Die Burschenschaftliche Gemeinschaft, 1961 gegründet, um die „Wiedervereinigung“ mit den deutschen Burschenschaften in Österreich im Dachverband DB voranzutreiben, ist derzeit die stärkste Gruppierung innerhalb der DB. Da Dutzende Burschenschaften in den letzten zwei Jahren den Dachverband DB wegen dessen Rechtsdrall verlassen haben, steht die BG kurz davor, den Dachverband zu majorisieren.
Die Situation im Dachverband DB ist derzeit – zumindest für Außenstehende – etwas unübersichtlich. Nach Zählungen von Insidern gibt es ungefähr 70 aktive Burschenschaften (inkl. der österreichischen). Knapp oder rund die Hälfte davon, darunter fast alle österreichischen, sind innerhalb der BG organisiert.
In einem Positionspapier der Burschenschaft Germania Hamburg aus dem Frühjahr 2013 wird einerseits versucht, die Dominanz der BG herunterzuspielen, andererseits aber unter Berufung darauf, dass das „deutsche Vaterland“ in Gefahr sei, ihre Führungsrolle im Kampf gegen die „Lockungen des Zeitgeistes“ eingefordert: „Eine starke Burschenschaft kann … nicht existieren, wenn Wertvorstellung und Prinzipien zugunsten höherer Mitgliedszahlen aufgegeben werden.“
Das Ziel der BG ist also das Schrumpfen der Deutschen Burschenschaft zu einem Verband, der den „echten“ Werten verpflichtet ist. Was die BG darunter versteht, skizziert die „Germania“ so:
- „wahre burschenschaftliche Positionen (E.M.Arndt statt Joachim Gauck liefert die Grundlage für unsere Überlegungen zur Lösung der Gegenwartsprobleme),
- der volkstumsbezogene Vaterlandsbegriff,
- der waffenstudentische Standpunkt,
- das interne und öffentliche Auftreten,
- die vorbehaltlose Auseinandersetzung mit der Geschichte sowie die freie Meinungsbildung“.
Wir vermuten, die Berufung auf Ernst Moritz Arndt erfolgte wegen dieser Ausführung von ihm:
„Es wird ja hoffentlich einmal eine glückliche deutsche Stunde für die Welt kommen und auch ein gottgeborener Held, (…) der mit scharfem Eisen und mit dem schweren Stock, Scepter genannt, [das Reich] zu einem großen würdigen Ganzen zusammenschlagen kann.“
Was die eingeforderte „freie Meinungsbildung“ betrifft, haben wir Ahnungen, die ebenfalls durch das Positionspapier bestätigt werden: „Strafgesetzlich fixierte ‚Meinungdelikte‘ und so genannte ‚political corrrectness‘ bedrohen Freiheit und soziale Existenz Andersdenkender.“
Wie die BG operiert, um ihre Ziele zu erreichen, wird aus einem älteren Dokument sichtbar. Es handelt sich dabei um eine E‑Mail, die ein BG-Mann 2011 an einen Burschenschafter der „Brixia“ in Innsbruck weitergeleitet hat:
Diskutiert die Punkte ruhig mal bei Euch auf dem Haus (ggf. zusammen mit dem Lokalpatrioten Suevia), aber schaut, dass die Gedanken nicht zu unseren Liberalinskis im Verband kommen, (…) wenn offenbar „divide et impere” nicht funktioniert, wie es die BG an diesem BT probiert hat (übrigens unter Verzicht aller persönlichen Angriffe auf Wettbewerbskandidaten), sollten wir uns nun unter der Strategie (… übernehmen wir halt den Laden …) auf den kommen BT vorbereiten. (…) Lass uns mal ein bischen die Köpfe zusammenstecken, vielleich zusammen mit den Teutonen, und nachdenken.
Die in der Mail angesprochenen „Teutonen“ der „Teutonia Wien“ haben mittlerweile den Vorsitz in der Deutschen Burschenschaft, der Plan zur Übernahme des Ladens ist also durchaus schon aufgegangen, abgesehen davon, dass die „Gedanken“ nicht nur zu den ‚Liberalinskis‘, sondern sogar zu uns durchgedrungen sind.
Das Treffen der BG an diesem Wochenende in München kann daher durchaus in dem Sinne interpretiert werden, wie es ein Kenner der Szene gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ formuliert hat: „Da gehe es darum, eine Art braunen Elite-Orden für ganz rechte Burschenschafter zu formen.“ Die Verbandstagung der DB in Innsbruck Ende November könnte der nächste Schritt dazu sein.
Eine Demonstration gegen das Treffen der DB in Innsbruck ist für Samstag, 30. November um 13 h am Landhausplatz angekündigt.