Auch mehrere Tageszeitungen berichteten in der Folge über den Wölfnitzer Spieler, der schon mit einer neonazistischen Provokation aufs Spielfeld eingelaufen war: Unter seinen Stutzen war deutlich sichtbar die Zahl „88“ angebracht. Die nachgereichte Erklärung des Spielers, für ihn sei die 88 nur eine Glückszahl, verfängt nur sehr bedingt. Der Spieler hat nämlich nicht nur die 88 auf seinen Waden zur Schau gestellt, sondern auch seine politische Einstellung in verbalen Äußerungen gegenüber Spielern von DSG Sele/Zell. „Scheiß Jugos, ihr gehört’s alle vergast und erschossen“, hat er einem von ihnen anscheinend zugerufen und – um es noch deutlicher zu machen – auch : „Es gibt nur einen Führer“ – mit eindeutigen Handbewegungen.
Der Schiedsrichter wurde von dem direkt beschimpften Spieler zwar informiert, wollte aber nichts gehört und gesehen haben. Zwei Spieler von DSG Sele/Zell haben nach dem Spiel Anzeige gegen den Wölfnitzer Spieler eingebracht. „Es besteht kein Zweifel an der Darstellung“, erklärte der Kärntner Verfassungsschutz dem „Kurier“ (21.10.15) und ermittelt wegen des Verdachts der Wiederbetätigung. Der ASKÖ-Präsident Hermann Krist, Nationalratsabgeordneter der SPÖ, hat eine klare Stellungnahme abgegeben, und der Kärntner Fußballverband berät ebenfalls über Konsequenzen gegen den Spieler.
So weit, so gut? Leider nein. Der Vorsitzende der UEFA-Disziplinarkommission, Thomas Partl, erklärte, dass die Zahl rechter Äußerungen bzw. Vorfälle auf den Fußballplätzen quer durch Europa steige: „Leider müssen wir uns bei jeder monatlichen UEFA-Sitzungen mit Nazi-Symbolen oder NS-Sagern beschäftigen. Die Zahl der Verstöße in diese rechte Richtung steigt derzeit europaweit stark an.” In der Regel betreffe das aber Zuschauer und kaum Spieler.
Und dann kommt da noch das spezifische Kärntner Problem dazu: Ein Spieler, der selbst einen slowenischen Namen trägt und gegen Slowenen hetzt. Ein Fußballklub aus einer gemischtsprachigen Gemeinde, der seit 2007 schon drei Anzeigen (erfolglos) wegen rassistischer Vorfälle und Äußerungen eingebracht hat und nicht zuletzt die Stellungnahme des Kapitäns von DSG Sele/Zell in der „Kleinen Zeitung“ zeigen, dass Rassismus und Rechtsextremismus auch gegenüber Spielern der slowenischen Minderheit sehr virulent sind: „Auf einigen Plätzen ist es schlimmer als auf anderen“, erklärt Kapitän Miran Kelih und zählt dabei Wölfnitz auch nach dem Vorfall zu den freundlicheren Vereinen. Der Obmann der DSG Sele/Zell fügt noch hinzu , als „Slowene kriegst eine dicke Haut. Einer schneller als andere“ (Kleine Zeitung).
Der Spieler mit der 88 auf den Waden, dem Slowenischen im Namen und dem Hitler im Mund soll angeblich nicht zum ersten Mal so eindeutig ausfällig geworden sein. Sein Facebook-Konto hat er vorsichtshalber etwas aufgeräumt.