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Innsbruck: Zwei Biker wegen Wiederbetätigung verurteilt

Als im Dezem­ber 2014 bekannt wur­de, dass es eine Raz­zia wegen des Ver­dachts der NS-Wie­­der­­be­­tä­­ti­­gung bei einem Tiro­ler Biker-Klub gege­ben hat, waren die Infos sehr spär­lich. Zehn Haus­durch­su­chun­gen mit 50 Poli­zei­be­am­ten als „Höhe­punkt lang­wie­ri­ger Ermitt­lun­gen“ deu­te­ten auf eine hef­ti­ge Sache hin. Ande­rer­seits gab es kei­ne Fest­nah­men. Jetzt fand der Pro­zess statt. Bei den Haus­durch­su­chun­gen wur­den „Schlag­rin­ge, […]

5. Mai 2016

Bei den Haus­durch­su­chun­gen wur­den „Schlag­rin­ge, Schreck­schuss­pis­to­len, Schlag­stö­cke, Leder­kut­ten mit SS-Sym­bo­len, NS-Devo­tio­na­li­en und NS-Auf­kle­ber“ gefun­den, war damals in der Tiro­ler Tages­zei­tung (TT, 4.12.2014) zu lesen. Im Okto­ber 2015 stand dann die Ankla­ge wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung fest. Am Diens­tag und Mitt­woch die­ser Woche wur­de vor dem Lan­des­ge­richt Inns­bruck gegen ins­ge­samt acht Per­so­nen verhandelt.

Der Ver­eins­prä­si­dent ver­such­te es mit der übli­chen Aus­re­de: „Mit dem Nazi-Kram haben wir nichts am Hut. Hät­ten wir gewusst, dass sol­che Toten­köp­fe ver­bo­ten sind, hät­ten wir sie nie­mals getra­gen. Uns geht’s nur ums Motor­rad­fah­ren!“ (TT) Dem hat aller­dings bei den poli­zei­li­chen Ermitt­lun­gen sein Amts­vor­gän­ger wider­spro­chen. Dass Rechts­extre­me in den Ver­ein ein­ge­si­ckert sind, war dem­nach eben­so ein The­ma wie die Toten­köp­fe. Die Toten­köp­fe sind eige­nes Kapi­tel. Das offi­zi­el­le Ver­eins­em­blem zeigt einen Toten­kopf, aller­dings nicht einen wie die SS, son­dern in Seitenansicht.


Under­ground Austria

„Als metal­le­nen Anste­cker an ihren Jacken“ (Kro­ne 4.5.16) tru­gen sie aller­dings den SS-Toten­kopf. Einer der Ange­klag­ten hat­te sich mit einer Hit­ler-Mas­ke öffent­lich gezeigt, ein ande­rer mit Hit­ler-Bart und ein­schlä­gi­gen T‑Shirts. Den Geschwo­re­nen reich­te das nicht für einen Schuld­spruch. Bei zwei Mit­glie­dern des MC Under­ground, die öffent­lich den Hit­ler­gruß und Nazi-Devo­tio­na­li­en gezeigt hat­ten, erkann­ten sie aller­dings nach lan­ger Bera­tung auf schul­dig. Die bei­den erhiel­ten je 18 Mona­te bedingt. Die Urtei­le sind noch nicht rechtskräftig.

Mar­kus Abwerz­ger, der Tiro­ler Lan­des­ar­tei­chef der FPÖ, fun­gier­te übri­gens als Ver­tei­di­ger und argu­men­tier­te mit dem Spaß­fak­tor: Bei eini­gen Zusam­men­künf­ten sei­en „Hit­ler und sein Regime lächer­lich gemacht“ (TT) wor­den. Hit­ler sei mit weib­li­chen Brüs­ten und als „Titler“ bezeich­net wor­den. Die Geschwo­re­nen dürf­ten von der infan­ti­len Spaß­kul­tur der Biker und der Ver­tei­di­gungs­li­nie Abwerz­gers nicht sehr beein­druckt gewe­sen sein.

Mit­glie­der des MC Under­ground bezeich­ne­ten sich übri­gens auch mit dem Code 21. Das wür­de bedeu­ten, dass sie sich dem Klub den „Blue Angels“ zurech­nen, einer Biker-Orga­ni­sa­ti­on, die in Schott­land, wo sie 1963 gegrün­det wur­de, mit dem Toten­kopf der Waf­fen-SS als Sym­bol auftritt.


Blue Angels

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