Erdogan und die Gäste von der FPÖ

Der autoritäre rechte türkische Min­is­ter­präsi­dent hat­te am Don­ner­stag, 19.6. einen umstrit­te­nen pri­vat­en Auftritt in Wien vor tausenden Fans — für die Frei­heitlichen und alle aus­län­der­feindlichen, antitürkischen und anti­is­lamis­chen Has­s­grup­pen in den sozialen Net­zw­erken ein Kampf­tag der Son­derk­lasse.

Die FPÖ ließ sich den Besuch Erdo­gans auch materiell einiges kosten. Während sie ein­er­seits forderte, dass die Türkei die Kosten für Erdo­gans Auftritt in Wien zahlen solle, finanzierte sie ander­er­seits Inser­ate, in denen sie „keine nation­al­is­tis­che Türkei-Pro­pa­gan­da in Wien“ ver­langte und dabei selb­st in dümm­lich­ster Manier „kein Türkisch als Mat­urasprache“ forderte. Nur „Welt­sprachen“ dürften für die Matu­ra anerkan­nt wer­den, fordert die FPÖ in stu­pid­er ‚nation­al­is­tis­ch­er Anti-Türkei-Pro­pa­gan­da‘. Ver­mut­lich wollen Stra­che und Co. dabei auch bes­tim­men, was für sie eine Welt­sprache ist.

Mit seinem Face­book- Ein­trag „Erdo­gan gehe heim und nehme deine Anhänger gle­ich mit!“ hat HC Stra­che jeden­falls ein­mal mehr Zweifel an seinen Ken­nt­nis­sen der deutschen Sprache aufkom­men lassen: der Imper­a­tiv von nehmen im Sin­gu­lar heißt immer noch „nimm“.

Die Fans von Stra­che haben sich durch das schlechte Deutsch ihres Idols nicht irri­tieren lassen- sie haben sich ohne­hin eher am zweit­en Teil der Botschaft ori­en­tiert und phan­tasieren in zahlre­ichen Ein­trä­gen darüber, auf welche Art und Weise die „Türken“ ins­ge­samt nach Hause geschickt wer­den kön­nten – begleit­et von zahlre­ichen Flüchen, Schimpfwörtern und Hetzbotschaften. 

Tausende haben sich auf der Face­book-Seite von HC Stra­che am all­ge­meinen Türken-Bash­ing beteiligt und damit zu neuen „Gefällt mir“-Rekorden beige­tra­gen. Johann Gude­nus, der Stra­che-Stel­lvertreter, kann da nicht mithal­ten: “Bei unseren Polizis­ten – Erdo­gan in Wien: wir schick­en ihm die Rech­nung“ lautet seine etwas wirre Botschaft.

Nur rund 500 Fans gefällt diese Mel­dung – die meis­ten haben sich ver­mut­lich schon bei HC Stra­che ausge­to­bt. Dafür ist bei Johann Gude­nus auch Platz für ein­deutig ein­schlägige Botschaften: „raus mit der sau und seine land­sleute soll er glei mit­nehmen 88“. Das ist Het­ze und NS-Wieder­betä­ti­gung in einem. Öster­re­ich, das gast­fre­undliche Land, präsen­tiert von der braunen Seite!

Da der in Zahlen kodierte Hitler-Gruß nicht zum ersten Mal auf der Face­book-Seite von Johann Gude­nus auf­tauchte //www.stopptdierechten.at/2013/10/09/der-knuppel-und-die-%E2%80%9E88%E2%80%9C/#more-6259 , sollte er eigentlich schon bekan­nt und längst gelöscht sein – bis Fre­itag, 20.6. mit­tags war das nicht der Fall.

Ein anderes Prob­lem gibt es auch noch: die FPÖ fordert ja, dass „die Kosten für das Erdo­gan-Spek­takel (…) die Türkei tra­gen“ soll. — Wenn es eine Ver­anstal­tung der AK-Partei ist, warum soll die Türkei zahlen? Sollte da nicht eher die Partei des Gastes zahlen? Wir erin­nern uns an die Auftritte von FPÖ-Poli­tik­erIn­nen bei diversen Spek­takeln der Pro-Bewe­gung in Nor­drhein-West­falen, bei denen eben­falls Hun­dertschaften an Polizei unter­wegs waren. Bei der Bevölkerung waren diese Auftritte von Pro NRW und FPÖ sich­er noch unbe­liebter als der Erdo­gan-Auftritt in Wien. Eine Kostenüber­nahme durch die Partei der Gäste wäre in diesem Fall jeden­falls angebracht!