Bevor wir uns dem „Sprecher” der Pegida-Wien widmen, dürfen wir noch sein Dementi vervollständigen. Der Demo-Anmelder Arnold S. alias „Violetter Steirer“ – das erklärte der Pegida-Sprecher dem „Wirtschaftsblatt“ – sei keineswegs dem Hooligan-Lager zuzuordnen und außerdem „unbescholten, habe die Veranstaltung lediglich angemeldet und sonst nichts mit der Organisation zu tun“. Da haben wir ganz andere Informationen und die haben wir auch vorgestellt, während der „Violette” von der Bildfläche verschwunden ist.
Was für einer ist aber Nagel, der jetzt für die Pegida-Truppe sprechen darf? Auf Facebook stellt er sich selbst als „freier Publizist“ vor, der in „Zur Zeit“, „Der Eckart“, der „Blauen Narzisse“ und in „Novini“ seine Ergüsse „veröffentlicht“. Novini-NL? Ja, dieses Medium gibt es tatsächlich in den Niederlanden – politisch stramm rechts mit dem üblichen Putin-Einschlag. Nagel hat dort einmal einen Beitrag untergebracht, ergibt die Suche.
Georg Immanuel Nagel aka George le Nagelaux. Geschüttelt, nicht gerührt …
Seine Beiträge in „Zur Zeit“ und „Eckart“ sind von düsteren Endzeit-Visionen geprägt. Der Bürgerkrieg stehe unmittelbar vor der Tür oder hat schon begonnen („Vorboten des Bürgerkriegs“, Zur Zeit 46/ 2014, „Italien im Bürgerkrieg“ (Zur Zeit 49/2014). Aber während manche seiner Kameraden, die ebenfalls von apokalyptischen Visionen geplagt sind, schon ihre Bunker ausheben und Vorräte anlegen, geht Nagel zumindest geistig auf die Straße und bejubelt Pegida, Identitäre und Hooligans, die er als das „ganz normale, einfache Volk“ sieht, das sich erhebt und „nicht länger hinnehmen will , dass es kolonisiert wird und langsam auf dem Boden, der seit Jahrtausenden ihm gehört, ein islamisches Kalifat entsteht“ („Vorboten des Bürgerkriegs“, Zur Zeit 46/2014).
Die, gegen die sich Hooligans, Identitäre und Pegida erheben, das sind die politischem Eliten, die politische Klasse, die in einem „einzigartigen Vorgang in der Weltgeschichte“ fremde Völker „aus völlig inkompatiblen, rückständigen und gewalttätigen Kulturkreisen“ ins Land holt, die das eigene Volk hier terrorisieren, in die Minderheit drängen und unterjochen. Soweit Nagels von Angstschweiß durchtränktes Panorama der Endzeit, in der nur mehr einige wackere Germanen widerstehen, während „der brav dressierte Deutsche (…) obrigkeitstreu und dienstfertig an seiner eigenen Abschaffung arbeitet“.
Zu den widerständigen Germanen zählen für Nagel natürlich Lichtfiguren wie der soeben zurückgetretene Lutz Bachmann: „Aufrechte Männer wie Lutz Bachmann (PEGIDA), die sich all den persönlichen Anfeindungen aussetzen, um sich für Deutschland, für das Volk einzusetzen. Auf das Bundesverdienstkreuz wird er lange warten dürfen.“ (Nagel in: Blaue Narzisse, 8.12.2014)
Interessant ist, dass Nagel den Pegida-Bedarf für Österreich – im Gegensatz zu Deutschland – eher für sehr gering hält: „Im Gegensatz zu Österreich gibt es in der BRD keine einzige Großpartei, welche das Problem der Islamisierung und Masseneinwanderung offen anspricht.“ Das sagt Strache auch – in etwas anderen Worten: „In Österreich ist die FPÖ von Beginn an die wahre Pegida.“ (News, 16.1.2015)
Mit Nagel hat Pegida Wien jedenfalls einen Sprecher gefunden, der die versteckte Bewegung sicher passend repräsentiert, sozusagen den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber warum dürfen Donar Wien und dessen Kameraden ihr Gesicht nicht zeigen?