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Neonazi schlug 13-Jährigen zu Boden

Das ist wah­rer Man­nes­mut eines rech­ten Recken: ein 30-Jäh­ri­­ger, der ohne Grund auf einen 13-Jäh­ri­­gen los­geht, ihn zu Boden schlägt, den Red-Bull-Fan-Schal ent­reißt, die­sen anzün­det und dann sei­ne rech­te Hand nach oben – zum Hit­ler­gruß? – reißt. Jetzt wur­de gegen den mehr­fach vor­be­stra­fen Gerüst­bau­er aus Tirol ver­han­delt: wegen NS-Wie­­der­­be­­tä­­ti­­gung, Kör­per­ver­let­zung, Nöti­gung und Sach­be­schä­di­gung. Sie­ben Vorstrafen […]

28. Mrz 2014

Sie­ben Vor­stra­fen hat der 30-jäh­ri­ge Wacker-Inns­bruck-Fan schon am Buckel, dar­un­ter auch eine wegen Wie­der­be­tä­ti­gung, die ande­ren sind auch „ein­schlä­gig” – im Bereich der Kör­per­ver­let­zung. Als er 2009 wegen des mehr­ma­li­gen Brül­lens (und Zei­gens) des Hit­ler-Gru­ßes und des Schmie­rens von NS-Paro­len zu 18 Mona­ten Haft ver­ur­teilt wur­de , wur­de ihm vom Lan­des­ge­richt Inns­bruck bei sei­ner vor­zei­ti­gen Ent­las­sung die Auf­la­ge erteilt, einen Kurs an der Uni über den Wahn der Nazi-Ideo­lo­gie zu besu­chen. Die Salz­bur­ger Rich­te­rin will dazu etwas wis­sen: „Wel­chen Ein­fluss hat­te der Kurs auf Sie? – Ich seh’ schon, Sie schmun­zeln …“ (Salz­bur­ger Nach­rich­ten, 28.3.14).

Am 19. Okto­ber 2013 – Wacker Inns­bruck hat­te gera­de gegen Red Bull Salz­burg mit 0:6 Toren ver­lo­ren- hat­te der Tiro­ler Gerüst­bau­er sei­nen gro­ßen Auf­tritt. In der Tax­ha­mer S‑Bahn-Sta­ti­on war­te­ten eine Salz­bur­ger Kin­der­grup­pe und Inns­bruck-Fans. „Unter dem Gejoh­le der ande­ren Inns­bru­cker Fans“ (SN) trak­tier­te er den 13-jäh­ri­gen Red-Bull-Fan mit Schlä­gen und hob dann die Hand zur Nazi­ges­te. Die bestritt der Ange­klag­te und sein Ver­tei­di­ger, der Tiro­ler FPÖ-Obmann Mar­kus Abwerz­ger, assis­tier­te ihm: „Bei Fuß­ball-Schlacht­ge­sän­gen haben alle die Arme in der Höhe“ (SN). Das Pro­blem bei die­ser Erklä­rung: das Match war schon längst vorbei.

Der Ange­klag­te, der die NS-Wie­der­be­tä­ti­gung, nicht aber den Rest der Ankla­ge bestrei­tet, bemüht die Stan­dard- Erklä­rung: “Es tut mir leid, was mit dem Buben war, ich hab net g’wusst, dass er 13 ist, i war b’soff’n und die Nie­der­la­ge und alles…..“ (SN, 28.3.14).

Unter „alles“ fie­len dann auch noch sei­ne Recht­fer­ti­gun­gen für ein­schlä­gi­ges Mate­ri­al in sei­ner Woh­nung (T‑Shirts und 800 rechts­extre­me Musik­da­tei­en) und ein­schlä­gi­ge Tat­toos („White Power“, „88“ usw) : noch nicht dazu­ge­kom­men, sie zu entfernen.

Schon dazu­ge­kom­men ist er, einem ihm völ­lig unbe­kann­ten Men­schen an einer Bar ins Gesicht zu schla­gen, weil er ihn für einen „Lin­ken“ gehal­ten hat. Auch die­ses Fak­tum war Gegen­stand der Anklage.

Vom Vor­wurf der NS- Wie­der­be­tä­ti­gung wur­de der Ange­klag­te zwar frei­ge­spro­chen, wegen der ande­ren Delik­te und des Wider­rufs einer beding­ten Haft­stra­fe von drei Mona­ten wan­dert er den­noch für ins­ge­samt 13 Mona­te in Haft. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.

Ein Nach­trag: ein Blick in die Zei­tungs­ar­chi­ve ergibt, dass der Ange­klag­te nicht nur ein tes­to­ste­ron­ge­trie­be­ner dum­mer Nazi-Hoo­li­gan ist. Die Ver­hand­lung vor dem Inns­bru­cker Lan­des­ge­richt 2009 leg­te offen, dass er ein gern- und viel­ge­se­he­ner Gast im Zir­ler Neo­na­zi-Klub war. Der war wie­der­um ein Anlauf­zen­trum für die „Blood & Honour“-Szene aus Tirol, Süd­ti­rol und Bay­ern. Als bei dem Ange­klag­ten damals eine Haus­durch­su­chung statt­fand, bemerk­te er dazu, dass „so ein Ver­rat wohl doch nur in einer Juden­re­pu­blik vor­kom­men kön­ne”. Auch damals ver­ant­wor­te­te er sich damit, dass sein Nazi-Gegrö­le wohl im Voll­rausch pas­siert sei.