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Gerd Honsik und seine Freunde

Gerd Hon­sik, Neo­na­zi und Holo­caust­leug­ner wur­de im Sep­tem­ber 2011 vor­zei­tig aus der Haft ent­las­sen – auf Bewäh­rung. Das Ober­lan­des­ge­richt begrün­de­te sei­ne Frei­las­sung mit sei­ner guten sozia­len Inte­gra­ti­on in Spa­ni­en und sei­nem hohen Alter. Über sons­ti­ge Auf­la­gen für die Bewäh­rung (drei Jah­re) ist wenig bekannt. Jeden­falls ließ sich Hon­sik nicht dar­an hin­dern, wei­ter sei­nen Nazi-Müll zu […]

17. Jan 2014

Wie das Nach­rich­ten­ma­ga­zin „pro­fil“ in sei­ner jüngs­ten Aus­ga­be berich­tet, steu­er­te Hon­sik für die dubio­se rechts­extre­me Zeit­schrift „Der Hei­mat­bo­te“ aus Kärn­ten ein anti­se­mi­ti­sches Gedicht bei. Seit August 2013 darf Hon­sik über Inter­net bzw. „Radio Deutsch-Öster­reich“ wöchent­lich sei­ne Kom­men­ta­re abson­dern: „Ach­tung, Ach­tung – Hier ist die Stim­me von Radio Deutsch-Öster­reich!“ Seit Febru­ar 2013 ist er auf Face­book ver­tre­ten, haupt­säch­lich mit sei­nem Reim­werk, in dem er sich gele­gent­lich auch selbst bejammert:

„Von einem weiß ich, den einst anzuklagen
die Pha­ri­sä­er baten zu der Zeit,
da sei­ne Wor­te voll Gefährlichkeit
und sei­ne Mei­nung kaum noch zu ertragen.“

Für den Unter­halt von Hon­sik, der sei­ne sozia­le Inte­gra­ti­on in Marbella/Malaga ver­mut­lich in den Netz­wer­ken alter Nazis erlebt, sor­gen offen­sicht­lich schon seit Jah­ren ande­re. Immer­hin müs­sen nicht nur der Lebens­auf­wand von Hon­sik, son­dern auch sein pro­pa­gan­dis­ti­sches Werk und sei­ne Anwalts­kos­ten in den diver­sen Pro­zes­sen finan­ziert wer­den. Als Hon­sik, der sich 1992 nach einer Ver­ur­tei­lung wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung nach Spa­ni­en abge­setzt hat­te, im August 2007 auf­grund eines euro­päi­schen Haft­be­fehls in Mala­ga fest­ge­nom­men und dann nach Öster­reich aus­ge­lie­fert wur­de, setz­te sofort eine Spen­den­kam­pa­gne ein.

Mit dem Gruß „Volk und Reich!“ und der Über­schrift „Alle für einen!“ warb damals ein Dr. Gun­ther Kümel um Geld­spen­den für Hon­sik. Es han­delt sich dabei um jenen Mann, der im Jahr 1965 den alten Wider­stands­kämp­fer Ernst Kirch­we­ger nie­der­ge­schla­gen und töd­lich ver­letzt hat. Gün­ther Kümel, der schon zuvor gemein­sam mit Hon­sik an Neo­na­zi-Aktio­nen betei­ligt war, wur­de wegen Not­wehr­über­schrei­tung zu skan­da­lö­sen zehn Mona­ten Haft ver­ur­teilt und ver­schwand danach aus Öster­reich. Als Gun­ther Kümel tauch­te er seit 2000 wie­der in ein­schlä­gi­gen Foren auf und hielt auch Kon­takt zu öster­rei­chi­schen Neo­na­zis, wie z.B. dem Bund frei­er Jugend.

Hon­siks eif­rigs­ter Fan ist aber Franz Radl, der zuletzt im Dezem­ber 2012 zu 24 Mona­ten Haft (davon 16 Mona­te bedingt) wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ur­teilt wur­de (das Urteil ist noch nicht rechts­kräf­tig). Einer der Vor­wür­fe in der Ankla­ge­schrift war, dass Radl eine Home­page für Gerd Hon­sik betrie­ben hat­te, wo des­sen Nazi-Schrott ver­öf­fent­licht wur­de. Radl, der eigent­lich auch schon längst wegen der mög­li­chen Betei­li­gung an der Neo­na­zi-Home­page alpen-donau.info vor Gericht ste­hen soll­te, war von Beginn an (Febru­ar 2013) auf der Face­book-Sei­te von Gerd Hon­sik unter­wegs und ver­teil­te dort sei­ne „Likes“. Richard Pfingstl, der ehe­ma­li­ge stei­ri­sche RFJ- und RFS-Mann, der im Gra­zer Neo­na­zi-Pro­zess 2012 zu zwölf Mona­ten beding­ter Haft ver­ur­teilt wur­de (auch nicht rechts­kräf­tig), hin­ter­lässt auf Hon­siks FB-Sei­te eben­falls sei­ne Spuren.

Hon­sik nur als alten, mitt­ler­wei­le ziem­lich ver­schro­be­nen Neo­na­zi abzu­tun, wäre pro­ble­ma­tisch – auch wenn sei­ne Wir­kung auf das ein­schlä­gi­ge Publi­kum stark nach­lässt. Immer­hin hat­te Hon­sik aus­ge­rech­net nach sei­ner vor­zei­ti­gen Haft­ent­las­sung im Sep­tem­ber 2011 noch einen Auf­tritt am Grab des Neo­na­zi „Onkel Uwe“ von der brau­nen Hoo­li­gan- Fan­grup­pe „Unsterb­lich Wien“ – eine Pro­vo­ka­ti­on für die Jus­tiz, die ihm jeden­falls eini­ge Fans bei den „Unsterblich“-Leuten einbrachte.

Was Hon­siks Bewäh­rungs­auf­la­gen betrifft, ist ohne­hin eini­ges im Unkla­ren. Im Gra­zer NS-Pro­zess 2012, wo er als Zeu­ge der Ver­tei­di­gung via Video­kon­fe­renz aus Mala­ga befragt wur­de, bat er sei­nen Freund Radl, kei­ne Fra­gen zum Holo­caust an ihn zu rich­ten – „ich wür­de sonst gegen mei­ne Bewäh­rungs­auf­la­gen ver­sto­ßen“. Mög­li­cher­wei­se gab es doch mehr Bewäh­rungs­auf­la­gen als die, Öster­reich nicht zu verlassen.

Span­nen­der ist den­noch die Fra­ge, war­um die Freun­de Hon­siks, Franz Radl und Richard Pfingstl, die im Wie­ner Pro­zess zu Alpen-Donau als Admi­nis­tra­to­ren genannt wur­den, noch immer nicht vor Gericht stehen.