1998 wurde Erich Priebke nach zunächst blamablen Ermittlungen und Urteilen der italienischen Justiz zu lebenslanger Haft verurteilt. Priebke war 1944 führend an einem Erschießungskommando in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom beteiligt gewesen, bei dem Hunderte Zivilisten in einer Racheaktion der SS ermordet wurden. 1995 wurde Priebke, der nach 1945 über die „Rattenlinie“ nach Argentinien geflüchtet war, an die italienische Justiz ausgeliefert. Seither galt Priebke, der noch kurz vor seinem Tod in einem Interview seine Nazi-Gesinnung bekräftigt hat, als Idol der alten und jungen Nazis bzw. als „Märtyrer“ der NS-Bewegung.
Der Altnazi, der seine Haftstrafe in einem komfortablen Hausarrest absolvieren durfte, meldete sich auch immer wieder in rechtsextremen bzw. neonazistischen Blättern zu Wort. 2007 verlieh die rechtsextreme Gesellschaft für freie Publizistik (GfP), deren Vorsitzender seit 2010 Martin Pfeiffer ist, Erich Priebke die „Ulrich von Hutten-Medaille“, die an Personen vergeben wird, die sich „besonders stark für die Freiheit der Meinungsäußerung und die historische Wahrheit in der Zeitgeschichte eingesetzt“ haben. 2010 war Priebke als Präsidentschaftskandidat der NPD in der BRD im Gespräch.
In Österreich engagierte sich so ziemlich die gesamte rechtsextreme Szene für Erich Priebke: vom verblichenen „Heimatschutzforum“ über die Alpen-Donau-Nazis bis hin zur Aktionsgemeinschaft für demokratische Politik (AfP), die in ihren „Kommentaren zum Zeitgeschehen“ eifrig dem „letzten deutschen Kriegsgefangenen“ huldigten. Auch die „Aula“, das Organ der Burschenschafter bzw. der freiheitlichen Akademikerverbände, widmete dem Nazi Priebke einen Beitrag „Erich Priebke – ein deutsches Schicksal“, der von den deutschen Neonazis „auf anwaltliches Anraten ‚brd-kompatibel‘ gekürzt“ wurde.
AfP und Priebke
2011 sollte in Ostsachsen ein konspirativ organisiertes Solidaritätskonzert für Erich Priebke mit Neonazi-Bands stattfinden, das auf Facebook beworben wurde. Mit dabei war zunächst auch der RFJ-Funktionär und FPÖ-Gemeinderat Stefan Kohlbauer, der seine Zusage nach Veröffentlichung durch RFJ-Watch und Stoppt die Rechten zwar wieder zurückzog, aber in der Facebook-Gruppe „Freiheit für Erich Priebke“ blieb, wo er auf ein sehr illustres Publikum traf. In der Gruppe versammelten sich damals noch andere ÖsterreicherInnen wie etwa Ludwig Reinthaler, Sebastian Farnik, die FPÖ-Gemeinderätin Barbara Gunacker und einer der Chefs von „Objekt 21“, Manuel Spindler.