Mit der öffentlichen Aufmerksamkeit für Aktionen der rechtsextremen Identitären klappte es in letzter Zeit nicht so richtig. Ihre von den US-Neonazis und ‑Rechtsextremen abgeschauten Aktionen zur „Grenzsicherung“ finden trotz diverser aggressiver Provokationen nicht die erhoffte öffentliche Resonanz. In ihren Stellungnahmen zu der heimtückischen Rasierklingen-Aktion behaupten die Identitären, dass Ende September „in mehreren Teilen Wiens linke Aufkleber auftauchten“, die mit Rasierklingen versehen waren. Um das zu „dokumentieren“, wurde ein Sticker mit präparierter Rasierklinge und stilisiertem Sellner-Porträt gezeigt. Wer soll einen solchen Sticker in Umlauf gebracht haben?
Martin Sellner 2008 beim Gedenken für die Nazi-Ikone und ‑Flieger Walter Nowotny. Damals noch in den Reihen von Gottfried Küssel und Felix B., die Verantwortlichen der neonazistischen Website „Alpen-Donau.info”
Wir haben recherchiert: Natürlich gab es keine präparierten „linken“ Aufkleber – die Identitären können ja nicht einmal einen einzigen zeigen! In Österreich war das hinterfotzige Geschäft mit Rasierklingen bislang Hundefeinden vorbehalten, die dermaßen präparierte Köder ausgelegt haben. Gut dokumentiert ist allerdings eine Aktion von Islamhassern in Würzburg (Bayern), wo Anfang September etliche Sticker mit dem Slogan „Gib Islam keine Chance“ und mit Rasierklingen präpariert entdeckt wurden.
In ihrer schriftlichen Stellungnahme zu der Aktion mit den präparierten Rasierklingen weisen die Identitären jeden Verdacht von sich („das ist nicht unser politischer Stil“), gehen dann aber zu einem Angriff über, der den logischen und naheliegenden Grundverdacht , dass es sich bei der Rasierklingen-Aktion um eine rechtsextreme Aktion gehandelt hat, nur weiter verstärkt: „Regelmäßig finden in Österreich Brandanschläge und Nazischmierereien statt, die sich nachher als linke ‚False flag’-Aktionen herausstellen.“
„False Flag“-Aktionen sind übrigens fast ausschließlich ein Instrument der extremen Rechten bzw. von Staaten, wie der Wikipedia-Eintrag dazu offenlegt. Aber wer weiß, vielleicht bieten die Identitären auch noch eine neue Erklärung zum 11. September 2001 an?