Wilfersdorf ist eine kleine Gemeinde im Bezirk Mistelbach (NÖ ) mit rund 2.100 EinwohnerInnen, die auf insgesamt rund 30 Quadratkilometern leben. Da sollte es eigentlich kein Problem sein, wenn die Gemeinde ein Stück Grund verkauft, damit sich jemand ein Haus baut. Für den FPÖ- Gemeinderat Gunar Draxler aber unvorstellbar – wegen des „fremdländisch“ klingenden Namens des Käufers.
Die zwei im Gemeinderat vertretenen FPÖler stimmten in der Sitzung des Gemeinderats tatsächlich gegen den Grundstücksverkauf, weil der Name des Käufers, wie sie die NÖN zitiert, „unverkennbar auf einen islamischen Hintergrund“ hindeute.
Draxler gab zwar ausdrücklich zu, dass er den Käufer nicht persönlich kenne, aber offensichtlich kann er über fremdländisch klingende Namen sogar die Religion erschnüffeln.
Draxler und der Holocaust
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Zur Ehrenrettung der Gemeinde Wilfersdorf muss gesagt werden, dass der Gemeinderat, der den Grundstücksverkauf dann mehrheitlich beschloss, über den Rassismus der FPÖ-Gemeinderäte empört war. Der Bürgermeister von der ÖVP stellte klar: „Bei uns ist jeder willkommen, der hier leben möchte und jeder, der, so wie der Bauwerber auch, beruflich in der Region verankert ist, ist gerne gesehen“ (NÖN).
Zu dem redaktionellen Beitrag der NÖN schrieb Gunar Draxler ein Posting, in dem er sich über den Sozialstaat, der durch solche Grundstücksverkäufe „massiv in seinen Grundfesten“ gefährdet würde, verbreitete. Der Sozialstaat funktioniert nämlich für Draxler so:
„Dazu muss man wissen, dass der Sozialstaat sich aus dem Nutzenwert der Heimat finanziert. Die Nettozahler zahlen deshalb Steuern und Sozialabgaben, da der Nutzenwert der Heimat ihren persönlichen Nutzen höher erscheinen lässt, als im Ausland, wo sie bei gleicher Arbeit keine Steuern zahlen müssten und keinen Sozialstaat erhalten müssten, aber auch keine Heimat haben“.
Draxler und der Mossad
Nach diesen ziemlich seltsamen Ausführungen über das freiheitliche Verständnis von Sozialstaat zitiert Gunar Draxler eine Studie des britischen Ökonomen Nils Braakmann als Beleg für seine These, dass die Grundstückspreise beim Zuzug von „Ausländern“ sinken. Braakmann hat diesen Effekt tatsächlich festgestellt, allerdings nur bei massenhaftem Zuzug („Ghettobildung“). Das ist nicht weiter überraschend und auch nicht neu – vor allem hat es nichts mit dem Grundstückserwerb durch einen Migranten in Wilfersdorf zu tun.
Aber Draxler zeigt aber auch hier sein feines Näschen, das auf das Erschnüffeln von Religionsbekenntnissen spezialisiert scheint: „Menschen mit dem Namen Braakmann wurden unter den Nazis übrigens verfolgt, ich sage ihnen das nur, damit sie nicht als Antisemit bezeichnet werden, bei ihrem Gedankengut“ (NÖN –Posting Draxler).
Der FPÖ- Gemeinderat hat im Namen Braakmann also einen Juden erschnüffelt, eine Zuordnung, die sich weder aus der Homepage von Braakmann ergibt noch sonst irgendeine Relevanz besitzt. Aber Draxler meint, das sagen zu müssen, „damit sie nicht als Antisemit bezeichnet werden, bei ihrem Gedankengut“.
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Draxler der Mossad und Nine Eleven
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Die Warnung wegen des Gedankenguts ist gerichtet an einen anderen Poster, der Draxler wegen seiner „ständigen Ängste“ eine „therapeutische Hilfe“ empfohlen hat.
Mit verdächtigem Gedankengut hat Draxler offensichtlich so seine eigenen Erfahrungen. Das überrascht vermutlich nach seinen bisherigen Ausführungen nicht besonders und trotzdem ist das, was „Heimat ohne Hass“ über Gunar Draxler herausgefunden hat, ziemlich heftiges Material.
Ein FPÖ- Gemeinderat, der rassistisch agiert und das auch noch damit begründet, dass es keinen Zuzug von Menschen geben soll, die nicht ins Ortsbild passen und Wilfersdorf „kopftuchfrei“ http://www.meinbezirk.at/mistelbach/chronik/kopftuchverbot-in-wilfersdorf-d787708.html bleiben müssse, ist untragbar und rücktrittsreif.
Draxler und die USA
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Ein FPÖ-Gemeinderat, der den Himmler-Adjutanten Joachim Peiper von seinen Kriegsverbrechen freispricht, der die Alliierten generell als „Kriegsverbrecher von der anderen Seite“ apostrophiert, die „nebstbei noch Millionen Deutsche“ ermordet hätten, der über die angeblichen „Morde“ an Karl Schleinzer, Jörg Haider, Jürgen Möllemann, Jassir Arafat und Uwe Barschel phantasiert, sie würden auf das Konto des Mossad gehen und der zu 9/11 seinen antisemitischen Phantasien freien Lauf lässt, ebenso.
Hier geht’s zur Recherche von „Heimat ohne Hass“.