Objekt 21: Eine höchst kriminelle Nazi-Bande

Die Erken­nt­nisse aus den Ermit­tlun­gen um die Neon­azi-Bande „Objekt 21“ sick­ern langsam in die öster­re­ichis­che Öffentlichkeit ein. Die Ermit­tlungsergeb­nisse zeigen ein höchst krim­inelles Net­zw­erk, bei dem es um Raub, Ein­bruchs­dieb­stäh­le, Erpres­sung, Brand­s­tiftun­gen, schwere Kör­per­ver­let­zung, Waf­fen- und Dro­gen­han­del, ille­gale Pros­ti­tu­tion usw. geht – kurz: eine krim­inelle Vere­ini­gung. Was aber ist mit der nation­al­sozial­is­tis­chen Wieder­betä­ti­gung der Bande? Und was ist mit dem Geld?

Im März 2010 wurde der Freizeit- und Kul­turvere­in Objekt 21 in Des­sel­brunn behördlich angemeldet, im Früh­jahr 2011 wurde die von der Bezirk­shaupt­mannschaft beantragte Auflö­sung wegen nation­al­sozial­is­tis­ch­er Wieder­betä­ti­gung von der Sicher­heits­di­rek­tion OÖ bestätigt. Soweit aus den Ermit­tlun­gen bekan­nt ist, wird ein Teil der Vere­insver­ant­wortlichen auch verdächtigt, maßge­blich bei den diversen Ver­brechen mit­gewirkt zu haben.


Vere­in­sreg­is­ter­auszug „Objekt 21”
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„Min­destens 200 Mit­glieder“ — so die Polizei ! — umfasste der Vere­in, „die alle­samt der oberöster­re­ichis­chen recht­sradikalen Szene zuzuord­nen waren“. Bis­lang wur­den von der Polizei 80 Verdächtige ein­ver­nom­men, 24 wur­den (vorüberge­hend) festgenom­men, zehn sitzen derzeit in Untersuchungshaft.

Ein­er, der nicht im Vere­insvor­stand tätig war, aber als der Drahtzieher der Neon­azis gilt, sollte eigentlich auch sitzen: Jür­gen W., der schon vor sein­er Phase bei Objekt 21 als Grün­der des Kampfver­ban­des Ober­donau wegen NS-Wieder­betä­ti­gung zu 28 Monat­en unbe­d­ingter Haft verurteilt wor­den war.


Die nicht mehr aktive Neon­azi-Web­site „Alter­me­dia Öster­re­ich” über JürgenW.
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Der Prozess fand in erster Instanz vor dem Lan­des­gericht Wels im Juni 2009 statt. Jür­gen W. , schon zweimal wegen Wieder­betä­ti­gung vorbe­straft, war zusam­men mit drei weit­eren Neon­azis angeklagt . In der Berufsver­hand­lung, die ein Jahr später vor dem Ober­lan­des­gericht Linz stat­tfand, wurde sein Strafaus­maß deut­lich erhöht – bei den anderen Angeklagten verringert.

W. war von Beginn an auch bei Objekt 21 der Rädels­führer. Ver­mut­lich im Herb­st 2010 dürfte er seine Haft­strafe in Suben ange­treten haben.

Jür­gen W. soll jeden­falls aus der Zelle her­aus via Handy Kon­takt mit seinen braunen Kam­er­aden unter­hal­ten haben. Auf Face­book ist er seit Sep­tem­ber 2011 unter dem Nick­name „Suben Kna­ki“ vertreten – mit ein­schlägi­gen Post­ings und seit eini­gen Monat­en mit einem But­ton in seinem Pro­fil­bild, in dem er „Frei­heit für Wolle“ fordert. „Wolle“ ist der Spitz­name für den in der BRD inhaftierten Neon­azi Ralf Wohlleben, der der Mit­täter­schaft beim NSU verdächtigt wird.


Face­book-Pro­fil von „Suben Kna­ki”, im Pro­fil­bild ist „Frei­heit für Wolle” zu lesen
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Die Krim­i­nalpolizei geht derzeit davon aus, dass die krim­inellen Aktio­nen der Objekt 21- Neon­azis kein poli­tis­ches Motiv hat­ten. Was aber, wenn doch?

Mit den Erträ­gen aus den krim­inellen Aktio­nen der Neon­azis (Waffen‑,Drogenhandel, ille­gale Pros­ti­tu­tion, min­destens 23 Ein­bruchs­dieb­stäh­le) dürfte jeden­falls mehr finanzier­bar gewe­sen sein als der Leben­sun­ter­halt der Beteiligten.

Dazu kommt noch: schon zu Zeit­en, als Objekt 21 in voller Blüte stand, gab es das Gerücht, dass der Vere­in „zahlungskräftige Unter­stützer“ aus dem Aus­land habe. Auch aus Kreisen der Ermit­tler wurde das kolportiert.

Seit Früh­jahr 2011 ist der Vere­in behördlich wegen NS-Wieder­betä­ti­gung aufgelöst. Eigentlich wäre damit auch klargestellt, dass die Vere­insver­ant­wortlichen wegen NS- Wieder­betä­ti­gung vor Gericht ste­hen müssen. Zwei Jahre später gibt es noch immer keine Anklage wegen NS- Wiederbetätigung!