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Bürgerwehren in Österreich (III): „Wir verjagen Bettler und Asylanten“

Das Titel­fo­to, mit dem die „Bür­ger­wehr Tirol“ ihre Face­­book-Sei­­te schmückt, zeigt drei Män­ner in einer schwar­zen uni­form­ähn­li­chen Klei­dung, die am hell­lich­ten Tag über eine Stra­ße patrouil­lie­ren – mit Waf­fen. Ist das die „Bür­ger­wehr Tirol“? Nein, ist sie nicht. Das Bild zeigt drei unga­ri­sche Neo­fa­schis­ten. Die „Bür­ger­wehr Tirol“ schwin­delt also schon beim Titel­fo­to. Hof­fent­lich auch bei […]

1. Mrz 2016

Das Titel­fo­to wur­de am 30. März 2011 gemacht – und zwar nicht von der „Bür­ger­wehr Tirol“, son­dern von einer Foto­gra­fin für die Agen­tur Reu­ters. Und die fins­te­ren Typen waren Mit­glie­der der neo­fa­schis­ti­schen „Szebb Jövö­ert” („Für eine bes­se­re Zukunft“), die in der Ort­schaft Hajd­u­had­haz auf­mar­schier­ten, um Roma ein­zu­schüch­tern und zu beläs­ti­gen.

Ähn­li­ches hat auch die „Bür­ger­wehr Tirol“ vor – wenn man ihren Tex­ten trau­en darf, dann hat sie es auch schon gemacht. Kurz nach der Grün­dung im Okto­ber 2015 wird „Bür­ger­wehr Tirol“ von „Bul­li Erna“ über ihre Zie­le befragt und ant­wor­tet: „Gut das du fragst wir kon­trol­lie­ren Zigeu­ner Asy­lan­ten Pass­port wenn sie kei­nen haben müs­sen wir die Poli­zei rufen da sind wir gezwun­gen haupt­säch­lich kon­do­lie­ren wir die Bett­ler.“ (11.10.15)


Bür­ger­wehr Tirol kondoliert

Bul­li Erna lässt sich auch durch die selt­sa­me Recht­schrei­bung nicht abschre­cken, klappt’s doch bei ihm auch nicht so wirk­lich mit der Beherr­schung der deut­schen Spra­che. Aber Haupt­sa­che deutsch!

In einem wei­te­ren Bei­trag vom glei­chen Tag dann etwas aus­führ­li­cher: „Was machen wir ?. Wir kon­trol­lie­ren Bett­ler (Zigeu­ner) Asy­lan­ten usw.Passport haben sie kei­nen sind wir gezwun­gen die Poli­zei ein­zu­schal­ten (Wir haben guten Kon­takt zur Poli­zei) oder wir ver­ja­gen sie! Bei Demons­tra­tio­nen hel­fen wir der Poli­zei wir machen rund Gän­ge bei Asy­lan­ten-hei­me. Die Poli­zei kommt nicht mehr nach! Video wer­den kom­men.“ (11.10.2015)

Die bei­den Ein­trä­ge stam­men aus der Grün­dungs­pha­se der „Bür­ger­wehr Tirol“. Die ver­spro­che­nen Vide­os sind bis heu­te nicht gekom­men, statt­des­sen zwei Stra­che-Vide­os und ein­mal FPÖ-TV. Auch ein Text der Neo­na­zi-Band Sleipnir.


Sleip­nir –Text bei FPÖ: Passt das?

„Bul­li Erna“ mel­det sich auch wie­der: “ICH war­de dar­auf das ihr euch mel­det bei mir ? Bin bereit zu hel­fen weil wehr nicht kämpft hat schon ver­lo­ren !“ Den letz­ten Satz weist er als Zitat von Micha­el Rege­ner, dem Sän­ger der Neo­na­zi-Band Land­ser bzw. jetzt Luni­koff-Ver­schwö­rung aus.


Bul­li will entern

Am 8. Jän­ner 2016 dann wie­der ein Pos­ting, in dem neben der schon bekann­ten Beschrei­bung der Akti­vi­tä­ten ein Tref­fen ange­kün­digt wird: „Was machen wir ?. Wir kon­trol­lie­ren Bett­ler (Zigeu­ner) Asy­lan­ten usw.Passport haben sie kei­nen sind wir gezwun­gen die Poli­zei ein­zu­schal­ten (Wir haben guten Kon­takt zur Poli­zei) oder wir ver­ja­gen sie! Bei Demons­tra­tio­nen hel­fen wir der Poli­zei wir machen rund Gän­ge bei Asy­lan­ten-hei­me. Die Poli­zei kommt nicht mehr nach! Video wer­den kom­men. Macht mit für Tirol tref­fen kommt!“

Eigen­ar­ti­ger­wei­se wur­de die­ses Pos­ting wie­der gelöscht. Viel­leicht, weil ein Pos­ter geschrie­ben hat: “Ihr Dep­pen gehört ein­ge­sperrt!“ Der Pos­ter hat Recht. Jeden­falls dann, wenn die „Bür­ger­wehr Tirol“ irgend­wann in den letz­ten Mona­ten tat­säch­lich das getan hät­te, was sie in ihren Pos­tings immer wie­der als Tat­sa­che beschrie­ben hat.


Bür­ger­wehr Tirol: Voll­kof­fer oder Einsperren?

Am 21.2.2016 schrieb die „Pres­se am Sonn­tag“: „Wie in Wien inter­es­siert sich in Tirol und in der Stei­er­mark der Ver­fas­sungs­schutz für die Akti­vi­tä­ten von Inter­net­grup­pen, die sich selbst als Bür­ger­wehr oder Begleit­dienst dar­stel­len. Straf­recht­lich ließ sich dar­aus bis­her jedoch nichts ablei­ten.“ Hat sich der Ver­fas­sungs­schutz die „Bür­ger­wehr Tirol“ tat­säch­lich näher ange­se­hen? Ihre Behaup­tun­gen überprüft?

➡️ Bür­ger­weh­ren in Öster­reich (I): Fast immer rechtsextrem
➡️ Bür­ger­weh­ren in Öster­reich (II): „Das lei­se Sum­men schar­fer Klingen“