Bei der Wahlkonfrontation des ORF zwischen Eva Glawischnig und Heinz-Christian Strache am 29.8. stellte die ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher dem FPÖ- Parteichef eine interessante Frage:
Sie haben ja immer wieder dieses Problem mit diesen rechtsradikalen Parolen auf Ihren Homepages. Ich wollte Sie fragen, ob Sie sich jetzt und hier, live im Fernsehen, ob Sie jetzt einmal sagen wollen: Liebe Leute, oder Ihr Leute, wahrscheinlich lieb sind die nicht, ich will mit Euch nichts zu tun haben, postet mir nicht mehr, wählt mich nicht mehr, ich will von Euch nichts mehr wissen! Wollen Sie das jetzt hier diese Live-Sendung nützen um das zu sagen?
Strache hätte natürlich darauf antworten können, dass es das Problem nicht nur auf den Websites gibt, sondern auch in der Partei selbst. Er entschied sich aber für eine klassisch FPÖ-Antwort. Auf eine unverbindliche allgemeine Distanzierung von Gewalt folgte der Angriff: Es handle sich um „Dirty Campaigning“, anonyme Fake-Profile aus Amerika und unwahre Unterstellungen, die Thurnher unterstütze:
Frau Thurnher, jedes schäbige Posting, das zu Gewalt aufruft, hetzerisch ist, ja, und Leute diskriminiert, lehne ich grundsätzlich ab. Aber gerade in einem Wahlkampf, wo wir leider mit Dirty Campaigning konfrontiert sind und Fake-Profile anonymer Art in Amerika angemeldet werden und dann eben mit unwahren Unterstellungen operiert wird, Frau Thurnher, Sie natürlich auch mit unterstützen hier, keine Frage.
Als Thurnher weiter auf Distanzierung drängt, schwurbelt Strache weiter:
… wo dann Postings, Postings der FPÖ in die Schuhe geschoben werden, die nicht real sind, dann ist ja genau das Dirty Campaigning und dann würde ich mir wünschen, wenn endlich der Herr Öllinger und auch der Herr Sailer die User anzeigt, weil sonst tun es wir, weil ich sage: Diese User müssen ausgeforscht werden und auch strafrechtlich sollte man entsprechend die verurteilen für ihr Handeln.
Eine Distanzierung sieht anders aus. Die Hetzer, die in FPÖ-nahen Facebook-Gruppen unterwegs sind, wurden in anderen Beiträgen präsentiert. Was uns hier interessiert, sind Neonazis und ihre Beziehung zur FPÖ. Hans Henning Scharsach hat ein Buch mit Belegen für den „braunen Sumpf“ veröffentlicht. Wir beschränken uns hier auf die Neonazi-Truppe „Objekt 21“.
Im Unterschied etwa zu den Alpen-Donau-Neonazis, die sich klar an der hitleristischen Variante des Nationalsozialismus orientierten, gab es bei „Objekt 21“ „nur” NS-Versatzstücke. Um im Bild der 1930er-Jahre zu bleiben: eine kriminelle Sauf- und Pöbeltruppe wie die SA.
Suben Knakis Favorit: HC Strache
Im Unterschied zu den Altnazis waren (bzw. sind) die Neonazis vom „Objekt 21“ aber auch auf Facebook unterwegs. Teilweise ohne jeden Genierer. Der heimliche Chef von „Objekt 21“, Jürgen W., verwendete zwar gerne Fake-Profile (Otto Ernst Remer bzw. später Suben Knaki), war aber unschwer an seinen Tattoos zu erkennen. Unter seinen „Gefällt mir“-Angaben finden sich neben eindeutig neonazistischen Einträgen auch „HC Strache“ und „FPÖ, was ist bitte sonst für intelligente Menschen wählbar?“.
Nun könnte man natürlich argumentieren, was können die FPÖ bzw. Strache dafür, dass sie auch Neonazis „gefallen“? Aber die Frage von Ingrid Thurnher zielte ja genau darauf ab, dass Strache die Gelegenheit nutzen sollte, um sich eindeutig von unerbetenen Unterstützern zu distanzieren. Außerdem: Die Beziehungen zwischen den „Objekt 21“-Neonazis und der FPÖ sind vielschichtiger.