder Mohn­we­ckerl geges­sen, noch Bier getrun­ken hat, wie es die Vor­schrif­ten vor­se­hen; das Zusam­men­tref­fen mit ande­ren Rechts­extre­men und Neo­na­zis könn­te jedoch als „auf­fäl­lig“ oder als Pro­blem ein­ge­stuft wer­den. Ein Pro­blem soll­te auf jeden Fall auch die Jus­tiz­an­stalt bekom­men, wenn es sich bewahr­hei­tet, dass Küs­sel wirk­lich für die Teil­nah­me an einem Tref­fen mit ande­ren Grö­ßen des Rechts­extre­mis­mus und Neo­na­zis­mus Frei­gang bekom­men hat.

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— Bei­trag auf stopptdierechten.at: Die Nazis im Freigang

Update 11.10.2016, 12:00: Wie sich her­aus­stell­te, war doch nicht Küs­sel dort, son­dern nur ein Dop­pel­gän­ger. Sie­he die ent­spre­chen­de Rich­tig­stel­lung im Arti­kel „Kein Küs­sel bei den Kärnt­ner Kame­ra­den”.