Der Arzt, sein „Führer“ und die Flüchtlinge

Es ist ein bish­er ein­ma­liger Vor­fall. Ein unge­heuer­lich­er, der weit über die Dimen­sion ein­er Aussper­rung aus ein­er Bar hin­aus­ge­ht. Ein prak­tis­ch­er Arzt erk­lärt in aller Öffentlichkeit, zunächst durch Anschlag in sein­er Ordi­na­tion, dann auf Face­book und schließlich auch gegenüber ein­er Tageszeitung (Kuri­er, 14.1.2016), dass er in sein­er Kassenor­di­na­tion keine „Asy­lanten“ behan­deln werde. Der Arzt Thomas Unden erhält dafür sog­ar Applaus.

Dass Thomas Unden als Drauf­gabe auch noch erk­lärt, keine roten, schwarzen und grü­nen Poli­tik­er behan­deln zu wollen, wer­den diese leicht ver­schmerzen. Der Präsi­dent der Ärztekam­mer, Thomas Szek­eres, hat gegenüber dem „Kuri­er“ eine Anzeige beim Diszi­pli­naran­walt der Ärztekam­mer angekündigt und erk­lärt: „Das ist völ­lig indiskutabel und unmoralisch.”


Erk­lärung von Thomas Unden auf Facebook

Die Wert- und Moralvorstel­lun­gen des Medi­zin­ers Unden soll­ten aber nicht nur vor einem Diszi­pli­narg­ericht der Ärztekam­mer abge­han­delt wer­den und mit der Auflö­sung des Kassen­ver­trags ihren rechtlichen Abschluss find­en. Unden hat sich mehr ver­di­ent, etwa eine strafrechtliche Über­prü­fung dessen, was er da an braunem Schrott auf seinem Face­book-Kon­to ange­sam­melt hat und verbreitet.

Damit sind nicht bloß Undens Vor­lieben für ver­schwörerische, anti­semi­tis­che, recht­sex­treme und manch­mal auch ein­deutig neon­azis­tis­che Web­seit­en und Blogs gemeint, zu denen er gerne ver­linkt, son­dern auch seine eige­nen Kommentare.


Anti­semi­tis­che Ver­schwörungs­the­o­rien bei Thomas Unden

Alleine der Begriff Flüchtling ist ein welt­poli­tis­ch­er Schwachsinn und nur Aus­druck der Zer­störungspoli­tik Europas der anglikanisch zion­is­tis­chen Freimaurer.
Wenn wir die europäis­chen Poli­tik­er nicht JETZT samt und son­ders als Hochver­raeter­regierung an die Wand stellen, wird Europa nach­haltig zerstört.

Das schrieb Unden am 22. Dezem­ber und erhielt auch gle­ich Tipps, wer zuerst an die Wand soll: „Die ersten ‚Kan­di­dat­en‘ sind Merkel, Fay­mann, Klug, Schieder und Mit­ter­lehn­er…“, postete Andreas U. dazu. Das ist auf Undens Time­line nicht ver­steckt zu find­en, son­dern ganz offen. Auf bes­timmte Sätze ist Unden schein­bar beson­ders stolz – sie wieder­holt er dann mehrmals. Sein Het­z­post­ing gegen Flüchtlinge, von ihm „Asy­lanten“ genan­nt, hat er etliche Male wieder­holt. Auch das Post­ing „Unsere Regierung ist in der Gesamtheit eine kor­rupte, inkom­pe­tente Sauba­gage“ gefällt ihm aus­nehmend gut. So wie das über den Jus­tizmin­is­ter, der für ihn zum „volksver­rä­ter­ischen Staen­destaats­gesin­del“ gehört, das „zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen“ wird.

Seine Links, etwa zu „Volks­be­trug­punk­t­net“, zu „Ter­rager­ma­nia“ oder zum „Trutz­gauer Boten“ lassen eigentlich keinen Zweifel aufkom­men, dass der Dok­tor Unden deut­liche Sym­pa­thien für den Nation­al­sozial­is­mus und das Hitler-Regime hegt.


Trutz­gauer Bote bei Unden

„Der Führer hat sich auch mit Leuten aller poli­tis­chen Lager getrof­fen und war trotz­dem bis zulet­zt nur der deutschen Nation verpflichtet“, schreibt er am 23. Novem­ber 2015. Hitler, der Demokrat, der seine poli­tis­chen Geg­n­er nicht ins KZ gesteckt hat und dort ermor­den ließ, son­dern sich mit Leuten aller Lager getrof­fen hat – wenn das keine grobe Ver­harm­lo­sung der Ver­brechen des NS-Regimes ist? Unden sieht das anders, näm­lich als „Ergeb­nis von siebzig Jahren anglikanisch zion­is­tisch Freimau­rerischerGeschicht­slue­gen“.


Unden und der Führer

Und um zu verdeut­lichen, was ohne­hin schon ziem­lich klar ist, stellt Unden nicht nur unver­mit­telt ein Bild mit Reichs­mark und Hak­enkreuz online, son­dern teilt auch den Beitrag von Dag­gi B.: „Meine Ehre heißt Treue“, Wahlspruch der SS.


Unden postet Reichs­mark mit Hakenkreuz


Unden teilt Beitrag von Dag­gi B.: „Meine Ehre heißt Treue“

Damit ist eigentlich klar, was zu tun ist: Wir wer­den alle Unter­la­gen den Ermit­tlungs­be­hör­den zur Ver­fü­gung stellen.

2012 wurde Unden von der Ärztekam­mer zu der sehr milden Geld­strafe von 1.500 Euro verurteilt, nach­dem er in einem ohne­hin schon pein­lichen Fernse­hauftritt in der ATV-Serie „Das Geschäft mit der Liebe“ mit der wider­lichen und frauen­feindlichen Aus­sage „Die Öster­re­icherin ist eine Kom­bi­na­tion aus Hänge­brust und Kramp­fad­er“ aufge­fall­en war.

Und dann gibt es noch eine Sache. Stich­wort „Objekt 21“. Das war die höchst krim­inelle Neon­azi-Truppe, die in Des­sel­brunn (OÖ) in Windern 21 behei­matet war und unter anderem für den Betreiber einiger Rotlicht-Betriebe, Alexan­der G., Anschläge durch­führte. In den Ermit­tlun­gen stellte sich her­aus, dass der Arzt Thomas Unden dem Angeklagten Alexan­der G. eine nicht unbe­trächtliche Summe für das Invest­ment in das Bor­dell Cen­tau­rus zur Ver­fü­gung gestellt hat – so die Anklageschrift.