Die mediale Berichterstattung gibt Anlass zur Beunruhigung. Fast alle Medien berichten heute, dass es sich nicht um Rohrbomben, sondern um „Osterböller“ handle, an denen der 23-Jährige da gebastelt habe. In seiner Kärntner Wohnung, wo am Freitag eine Hausdurchsuchung stattgefunden hat, wurden ein abgeschnittenes und mit Schwarzpulver gefülltes Kupferrohr und acht Rohlinge gefunden. In der Wiener Unterkunft waren zuvor zwei Rohrbomben sichergestellt worden, die laut „Kurier“ von Spezialisten als „hochgefährlich“ eingestuft wurden. Der 23-Jährige, der auf Baustellen in Wien als Tischler arbeitete, hat sie nach eigenen Angaben nach Wien transportiert, um sie dort „aufzufetten“ – „um den Knall zu verstärken, hatte er schon Nägel an den Rohren fixiert“ (Kleine Zeitung).
Wie darf man sich das vorstellen mit den Nägeln? Da versucht der „Kurier“ (18.4.16) es mit einer Antwort aus dem Mund der Gerichtssprecherin: „Laut der Gerichtssprecherin seien die Nägel vom Kärntner ’nur’ für den Zusammenbau der Bombe eingesetzt worden.“ Eine genagelte Bombe also, die dann gleich zum „Osterböller“ degradiert wurde. Der Verdächtigte hatte dem Haftrichter erklärt, dass er gemeinsam mit Freunden einige bereits fertiggestellte Objekte zu Ostern zur Explosion gebracht habe. Ein „Osterbrauch“?
Ostern ist aber längst vorbei. Wofür er die Rohrbomben oder „Osterböller“ noch auffetten wollte, ist den Berichten nicht zu entnehmen. Die vom Haftrichter verfügte Freilassung des Kärntners hat „bei den Ermittlern in Wien prompt für Kopfschütteln“ (Kurier, 18.4.16) gesorgt, während die Ermittler in Kärnten noch einmal Entwarnung gaben wegen des zuvor von den Wienern angedachten rechtsextremen Hintergrundes. Am Sonntag (17.4.16) hatte der „Kurier“ schon berichtet: „Ein terroristischer oder extremistischer Hintergrund wurde zunächst vom Verfassungsschutz in Kärnten ausgeschlossen. Am Samstag hingegen drang aus Wiener Ermittlerkreisen durch, dass sehr wohl wegen des Verdachts des Rechtsextremismus ermittelt werde.“
In Kärnten gab es in den letzten Monaten jedenfalls mehrere Anschläge auf Flüchtlingseinrichtungen, die der „Kurier“ (17.4.16) zusammenfasste:
So wurde am 7. August 2015 in Großkirchheim ein Böller auf die Terrasse einer geplanten Flüchtlingsunterkunft geworfen. Dabei sollen zwei Menschen leicht verletzt worden sein. Ein weiterer Angriff ist auch auf eine Unterkunft im Kärntner Straßburg dokumentiert. Besonders das Quartier für unbegleitete Minderjährige in Feistritz an der Drau war in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel von Attacken. Auf das vom Arbeitersamariterbund betreute Flüchtlingsquartier wurde schon gleich nach der Ankunft der Flüchtlinge im Februar ein Böller und ein Ziegelstein geworfen.
Alle diese Anschläge sind bislang nicht aufgeklärt. Ob ähnliche oder baugleiche Materialien verwendet wurden, wird hoffentlich bald zu erfahren sein, ebenso wie der Bestimmungszweck der mit Nägeln aufgefetteten Rohrbomben bzw. „Osterböller“.