Im März 2010 wurde der Freizeit- und Kulturverein Objekt 21 in Desselbrunn behördlich angemeldet, im Frühjahr 2011 wurde die von der Bezirkshauptmannschaft beantragte Auflösung wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung von der Sicherheitsdirektion OÖ bestätigt. Soweit aus den Ermittlungen bekannt ist, wird ein Teil der Vereinsverantwortlichen auch verdächtigt, maßgeblich bei den diversen Verbrechen mitgewirkt zu haben.
„Mindestens 200 Mitglieder“, so die Polizei, umfasste der Verein, „die allesamt der oberösterreichischen rechtsradikalen Szene zuzuordnen waren“. Bislang wurden von der Polizei 80 Verdächtige einvernommen, 24 wurden (vorübergehend) festgenommen, zehn sitzen derzeit in Untersuchungshaft.
Einer, der nicht im Vereinsvorstand tätig war, aber als der Drahtzieher der Neonazis gilt, sollte eigentlich auch sitzen: Jürgen W., der schon vor seiner Phase bei Objekt 21 als Gründer des Kampfverbandes Oberdonau wegen NS-Wiederbetätigung zu 28 Monaten unbedingter Haft verurteilt worden war.
Die nicht mehr aktive Neonazi-Website „Altermedia Österreich” über Jürgen W.
Der Prozess fand in erster Instanz vor dem Landesgericht Wels im Juni 2009 statt. Jürgen W. , schon zweimal wegen Wiederbetätigung vorbestraft, war zusammen mit drei weiteren Neonazis angeklagt . In der Berufsverhandlung, die ein Jahr später vor dem Oberlandesgericht Linz stattfand, wurde sein Strafausmaß deutlich erhöht, bei den anderen Angeklagten aber verringert. W. war von Beginn an auch bei Objekt 21 der Rädelsführer. Vermutlich im Herbst 2010 dürfte er seine Haftstrafe in Suben angetreten haben.
Jürgen W. soll jedenfalls aus der Zelle heraus via Handy Kontakt mit seinen braunen Kameraden unterhalten haben. Auf Facebook ist er seit September 2011 unter dem Nickname „Suben Knaki“ vertreten – mit einschlägigen Postings und seit einigen Monaten mit einem Button in seinem Profilbild, in dem er „Freiheit für Wolle“ fordert. „Wolle“ ist der Spitzname für den in der BRD inhaftierten Neonazi Ralf Wohlleben, der der Mittäterschaft beim NSU verdächtigt wird.
Die Kriminalpolizei geht derzeit davon aus, dass die kriminellen Aktionen der Objekt 21-Neonazis kein politisches Motiv hatten. Was aber, wenn doch? Mit den Erträgen aus den kriminellen Aktionen der Neonazis (Waffen‑,Drogenhandel, illegale Prostitution, mindestens 23 Einbruchsdiebstähle) dürfte jedenfalls mehr finanzierbar gewesen sein als der Lebensunterhalt der Beteiligten. Dazu kommt noch: Schon zu Zeiten, als Objekt 21 in voller Blüte stand, gab es das Gerücht, dass der Verein „zahlungskräftige Unterstützer“ aus dem Ausland habe. Auch aus Kreisen der Ermittler wurde das kolportiert.
Seit Frühjahr 2011 ist der Verein behördlich wegen NS-Wiederbetätigung aufgelöst. Eigentlich wäre damit auch klargestellt, dass die Vereinsverantwortlichen wegen NS-Wiederbetätigung vor Gericht stehen müssen. Zwei Jahre später gibt es aber noch immer keine Anklage.