Offener Brief zum „Akademikerball”

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Das Bünd­nis Jetzt Zei­chen set­zen! plant im Vor­feld des von der FPÖ aus­ge­rich­te­ten Aka­de­mi­ker­balls (Nach­fol­ger des umstrit­te­nen WKR-Balls) in der Wie­ner Hof­burg meh­re­re Pro­test­ver­an­stal­tun­gen. Am Don­ners­tag ver­öf­fent­lich­te die Platt­form einen offe­nen Brief von KZ-Über­le­ben­den, der die Ver­ant­wort­li­chen dazu auf­for­dert, die Räum­lich­kei­ten für den Ball nicht zur Ver­fü­gung zu stel­len. Die Hof­burg-Betriebs­ge­sell­schaft reagier­te nur mit einem Satz auf den offe­nen Brief: „Der Ball fin­det statt”, von Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um und Bun­des­kanz­ler­amt gab es bis­lang gar kei­ne Reaktion.

Offener Brief zum „Akademikerball”

Ergeht an die Wie­ner Kon­gress­zen­trum Hof­burg Betriebsges.m.b.H. und ihre Gesellschafter/innen, den Bun­des­prä­si­den­ten, den Bun­des­kanz­ler, den Vize­kanz­ler und den Wirtschaftsminister.

Wien (OTS) — Sehr geehr­te Damen und Herren,

als Über­le­ben­de der Nazi­zeit macht es uns fas­sungs­los, dass die im Eigen­tum der Repu­blik ste­hen­de Hof­burg noch immer ihre Tore für Ver­tre­ter und Ver­tre­te­rin­nen rechts­extre­mer Ver­ei­ne aus Öster­reich und Euro­pa öff­net. Damit wer­den auch Ver­tre­ter von Ver­ei­nen will­kom­men gehei­ßen, die Holo­caust­leug­nern eine Büh­ne gebo­ten und die Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus immer wie­der ver­höhnt haben!

Wie kann es sein, dass die­sem Spuk nach so vie­len Jah­ren noch immer kein Ende berei­tet wur­de? Wie lan­ge dür­fen Kor­po­rier­te noch auf der Nase der Demo­kra­tie her­um­tan­zen? Wann wer­den Sie end­lich klar sagen: Die Räum­lich­kei­ten unse­rer Repu­blik ste­hen für Ver­an­stal­tun­gen und Ver­net­zungs­ak­ti­vi­tä­ten rechts­extre­mer Ver­bän­de nicht zur Verfügung!

Die Stadt Inns­bruck hat vor­ge­macht, dass eine kla­re Grenz­li­nie gesetzt wer­den kann, ja gesetzt wer­den muss: Die im Mehr­heits­ei­gen­tum der Stadt ste­hen­den Räu­me wur­den den Kor­po­rier­ten ent­zo­gen. „Die Durch­füh­rung der Ver­an­stal­tung wür­de der Stadt Inns­bruck erheb­li­chen Scha­den zufü­gen und unse­ren Grund­sät­zen der offe­nen Auf­ar­bei­tung der Ver­bre­chen des Natio­nal­so­zia­lis­mus wider­spre­chen”, so die kla­ren Wor­te der Inns­bru­cker Bür­ger­meis­te­rin Chris­ti­ne Oppitz-Plörer.

Die­sel­ben kla­ren Wor­ten und den­sel­ben Schritt erwar­ten wir uns auch von Ihnen, als Ver­ant­wor­tungs­trä­ge­rin­nen und ‑trä­ger für die Ver­ga­be der Prunk­sä­le der Republik.

Für rechts­extre­me Ver­net­zungs­tref­fen darf es kei­nen Platz mehr in der Wie­ner Hof­burg geben.

Zie­hen Sie eine kla­re Grenz­li­nie — jetzt und für immer.

Hoch­ach­tungs­voll

Katha­ri­na Sas­so, Wider­stands­kämp­fe­rin & Über­le­ben­de des KZ Ravensbrück
Prof. Rudolf Sar­kö­zi, Über­le­ben­der des KZ Lackenbach
Mar­ko M. Fein­gold, Über­le­ben­der des KZ Auschwitz
Anna Hackl, Ret­te­te mit ihrer Fami­lie Häft­lin­ge des KZ Mauthausen
Prof. Rudolf Gel­bard, Über­le­ben­der des KZ Theresienstadt
Dora Schi­man­ko, Flüch­te­te mit Kin­der­trans­port vor Nazis