Das Titelfoto wurde am 30. März 2011 gemacht – und zwar nicht von der „Bürgerwehr Tirol“, sondern von einer Fotografin für die Agentur Reuters. Und die finsteren Typen waren Mitglieder der neofaschistischen „Szebb Jövöert” („Für eine bessere Zukunft“), die in der Ortschaft Hajduhadhaz aufmarschierten, um Roma einzuschüchtern und zu belästigen.
Ähnliches hat auch die „Bürgerwehr Tirol“ vor – wenn man ihren Texten trauen darf, dann hat sie es auch schon gemacht. Kurz nach der Gründung im Oktober 2015 wird „Bürgerwehr Tirol“ von „Bulli Erna“ über ihre Ziele befragt und antwortet: „Gut das du fragst wir kontrollieren Zigeuner Asylanten Passport wenn sie keinen haben müssen wir die Polizei rufen da sind wir gezwungen hauptsächlich kondolieren wir die Bettler.“ (11.10.15)
Bürgerwehr Tirol kondoliert
Bulli Erna lässt sich auch durch die seltsame Rechtschreibung nicht abschrecken, klappt’s doch bei ihm auch nicht so wirklich mit der Beherrschung der deutschen Sprache. Aber Hauptsache deutsch!
In einem weiteren Beitrag vom gleichen Tag dann etwas ausführlicher: „Was machen wir ?. Wir kontrollieren Bettler (Zigeuner) Asylanten usw.Passport haben sie keinen sind wir gezwungen die Polizei einzuschalten (Wir haben guten Kontakt zur Polizei) oder wir verjagen sie! Bei Demonstrationen helfen wir der Polizei wir machen rund Gänge bei Asylanten-heime. Die Polizei kommt nicht mehr nach! Video werden kommen.“ (11.10.2015)
Die beiden Einträge stammen aus der Gründungsphase der „Bürgerwehr Tirol“. Die versprochenen Videos sind bis heute nicht gekommen, stattdessen zwei Strache-Videos und einmal FPÖ-TV. Auch ein Text der Neonazi-Band Sleipnir.
Sleipnir –Text bei FPÖ: Passt das?
„Bulli Erna“ meldet sich auch wieder: “ICH warde darauf das ihr euch meldet bei mir ? Bin bereit zu helfen weil wehr nicht kämpft hat schon verloren !“ Den letzten Satz weist er als Zitat von Michael Regener, dem Sänger der Neonazi-Band Landser bzw. jetzt Lunikoff-Verschwörung aus.
Bulli will entern
Am 8. Jänner 2016 dann wieder ein Posting, in dem neben der schon bekannten Beschreibung der Aktivitäten ein Treffen angekündigt wird: „Was machen wir ?. Wir kontrollieren Bettler (Zigeuner) Asylanten usw.Passport haben sie keinen sind wir gezwungen die Polizei einzuschalten (Wir haben guten Kontakt zur Polizei) oder wir verjagen sie! Bei Demonstrationen helfen wir der Polizei wir machen rund Gänge bei Asylanten-heime. Die Polizei kommt nicht mehr nach! Video werden kommen. Macht mit für Tirol treffen kommt!“
Eigenartigerweise wurde dieses Posting wieder gelöscht. Vielleicht, weil ein Poster geschrieben hat: “Ihr Deppen gehört eingesperrt!“ Der Poster hat Recht. Jedenfalls dann, wenn die „Bürgerwehr Tirol“ irgendwann in den letzten Monaten tatsächlich das getan hätte, was sie in ihren Postings immer wieder als Tatsache beschrieben hat.
Bürgerwehr Tirol: Vollkoffer oder Einsperren?
Am 21.2.2016 schrieb die „Presse am Sonntag“: „Wie in Wien interessiert sich in Tirol und in der Steiermark der Verfassungsschutz für die Aktivitäten von Internetgruppen, die sich selbst als Bürgerwehr oder Begleitdienst darstellen. Strafrechtlich ließ sich daraus bisher jedoch nichts ableiten.“ Hat sich der Verfassungsschutz die „Bürgerwehr Tirol“ tatsächlich näher angesehen? Ihre Behauptungen überprüft?
➡️ Bürgerwehren in Österreich (I): Fast immer rechtsextrem
➡️ Bürgerwehren in Österreich (II): „Das leise Summen scharfer Klingen“