Salzburger Waffenstudenten und ein waffenstudentischer Gutachter

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Das Pos­ting vom 9. April, in dem auf der Face­book-Sei­te der Salz­bur­ger Deut­schen Bur­schen­schaft Gothia die Froh­bot­schaft ver­kün­det wur­de, dass alle sech­zehn Bur­schen­schaf­ter die psy­cho­lo­gi­schen Tests für die Waf­fen­be­sitz­kar­te bestan­den hät­ten, ist nicht mehr online. War ein biss­chen unge­schickt. Für Simon Hof­bau­er, den Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten der Grü­nen, aber Grund genug, sich etwas genau­er mit den Grup­pen­tests bei den Bur­schen­schaf­tern zu beschäftigen.

„Die Ergeb­nis­se wur­den die­ser Tage allen Prüf­lin­gen zuge­sandt und aus ver­läss­li­cher Quel­le haben wir erfah­ren, dass alle bestan­den haben“, war in dem Pos­ting der Gothia zu lesen. Sech­zehn Bur­schen­schaf­ter waren in den Räum­lich­kei­ten der Gothia zum psy­cho­lo­gi­schen Test ange­tre­ten und konn­ten sich somit freu­en, zukünf­tig nicht nur ihre Hieb- und Stich­waf­fen benut­zen zu dür­fen, son­dern auch eine Schusswaffe.


Rechts­extre­mist Lutz Bach­mann, die Gothia und „revi­sio­nis­ti­sche”, ver­schwö­e­re­ri­sches Weltbild

Dass die waf­fen­psy­cho­lo­gi­schen Tests außer­halb der eige­nen Räum­lich­kei­ten des Gut­ach­ters gemacht wer­den, ist schon sehr unge­wöhn­lich, ergab ein Rund­ruf der APA. Eine waf­fen­psy­cho­lo­gi­sche Unter­su­chung dau­ert zwei Stun­den und kos­tet 283,20 Euro brut­to. Grup­pen­gut­ach­ten sind durch die Anfor­de­run­gen an die Unter­su­chung aus­ge­schlos­sen. 16 Gut­ach­ten wür­den eigent­lich 32 Stun­den Begut­ach­tung bedeu­ten. Wenn aber 16 Waf­fen­stu­den­ten in zwei oder etwas mehr Stun­den „unter­sucht“ wür­den , dann wür­de das einen statt­li­chen Stun­den­lohn für den Gut­ach­ter erge­ben: ins­ge­samt etwas mehr als 4.500 Euro brut­to. Eine soge­nann­te Win-Win-Situa­ti­on für bei­de Sei­ten: für den Gut­ach­ter und für die Bur­schen­schaf­ter, die so zu ihren Faust­feu­er­waf­fen kommen.

Die Bur­schen­schaft Gothia ist mitt­ler­wei­le etwas unglück­lich über die Aus­sa­gen auf der Face­book-Sei­te. Sie betont, dass es sich bei der FB-Sei­te „nicht um ein offi­zi­el­les Medi­um der Akad. B! Gothia zu Salz­burg han­delt“. Und „bei den waf­fen­psy­cho­lo­gi­schen Gut­ach­ten hat es sich um eine pri­va­te Ver­an­stal­tung gehan­delt, die in den Räum­lich­kei­ten der Ver­bin­dung statt­ge­fun­den hat“. Teil­ge­nom­men hät­ten Mit­glie­der und Freun­de der Ver­bin­dung, so die Gothia Salz­burg zur APA. Das wenigs­tens ist glaub­haft. Denn 16 Bur­schen­schaf­ter, das schaf­fen die Gothen nicht. Aber wer waren die ande­ren, die mit ihnen da im Minu­ten­takt ihr dunk­les Inners­tes nach außen keh­ren mussten?

Die Bur­schen­schaft Gothia ist näm­lich eine stramm rech­te deut­sche und pflicht­schla­gen­de Bur­schen­schaft (daher die Bezeich­nung „Waf­fen­stu­den­ten“) mit bes­ten Bezie­hun­gen zu den rechts­extre­men Iden­ti­tä­ren. Zuletzt ver­an­stal­te­te die Gothia am 11.3.16 einen „Iden­ti­tä­ren Abend“ , an dem „Spit­zen­ver­tre­ter der Iden­ti­tä­ren Bewe­gung Öster­reich den anwe­sen­den Kor­po­rier­ten, aber auch vie­len Akti­vis­ten und Sym­pa­thi­san­ten die­ser revo­lu­tio­nä­ren Jugend­be­we­gung, die Arbeit der IB vor­stell­ten“ (FB-Sei­te der Gothia). Im Febru­ar 2016 rie­fen die Gothen zur Teil­nah­me an der Kund­ge­bung der „Lich­ter für Öster­reich“ auf. Unter die­sem Titel ver­sam­mel­ten sich so ziem­lich alle Schat­tie­run­gen des Rechts­extre­mis­mus in ver­schie­de­nen Städ­ten. Die Gothen waren da genau­so dabei wie bei den Demos der Iden­ti­tä­ren an der Gren­ze zu Deutschland.

Simon Hof­bau­er benennt das Pro­blem ziem­lich exakt: „Es wäre mehr als fahr­läs­sig ein­fach zuzu­se­hen, wie sich der­ar­ti­ge rechts­extre­me Grup­pie­run­gen bewaff­nen. Waf­fen­be­sitz­kar­ten haben in den Hän­den von Bur­schen­schaf­tern mit groß­deut­schen Fan­ta­sien, die von der ‚guten alten Zeit‘ schwa­dro­nie­ren und damit Hit­ler-Deutsch­land mei­nen, nichts ver­lo­ren.“ (ORF Salzburg)

Von einer Win-Win-Situa­ti­on haben wir vor­her gespro­chen: Rechts­extre­me Waf­fen­stu­den­ten und ihre Freun­de bzw. Freun­din unter­zie­hen sich einem Grup­pen­test. Ein paar Minu­ten für jeden, zack­zack –und fer­tig! Beim Gut­ach­ter sam­melt sich etwas Klein­geld. Ris­kant? Nicht dann, wenn der Gut­ach­ter auch ein Waf­fen­stu­dent und rechts­extrem ist.

Nach den Infor­ma­tio­nen von Simon Hof­bau­er ist Wolf­gang Cas­part, Vor­sit­zen­der des Frei­heit­li­chen Aka­de­mi­ker­ver­ban­des Salz­burg, pen­na­ler Bur­sche („Rugia Salz­burg“) und Mit­glied des Corps Saxo­nia Wien, der Gut­ach­ter. Cas­part wird sich im Mai wegen des Ver­dachts der Ver­het­zung vor dem Salz­bur­ger Lan­des­ge­richt ver­ant­wor­ten müssen.

Seit 1997 ist Cas­part als Gut­ach­ter nach dem Waf­fen­ge­setz regis­triert. Wie vie­le Gut­ach­ten nach dem Waf­fen­ge­setz er seit­her erstellt hat, wie vie­le Rechts­extre­me bzw. Bur­schen­schaf­ter von ihm ein Attest erhal­ten haben und ob er als wegen Ver­het­zung Ange­klag­ter über­haupt noch Gut­ach­ten erstel­len darf, das alles soll jetzt über eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten Wal­ser und Pilz geklärt werden.