Völkermarkt/Wien: Nagelbomben oder Osterböller?

Lesezeit: 3 Minuten

Im Zim­mer einer Pen­si­on in Wien-Favo­ri­ten wur­den am Don­ners­tag der Vor­wo­che Bau­tei­le von Rohr­bom­ben ent­deckt. Die Bewoh­ner, zwei jun­ge Kärnt­ner (17 und 23), die auf Wie­ner Bau­stel­len gear­bei­tet haben, wur­den fest­ge­nom­men. Wäh­rend sich der Ver­dacht gegen den 17-Jäh­ri­gen laut Ermitt­lern rasch zer­streu­te, wur­de in der Kärnt­ner Woh­nung des 23-jäh­ri­gen eine Bom­ben­werk­statt ent­deckt. Ob es einen rechts­extre­men Hin­ter­grund gibt , ist unklar.

Die media­le Bericht­erstat­tung gibt Anlass zur Beun­ru­hi­gung. Fast alle Medi­en berich­ten heu­te, dass es sich nicht um Rohr­bom­ben, son­dern um „Oster­b­öl­ler“ hand­le, an denen der 23-Jäh­ri­ge da gebas­telt habe.


Rohr­bom­be Bild: © BMI/POLIZEI (Quel­le: wirtschaftsblatt.at)
-

Ach so! In sei­ner Kärnt­ner Woh­nung, wo am Frei­tag eine Haus­durch­su­chung statt­ge­fun­den hat, wur­den ein abge­schnit­te­nes und mit Schwarz­pul­ver gefüll­tes Kup­fer­rohr und acht Roh­lin­ge gefun­den. In der Wie­ner Unter­kunft waren zuvor zwei Rohr­bom­ben sicher­ge­stellt wor­den, die laut „Kurier“ von Spe­zia­lis­ten als „hoch­ge­fähr­lich“ ein­ge­stuft wur­den. Der 23-Jäh­ri­ge, der auf Bau­stel­len in Wien als Tisch­ler arbei­te­te, hat sie nach eige­nen Anga­ben nach Wien trans­por­tiert, um sie dort „auf­zu­fet­ten“„um den Knall zu ver­stär­ken, hat­te er schon Nägel an den Roh­ren fixiert“ (Klei­ne Zeitung).

Wie darf man sich das vor­stel­len mit den Nägeln? Da ver­sucht der „Kurier“ (18.4.2016) es mit einer Ant­wort aus dem Mund der Gerichts­spre­che­rin: „Laut der Gerichts­spre­che­rin sei­en die Nägel vom Kärnt­ner „nur“ für den Zusam­men­bau der Bom­be ein­ge­setzt wor­den“. Eine gena­gel­te Bom­be also, die dann auch gleich zum „Oster­b­öl­ler“ degra­diert wur­de. Der Ver­däch­tig­te hat­te näm­lich dem Haft­rich­ter erklärt, dass er gemein­sam mit Freun­den eini­ge bereits fer­tig­ge­stell­te Objek­te zu Ostern zur Explo­si­on gebracht habe. Ein „Oster­brauch“ halt!


Rohr­bom­ben und Oster­b­öl­ler (Sym­bol­bil­der)
-

Ostern ist aber Wochen vor­bei. Wofür er die Rohr­bom­ben oder „Oster­b­öl­ler“ noch auf­fet­ten woll­te, ist den Berich­ten nicht zu ent­lo­cken. Die vom Haft­rich­ter ver­füg­te Frei­las­sung des Kärnt­ners hat „bei den Ermitt­lern in Wien prompt für Kopf­schüt­teln“ (Kurier, 18.4.) gesorgt, wäh­rend die Ermitt­ler in Kärn­ten noch ein­mal Ent­war­nung geben wegen des zuvor von den Wie­nern ange­dach­ten rechts­extre­men Hin­ter­grun­des. Am Sonn­tag (17.4.) hat­te der „Kurier“ schon berich­tet: „Ein ter­ro­ris­ti­scher oder extre­mis­ti­scher Hin­ter­grund wur­de zunächst vom Ver­fas­sungs­schutz in Kärn­ten aus­ge­schlos­sen. Am Sams­tag hin­ge­gen drang aus Wie­ner Ermitt­ler­krei­sen durch, dass sehr wohl wegen des Ver­dachts des Rechts­extre­mis­mus ermit­telt wer­de“.

In Kärn­ten gab es in den letz­ten Mona­ten jeden­falls meh­re­re Anschlä­ge auf Flücht­lings­ein­rich­tun­gen, die der „Kurier“ noch ein­mal zusam­men­fasst: „So wur­de am 7. August 2015 in Groß­kirch­heim ein Böl­ler auf die Ter­ras­se einer geplan­ten Flücht­lings­un­ter­kunft gewor­fen. Dabei sol­len zwei Men­schen leicht ver­letzt wor­den sein. Ein wei­te­rer Angriff ist auch auf eine Unter­kunft im Kärnt­ner Straß­burg doku­men­tiert. Beson­ders das Quar­tier für unbe­glei­te­te Min­der­jäh­ri­ge in Feis­tritz an der Drau war in den ver­gan­ge­nen Mona­ten wie­der­holt Ziel von Atta­cken. Auf das vom Arbei­ter­sa­ma­ri­ter­bund betreu­te Flücht­lings­quar­tier wur­de schon gleich nach der Ankunft der Flücht­lin­ge im Febru­ar ein Böl­ler und ein Zie­gel­stein gewor­fen“.

Alle die­se Anschlä­ge sind bis­lang nicht auf­ge­klärt. Ob ähn­li­che oder bau­glei­che Mate­ria­li­en ver­wen­det wur­den, wer­den wir hof­fent­lich eben­so bald erfah­ren wie den Bestim­mungs­zweck der mit Nägeln auf­ge­fet­te­ten Rohr­bom­ben bzw. „Oster­b­öl­ler“.