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Hitler auf den Waden und im Mund

4:4 ende­te das Fuß­­ball-Match zwi­schen ASKÖ Wölf­nitz und DSG Sele/Zell in der Kärnt­ner Unter­li­ga Ost am Sams­tag, 17.10. „Unglaub­li­che Sze­nen in Wölf­nitz“ mel­de­te „Ligaportal.at“ und mein­te damit die Auf­hol­jagd des Tabel­len­füh­rers Wölf­nitz, der einen 0:4 Rück­stand ega­li­sie­ren konn­te. Wäh­rend das „Liga­por­tal“ die tat­säch­lich unglaub­li­chen Vor­fäl­le nicht ein­mal am Rand erwähn­te, berich­te­te „Fanreport.com“ aus­führ­lich über den […]

21. Okt 2015

Auch meh­re­re Tages­zei­tun­gen berich­te­ten in der Fol­ge über den Wölf­nit­zer Spie­ler, der schon mit einer neo­na­zis­ti­schen Pro­vo­ka­ti­on aufs Spiel­feld ein­ge­lau­fen war: Unter sei­nen Stut­zen war deut­lich sicht­bar die Zahl „88“ ange­bracht. Die nach­ge­reich­te Erklä­rung des Spie­lers, für ihn sei die 88 nur eine Glücks­zahl, ver­fängt nur sehr bedingt. Der Spie­ler hat näm­lich nicht nur die 88 auf sei­nen Waden zur Schau gestellt, son­dern auch sei­ne poli­ti­sche Ein­stel­lung in ver­ba­len Äuße­run­gen gegen­über Spie­lern von DSG Sele/Zell. „Scheiß Jugos, ihr gehört’s alle ver­gast und erschos­sen“, hat er einem von ihnen anschei­nend zuge­ru­fen und – um es noch deut­li­cher zu machen – auch : „Es gibt nur einen Füh­rer“ – mit ein­deu­ti­gen Handbewegungen.

Der Schieds­rich­ter wur­de von dem direkt beschimpf­ten Spie­ler zwar infor­miert, woll­te aber nichts gehört und gese­hen haben. Zwei Spie­ler von DSG Sele/Zell haben nach dem Spiel Anzei­ge gegen den Wölf­nit­zer Spie­ler ein­ge­bracht. „Es besteht kein Zwei­fel an der Dar­stel­lung“, erklär­te der Kärnt­ner Ver­fas­sungs­schutz dem „Kurier“ (21.10.15) und ermit­telt wegen des Ver­dachts der Wie­der­be­tä­ti­gung. Der ASKÖ-Prä­si­dent Her­mann Krist, Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ter der SPÖ, hat eine kla­re Stel­lung­nah­me abge­ge­ben, und der Kärnt­ner Fuß­ball­ver­band berät eben­falls über Kon­se­quen­zen gegen den Spieler.

So weit, so gut? Lei­der nein. Der Vor­sit­zen­de der UEFA-Dis­zi­pli­nar­kom­mis­si­on, Tho­mas Partl, erklär­te, dass die Zahl rech­ter Äuße­run­gen bzw. Vor­fäl­le auf den Fuß­ball­plät­zen quer durch Euro­pa stei­ge: Lei­der müs­sen wir uns bei jeder monat­li­chen UEFA-Sit­zun­gen mit Nazi-Sym­bo­len oder NS-Sagern beschäf­ti­gen. Die Zahl der Ver­stö­ße in die­se rech­te Rich­tung steigt der­zeit euro­pa­weit stark an.” In der Regel betref­fe das aber Zuschau­er und kaum Spieler.

Und dann kommt da noch das spe­zi­fi­sche Kärnt­ner Pro­blem dazu: Ein Spie­ler, der selbst einen slo­we­ni­schen Namen trägt und gegen Slo­we­nen hetzt. Ein Fuß­ball­klub aus einer gemischt­spra­chi­gen Gemein­de, der seit 2007 schon drei Anzei­gen (erfolg­los) wegen ras­sis­ti­scher Vor­fäl­le und Äuße­run­gen ein­ge­bracht hat und nicht zuletzt die Stel­lung­nah­me des Kapi­täns von DSG Sele/Zell in der „Klei­nen Zei­tung“ zei­gen, dass Ras­sis­mus und Rechts­extre­mis­mus auch gegen­über Spie­lern der slo­we­ni­schen Min­der­heit sehr viru­lent sind: „Auf eini­gen Plät­zen ist es schlim­mer als auf ande­ren“, erklärt Kapi­tän Miran Kelih und zählt dabei Wölf­nitz auch nach dem Vor­fall zu den freund­li­che­ren Ver­ei­nen. Der Obmann der DSG Sele/Zell fügt noch hin­zu , als „Slo­we­ne kriegst eine dicke Haut. Einer schnel­ler als ande­re“ (Klei­ne Zei­tung).

Der Spie­ler mit der 88 auf den Waden, dem Slo­we­ni­schen im Namen und dem Hit­ler im Mund soll angeb­lich nicht zum ers­ten Mal so ein­deu­tig aus­fäl­lig gewor­den sein. Sein Face­book-Kon­to hat er vor­sichts­hal­ber etwas aufgeräumt.