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Lausbuben oder Neonazis im Innviertel?

Die „Ober­ös­ter­rei­chi­schen Nach­rich­ten“ (OÖN) stell­ten dem Rechts­ex­tre­­mis­­mus-Exper­­ten Tho­mas Ram­mer­stor­fer eine Fra­ge zur Stär­ke der rechts­extre­men Sze­ne im Inn­vier­tel. Als der ant­wor­tet, dass die im Bezirk Brau­nau am stärks­ten sei, set­zen sich in Brau­nau die Beschwich­ti­gungs­apos­tel in Bewe­gung: „Exper­ten wider­spre­chen“, heißt das dann. Das Pro­blem wird klein­ge­re­det. Tho­mas Ram­mer­stor­fer vom Info­la­den Wels kennt und beob­ach­tet die […]

27. Mrz 2014

Tho­mas Ram­mer­stor­fer vom Info­la­den Wels kennt und beob­ach­tet die rechts­extre­me Sze­ne schon seit etli­chen Jah­ren. In der Vor­wo­che hat er den „OÖN“ ein Inter­view zu dem Video “Mei­ne Stadt Ried“ gege­ben. In dem Video sind groß­teils tür­kisch­stäm­mi­ge Jugend­li­che mit Luxus­ka­ros­sen und Waf­fen zu sehen, die mit Sym­bo­len der rechts­extre­men „Grau­en Wöl­fe“ ope­rie­ren. Ram­mer­stor­fer dazu:

„Es ist eine Mischung aus Rap-Impo­nier­ge­ha­be und diver­sen Männ­lich­keits­phan­ta­sien, die mit dem Her­um­fuch­teln der Waf­fen unter­stri­chen wer­den. Was noch hin­zu­kommt, ist die Ver­wen­dung ein­deu­ti­ger poli­ti­scher Sym­bo­le, wie der drei Halb­mon­de, die als Sym­bol der Grau­en Wöl­fe und der faschis­ti­schen tür­ki­schen MHP-Par­tei gel­ten. Was ich in die­sem Video­bei­trag skur­ril und schon fast lus­tig fin­de, ist, dass die jun­gen Män­ner einen Hund qua­si als Wolf prä­sen­tie­ren. Hun­de haben in der Tür­kei einen extrem nied­ri­gen Stel­len­wert und es gibt kaum ein schlim­me­res Schimpf­wort als ‚Hund’.”

Ram­mer­stor­fer, der sich inten­siv auch mit den „Grau­en Wöl­fen“ befasst, plä­diert für eine Dees­ka­la­ti­on der Emo­tio­nen und fin­det es skur­ril, dass aus­ge­rech­net die hei­mi­sche rechts­extre­me Sze­ne empört auf­schreit über das Video und die „Grau­en Wöl­fe“: “Im Grun­de genom­men ist die Ideo­lo­gie der Grau­en Wöl­fe näm­lich eine ganz ähn­li­che. Deut­sche Neo­na­zis haben in den 1970er-Jah­ren sogar mit der MHP zusammengearbeitet.“

Als Ram­mer­stor­fer ganz all­ge­mein nach der rechts­extre­men Sze­ne im Inn­vier­tel gefragt wird, ant­wor­tet er:

„Ich glau­be, im Bezirk Brau­nau ist die Sze­ne stär­ker als in Schär­ding und Ried. In Brau­nau kommt es alle paar Wochen zu irgend­wel­chen Aktio­nen von Neo­na­zis. Die Inn­viert­ler Rech­ten haben aus­ge­zeich­ne­te Kon­tak­te zu ihren Gesin­nungs­ge­nos­sen in Bay­ern, wo es eine sehr straf­fe und mili­tan­te Sze­ne gibt. Ich beob­ach­te die Ent­wick­lung mit Sorgen.“

Die unse­rer Ansicht nach völ­lig kor­rek­te Ant­wort ruft Beschwich­ti­gungs­apos­tel aus Braunau/Inn auf den Plan, die vor allem die Stadt Brau­nau in einem schlech­ten rech­ten Licht dar­ge­stellt sehen. So ver­ständ­lich die Reak­ti­on sein mag, hilf­reich ist sie nicht. Auch wenn es wegen staat­li­cher Repres­si­on und Sozi­al­ar­beit, dan­kens­wer­ter­wei­se aber auch wegen der Blöd­heit man­cher Neo­na­zis der­zeit kei­ne offe­ne rech­te Sze­ne in Braunau/Inn gibt, ist die Aus­sa­ge des Bezirks­po­li­zei­kom­man­dan­ten („Nur zwei, drei Ein­ge­fleisch­te, ein paar klei­ne Grup­pie­run­gen“) ein schlech­ter Scherz. Vor allem, weil ihm dann gleich eine Erklä­rung der beson­de­ren Art nach­ge­scho­ben wird: “Man­che Aktio­nen sei­en eher als Laus­bu­ben­streich zu bewer­ten“, so der obers­te Brau­nau­er Polizist.

Ob das Gesprächs­an­ge­bot der Poli­zei zu neu­en Erkennt­nis­sen füh­ren wird, wird sich wei­sen. Fakt ist, dass es im bay­risch-öster­rei­chi­schen Grenz­raum inten­si­ve Bestre­bun­gen baye­ri­scher Neo­na­zis vom Frei­en Netz Süd gibt, ihren Akti­ons­ra­di­us auszuweiten.

⇒ Link zu Tho­mas Ram­mer­stor­fer.

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