„Die Ergebnisse wurden dieser Tage allen Prüflingen zugesandt und aus verlässlicher Quelle haben wir erfahren, dass alle bestanden haben“, war in dem Posting der Gothia zu lesen. Sechzehn Burschenschafter waren in den Räumlichkeiten der Gothia zum psychologischen Test angetreten und konnten sich somit freuen, zukünftig nicht nur ihre Hieb- und Stichwaffen benutzen zu dürfen, sondern auch eine Schusswaffe.
Rechtsextremist Lutz Bachmann, die Gothia und „revisionistische”, verschwöererisches Weltbild
Dass die waffenpsychologischen Tests außerhalb der eigenen Räumlichkeiten des Gutachters gemacht werden, ist schon sehr ungewöhnlich, ergab ein Rundruf der APA. Eine waffenpsychologische Untersuchung dauert zwei Stunden und kostet 283,20 Euro brutto. Gruppengutachten sind durch die Anforderungen an die Untersuchung ausgeschlossen. 16 Gutachten würden eigentlich 32 Stunden Begutachtung bedeuten. Wenn aber 16 Waffenstudenten in zwei oder etwas mehr Stunden „untersucht“ würden , dann würde das einen stattlichen Stundenlohn für den Gutachter ergeben: insgesamt etwas mehr als 4.500 Euro brutto. Eine sogenannte Win-Win-Situation für beide Seiten: für den Gutachter und für die Burschenschafter, die so zu ihren Faustfeuerwaffen kommen.
Die Burschenschaft Gothia ist mittlerweile etwas unglücklich über die Aussagen auf der Facebook-Seite. Sie betont, dass es sich bei der FB-Seite „nicht um ein offizielles Medium der Akad. B! Gothia zu Salzburg handelt“. Und „bei den waffenpsychologischen Gutachten hat es sich um eine private Veranstaltung gehandelt, die in den Räumlichkeiten der Verbindung stattgefunden hat“. Teilgenommen hätten Mitglieder und Freunde der Verbindung, so die Gothia Salzburg zur APA. Das wenigstens ist glaubhaft. Denn 16 Burschenschafter, das schaffen die Gothen nicht. Aber wer waren die anderen, die mit ihnen da im Minutentakt ihr dunkles Innerstes nach außen kehren mussten?
Die Burschenschaft Gothia ist nämlich eine stramm rechte deutsche und pflichtschlagende Burschenschaft (daher die Bezeichnung „Waffenstudenten“) mit besten Beziehungen zu den rechtsextremen Identitären. Zuletzt veranstaltete die Gothia am 11.3.16 einen „Identitären Abend“ , an dem „Spitzenvertreter der Identitären Bewegung Österreich den anwesenden Korporierten, aber auch vielen Aktivisten und Sympathisanten dieser revolutionären Jugendbewegung, die Arbeit der IB vorstellten“ (FB-Seite der Gothia). Im Februar 2016 riefen die Gothen zur Teilnahme an der Kundgebung der „Lichter für Österreich“ auf. Unter diesem Titel versammelten sich so ziemlich alle Schattierungen des Rechtsextremismus in verschiedenen Städten. Die Gothen waren da genauso dabei wie bei den Demos der Identitären an der Grenze zu Deutschland.
Simon Hofbauer benennt das Problem ziemlich exakt: „Es wäre mehr als fahrlässig einfach zuzusehen, wie sich derartige rechtsextreme Gruppierungen bewaffnen. Waffenbesitzkarten haben in den Händen von Burschenschaftern mit großdeutschen Fantasien, die von der ‚guten alten Zeit‘ schwadronieren und damit Hitler-Deutschland meinen, nichts verloren.“ (ORF Salzburg)
Von einer Win-Win-Situation haben wir vorher gesprochen: Rechtsextreme Waffenstudenten und ihre Freunde bzw. Freundin unterziehen sich einem Gruppentest. Ein paar Minuten für jeden, zackzack –und fertig! Beim Gutachter sammelt sich etwas Kleingeld. Riskant? Nicht dann, wenn der Gutachter auch ein Waffenstudent und rechtsextrem ist.
Nach den Informationen von Simon Hofbauer ist Wolfgang Caspart, Vorsitzender des Freiheitlichen Akademikerverbandes Salzburg, pennaler Bursche („Rugia Salzburg“) und Mitglied des Corps Saxonia Wien, der Gutachter. Caspart wird sich im Mai wegen des Verdachts der Verhetzung vor dem Salzburger Landesgericht verantworten müssen.
Seit 1997 ist Caspart als Gutachter nach dem Waffengesetz registriert. Wie viele Gutachten nach dem Waffengesetz er seither erstellt hat, wie viele Rechtsextreme bzw. Burschenschafter von ihm ein Attest erhalten haben und ob er als wegen Verhetzung Angeklagter überhaupt noch Gutachten erstellen darf, das alles soll jetzt über eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Walser und Pilz geklärt werden.