Für die Burschenschaft Silesia, die zum „Red Room Clubbing“ am 12. März 2010 in die „Pour Platin Lounge“ eingeladen hatte, war es jedenfalls ein folgenschweres Ereignis. Die Burschenschaft, die bis zu diesem Zeitpunkt noch BZÖ- und FPÖ-Anhänger hatte, hat sich durch den Festakt im Rotlicht-Milieu auf offener Bühne selbst zerlegt und seitdem von den schweren Schlägen nicht wirklich erholt.
Hubert K., der Mitarbeiter von Martin Graf, wurde damals von einem Türsteher, Peter A., im „Kurier“ der „Mann fürs Grobe“ genannt, fürchterlich zusammengeschlagen. „unzensuriert“, die Internetpostille, die von anderen Mitarbeitern Martin Grafs gestaltet wird, hat in der Folge über die schweren Verletzungen berichtet und von einem „schweren Verbrechen“ gesprochen (wir verlinken hier ausnahmsweise zu dem Bericht von „unzensuriert“). Nach dem gestrigen Prozesstag ist alles anders: Die zu dem Vorfall befragten Zeugen können sich an nichts erinnern. Hubert K., das Opfer der Schlägerei, schüttelt dem Angreifer vor der Verhandlung die Hand mit der Bemerkung, alles sei „erledigt“ (Kurier, 18.6.2013). Schweres Verbrechen und dann Handshake zwischen Kumpels?
Erledigt ist vermutlich auch ein anderer Vorfall: Elisabeth K., die Ehefrau des Opfers und Sekretärin Straches, ist einige Stunden nach der Schlägerei in das Büro von Steiner zurückgekehrt – in ein von der Polizei verwanztes Büro, begleitet von einer anderen Szenegröße: Gottfried Küssel. Dort soll Elisabeth K. ordentlich losgelegt haben. Der „Kurier“ dazu: „Obwohl ein Abhörprotokoll existiert, bestritt sie dies.“
Uns interessiert dabei auch weniger die Qualität ihrer Beschimpfungen, sondern ihr Begleiter. Denn, unabhängig davon, ob Gottfried Küssel auch im Büro dabei war oder davor gewartet hat, ist doch wesentlich: Gottfried Küssel wurde von Elisabeth K. zu ihrer persönlichen Verstärkung angerufen, und der ist tatsächlich auch spätnachts aufmarschiert.
Vermutlich war das Fest der Burschenschaft „Silesia“ zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Gange, denn sonst hätte Gottfried Küssel dort einen anderen Neonazi-Kameraden getroffen und für eine Auseinandersetzung mobilisieren können. Einen mit Schläger-Erfahrung! Richard P., der Ende Jänner 2010 in einem Grazer Lokal mit einer Truppe von Neonazis ein Geburtstagsfest mit Nazi-Parolen gestört und an der schweren Körperverletzung des Geburtstagskinds beteiligt war (und wegen NS-Wiederbetätigung und schwerer Körperverletzung zu zwei Haftstrafen – noch nicht rechtskräftig – verurteilt worden war), war nämlich auch im März 2010 beim Burschen-Fest im Wiener Rotlicht dabei.
Und wie’s der Zufall will, war sein Erinnerungsvermögen beim Prozess am Montag stark getrübt. Richard P. wurde nämlich als Zeuge einvernommen und konnte sich an gar nichts mehr erinnern, weil er sich angeblich einen „Diskontrausch“ (Standard) besorgt hatte. Ergebnis: Niemand hat wirklich etwas gesehen! Vermutlich war das ganze rauschende „Red Room Clubbing“ eine Illusion, die schwere Körperveerletzung detto und der Auftritt der beiden Neonazis in unterschiedlichen Rollen eine bösartige Manipulation der Linken und Grünen!