Die Liste der blauen Blauen

Er war Sicher­heitssprech­er. Und Verkehrssprech­er. Und karen­ziert­er Polizeibeamter. Und Land­tagsab­ge­ord­neter der FPÖ in Niederöster­re­ich. Nach­dem er am 29. Sep­tem­ber 2016 in alko­holisiertem Zus­tand von Polizeikol­le­gen hin­ter dem Steuer seines PKW gestoppt wurde, hat Erich Königs­berg­er seine Funk­tio­nen als Verkehrs- und Sicher­heitssprech­er und den Führerschein ver­loren. Bei den Blauen ist er damit das jüng­ste Glied in ein­er lan­gen Kette von Blauen.

Nach ein­er Kon­ferenz der frei­heitlichen Klubobleute, an der auch Bun­desparteiob­mann Stra­che teilgenom­men hat, wurde, so heute“ vom 30.9., das eine oder andere Glas gehoben. Ver­mut­lich nicht nur von Erich Königs­berg­er, aber der hat­te jeden­falls ziem­lich voll getankt. Das fiel ein­er Polizeistreife auf, die ihn stoppte und ins Röhrchen blasen ließ : „Der Vortest ließ die Zwei-Promille-Gren­ze hin­ter sich, einen weit­eren Test ver­weigerte der Man­datar“ (heute, 30.9.2016). Der blaue Verkehrs- und Sicher­heitssprech­er war zuvor durch merk­würdi­ge Fahrbe­we­gun­gen aufge­fall­en: „Auf der Donaubrücke bei Krems erwis­chte Königs­berg­er die richtige Fahrbahn nicht mehr und ver­suchte die Brücke mit dem Auto auf dem schmalen Rad­weg zu über­queren“ („Der Stan­dard“, 1.10.2016).

Die Kon­se­quen­zen für Königs­berg­er scheinen über­schaubar. Der Klub der Blauen in NÖ wird ihm zwar die bei­den Funk­tio­nen weg­nehmen, hält ihn aber allem Anschein nach als blauen Senior­In­nen­sprech­er, Abge­ord­neten und stel­lvertre­tenden Klubob­mann weit­er­hin für geeignet. Bei der Polizei, wo er karen­ziert ist, dro­ht ihm als Kon­se­quenz ein Diszi­pli­narver­fahren mit „im schlimm­sten Fall ein paar Hun­dert Euro Geld­strafe“ (Kuri­er, 2.10.16).

Weil am Don­ner­stag der Vor­woche auch noch der ÖVP-Bürg­er­meis­ter und Bun­desrat Eduard Köck alko­holisiert mit seinem PKW ange­hal­ten wurde, wird sich die öffentliche Debat­te über Kon­se­quen­zen wie den Rück­tritt von poli­tis­chen Funk­tio­nen ver­mut­lich in engen Gren­zen hal­ten. Uns inter­essiert ohne­hin noch eine andere Frage: Gibt es noch andere Blaue, die im Suff ein Delikt geset­zt haben, gar eine Häu­fung von Blauen bei den Blauen?

Die Recherche

  • Erst vor kurzem sorgte ein blauer Fan (67) aus Baden (NÖ) für Wirbel in der Wiener Innen­stadt. Mit seinem PKW, der mit Stra­che- und Hofer-Plakat­en verziert war, ein­er Sirene mit Mar­tins-Horn und Musik zog er nicht nur die Aufmerk­samkeit von Pas­san­tInnen auf sich, son­dern auch die der Polizei. Das Resul­tat: etwas über 0,8 Promille (Heute, 12.9.2016).
  • Peter Schmiedlech­n­er, Bezirksparteiob­mann der FPÖ Wiener Neustadt Land, kutsch­ierte seinen PKW Anfang April 2014 bei Weik­ers­dorf in den Frauen­bach und beg­ing anschließend Fahrerflucht. Als der Gemein­der­at von Licht­enegg aus­ge­forscht wird, ergibt der Alko-Test 1,36 Promille (NÖN, 7.4.16)
  • Der ehe­ma­lige Verkehrsmin­is­ter der FPÖ, Hubert Gor­bach, wurde im Mai 2011 bei ein­er Verkehrskon­trolle mit 1,9 Promille Alko­hol blau am Steuer angetrof­fen (Vorarl­berg­er Nachrichten/vol.at).
  • Eben­falls 2011, aber im Juli, wurde der Klubob­mann der Blauen im Linz­er Gemein­der­at, Sebas­t­ian Ort­ner, alko­holisiert mit 1,2 Promille am Fahrrad von der Polizei erwis­cht. Die sechs Spritzer führten nicht zum Rück­tritt, der erst 2013 – nach sein­er Teil­nahme auf einem Presse­fest der NPD und alten „Wehrsport“-Videos erfol­gte.
  • Am 11. Okto­ber 2008 tank­te Jörg Haider, Obmann des BZÖ und vorher der FPÖ, in ein­er Kla­gen­furter Bar Hoch­prozentiges und verunglückt mit 1,8 Promille im Blut bei 142 km/h auf ein­er Kärnt­ner Lan­desstraße bei Lam­bichl tödlich.
  • Nur wenige Wochen nach Haiders Alko­holtod am Steuer seines VW Phaeton geste­ht der frischge­back­ene stel­lvertre­tende Kärnt­ner Lan­deshaupt­mann Uwe Scheuch (FPK) in einem Inter­view mit „News“ (6.11.2008), dass er mit „über 0,5 Promille“, aber „mit deut­lich weniger als 0,8 Promille“ am Steuer seines Wagens von der Polizei ange­hal­ten wor­den ist.
  • Kärn­ten scheint neben Niederöster­re­ich eine beson­dere alko­holis­che Gefährdungszone für blaue Blaue zu sein. Nach­dem er durch seine Alko­hol­fahrt im Jahr 2002 seinen Job als stel­lvertre­tender Gen­eraldirek­tor der Pen­sionsver­sicherungsanstalt (PVA) ver­loren hat­te, wurde Rein­hart Gaugg, ehe­ma­liger Sozial­sprech­er der FPÖ, im Juli 2005 neuer­lich auf Alko­hol am Steuer kon­trol­liert und ver­weigerte wieder den Alkotest, was die Annahme ein­er Alko­holisierung mit 1,6 Promille zur Folge hatte.
  • 2002 war über­haupt ein schlecht­es Jahr für die FPÖ und ihre alko­holisierten Aut­o­fahrer: Eben­falls in Kärn­ten wird im Herb­st ein frei­heitlich­er Per­son­alvertreter der AUF und Kripo-Beamter blau im Dienst­wa­gen angetrof­fen: 1,2 Promille.
  • 2002 ver­weigerte der Graz­er FPÖ-Gemein­der­at und Chef der „Bürg­er­wehr“ Graz, Helge Endres, eben­falls den Alko-Test, was Endres zwar bestritt, aber jeden­falls seinen Rück­tritt als Gemein­der­at (Ich war ein Trot­tel) bewirk­te. Er hat­te bei einem Verkehrsun­fall ein Ehep­aar leicht verletzt.
  • Der Wahlkreisleit­er und FPÖ-Funk­tionär aus dem Bezirk Mödling, Hans A., rammte im Novem­ber 1996 mit seinem Auto, einem Parteifahrzeug, betrunk­en den Bah­n­damm der Kaltenleut­geben­er Bahn. „Das kann jedem passieren“ (NÖN, 12.11.1996), erk­lärte er damals. Nun ja, ein Jahr zuvor war ihm schon ein­mal der Führerschein wegen Alko­holisierung ent­zo­gen wor­den. Angaben über den Grad sein­er Alko­holisierung fehlen.
  • Den Reigen von blauen Blauen darf ein alko­holisiert­er Verkehr­sex­perte beschließen. Franz Ober­mayr (FPÖ), jet­zt Europa-Par­la­men­tari­er, war 1996 Verkehrsstad­trat der Stadt Linz, als er einen Alko-Test ver­weigerte bzw. nach sechs Fehlver­suchen erfol­g­los been­dete (Kro­ne, 6.2.1996). Sein Amtsvorgänger Horst Six fordert ihn deshalb zum Rück­tritt auf. Demon­tiert wurde Six, während Ober­mayr von den Parteigranden vertei­digt wurde und seine blaue Kar­riere fort­set­zen durfte.

Die Liste der blauen Blauen ist nicht nur umfan­gre­ich, son­dern enthält auch einen Verkehrsmin­is­ter, einen Verkehrsstad­trat und neuerd­ings auch einen Verkehrssprecher.