Die FPÖ ließ sich den Besuch Erdogans auch materiell einiges kosten. Während sie einerseits forderte, dass die Türkei die Kosten für Erdogans Auftritt in Wien zahlen solle, finanzierte sie andererseits Inserate, in denen sie „keine nationalistische Türkei-Propaganda in Wien“ verlangte und dabei selbst „kein Türkisch als Maturasprache“ forderte. Nur „Weltsprachen“ dürften für die Matura anerkannt werden, fordert die FPÖ in stupider nationalistischer Anti-Türkei-Propaganda. Vermutlich wollen Strache und Co. dabei auch bestimmen, was für sie eine Weltsprache ist.
Mit seinem Facebook-Eintrag „Erdogan gehe heim und nehme deine Anhänger gleich mit!“ hat HC Strache jedenfalls einmal mehr Zweifel an seinen Kenntnissen der deutschen Sprache aufkommen lassen: Der Imperativ von „nehmen” im Singular heißt immer noch „nimm“.
Die Fans von Strache haben sich durch das schlechte Deutsch ihres Idols nicht irritieren lassen und phantasieren in zahlreichen Einträgen darüber, auf welche Art und Weise die „Türken“ insgesamt nach Hause geschickt werden könnten – begleitet von zahlreichen Flüchen, Schimpfwörtern und Hetzbotschaften.
Tausende haben sich auf Straches Facebook-Seite am Türken-Bashing beteiligt und damit zu neuen „Gefällt mir“-Rekorden beigetragen. Strache-Vize Johann Gudenus kann da nicht mithalten: „Bei unseren Polizisten – Erdogan in Wien: wir schicken ihm die Rechnung”, lautet seine etwas wirre Botschaft. Nur rund 500 Fans gefällt diese Meldung. Dafür ist bei Gudenus auch Platz für eindeutig einschlägige Botschaften: „raus mit der sau und seine landsleute soll er glei mitnehmen 88.“ Das ist zugleich Hetze und NS-Wiederbetätigung.
Da der in Zahlen kodierte Hitlergruß nicht zum ersten Mal auf der Facebook-Seite von Johann Gudenus auftauchte, sollte er eigentlich schon bekannt und längst gelöscht sein – bis Freitag, 20.6. mittags war das nicht der Fall.
Die FPÖ fordert alos, dass „die Kosten für das Erdogan-Spektakel (…) die Türkei tragen“ soll. Wenn es eine Veranstaltung der AK-Partei ist, warum soll die Türkei zahlen? Sollte da nicht eher die Partei des Gastes zahlen? Wir erinnern uns an die Auftritte von FPÖ-PolitikerInnen bei diversen Spektakeln der Pro-Bewegung in Nordrhein-Westfalen, bei denen ebenfalls Hundertschaften an Polizei unterwegs waren. Bei der Bevölkerung waren diese Auftritte von Pro NRW und FPÖ sicher noch unbeliebter als der Erdogan-Auftritt in Wien. Eine Kostenübernahme durch die Partei der Gäste wäre in diesem Fall jedenfalls angebracht.