Rotlicht mit starken Brauntönen

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Es gibt noch immer erheb­li­che Unschär­fen, was sich da im März 2010 beim Aus­flug der Bur­schen­schaft Sile­sia ins Rot­licht-Milieu tat­säch­lich abge­spielt hat. Im Pro­zess gegen den „Gür­tel­boss“ Richard Stei­ner, der wegen Schutz­geld­erpres­sun­gen ange­klagt ist, wur­de das Kapi­tel jeden­falls am Mon­tag, 17.6., am Ran­de gestreift – mit durch­aus inter­es­san­ten neu­en Erkenntnissen.

Für die Bur­schen­schaft Sile­sia, die zum „Red Room Club­bing“ am 12. März 2010 in die „Pour Pla­tin Lounge“ ein­ge­la­den hat­te, war es jeden­falls ein fol­gen­schwe­res Ereig­nis. Die Bur­schen­schaft, die bis zu die­sem Zeit­punkt noch BZÖ- und FPÖ-Anhän­ger hat­te, hat sich durch den Fest­akt im Rot­licht-Milieu auf offe­ner Büh­ne selbst zer­legt und seit­dem von den schwe­ren Schlä­gen nicht wirk­lich erholt.

Hubert K., der Mit­ar­bei­ter von Mar­tin Graf, wur­de damals von einem Tür­ste­her , Peter A., im „Kurier“ der „Mann fürs Gro­be“ genannt, fürch­ter­lich zusam­men­ge­schla­gen. „Unzen­su­riert“, die Inter­net­pos­til­le, die von ande­ren Mit­ar­bei­tern Mar­tin Grafs gestal­tet wird, hat in der Fol­ge über die schwe­ren Ver­let­zun­gen berich­tet und von einem „schwe­ren Ver­bre­chen“ gespro­chen (wir ver­lin­ken hier aus­nahms­wei­se zu dem Bericht von „unzen­su­riert“). Nach dem gest­ri­gen Pro­zess­tag ist alles anders: die zu dem Vor­fall befrag­ten Zeu­gen kön­nen sich an nichts erin­nern. Hubert K., das Opfer der Schlä­ge­rei, schüt­telt dem Angrei­fer vor der Ver­hand­lung die Hand mit der Bemer­kung, alles sei „erle­digt“ (Kurier, 18. Juni 2013). Hal­lo? Schwe­res Ver­bre­chen und dann Hand­shake zwi­schen Kumpels?


Ein­la­dung zum „Red Room Club­bing” in der „Pour Pla­tin Lounge”
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Erle­digt ist ver­mut­lich auch ein ande­rer Vor­fall: Eli­sa­beth K., die Ehe­frau des Opfers und Sekre­tä­rin Stra­ches, ist eini­ge Stun­den nach der Schlä­ge­rei in das Büro von Stei­ner zurück­ge­kehrt — in ein von der Poli­zei ver­wanz­tes Büro, beglei­tet von einer ande­ren Sze­ne­grö­ße: Gott­fried Küs­sel. Dort soll Eli­sa­beth K. ordent­lich los­ge­legt haben. Der „Kurier“ dazu: „Obwohl ein Abhör­pro­to­koll exis­tiert, bestritt sie dies“.

Uns inter­es­siert dabei auch weni­ger die Qua­li­tät ihrer Beschimp­fun­gen, son­dern ihr Beglei­ter. Denn — unab­hän­gig davon, ob Gott­fried Küs­sel auch im Büro dabei war oder davor gewar­tet hat — wesent­lich ist doch: Gott­fried Küs­sel wur­de von Eli­sa­beth K. zu ihrer per­sön­li­chen Ver­stär­kung ange­ru­fen und ist tat­säch­lich auch spät­nachts aufmarschiert.

Ver­mut­lich war das Fest der Bur­schen­schaft „Sile­sia“ zu die­sem Zeit­punkt nicht mehr im Gan­ge, denn sonst hät­te Gott­fried Küs­sel dort einen ande­ren Neo­na­zi-Kame­ra­den getrof­fen und für eine Aus­ein­an­der­set­zung mobi­li­sie­ren kön­nen. Einen mit Schlä­ger-Erfah­rung! Richard P., der Ende Jän­ner 2010 in einem Gra­zer Lokal mit einer Trup­pe von Neo­na­zis ein Geburts­tags­fest mit Nazi ‑Paro­len gestört und an der schwe­ren Kör­per­ver­let­zung des Geburts­tags­kinds betei­ligt war (und wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung und schwe­rer Kör­per­ver­let­zung zu zwei Haft­stra­fen — noch nicht rechts­kräf­tig — ver­ur­teilt wor­den war), war näm­lich auch im März 2010 beim Bur­schi-Fest im Wie­ner Rot­licht dabei.

Und wie’s der Zufall will, sein Erin­ne­rungs­ver­mö­gen war beim Pro­zess am Mon­tag stark getrübt. Richard P. wur­de näm­lich als Zeu­ge ein­ver­nom­men und konn­te sich an gar nichts mehr erin­nern, weil er sich angeb­lich einen „Dis­kon­t­rausch“ (Stan­dard) besorgt hat­te. Ergeb­nis: nie­mand hat wirk­lich etwas gese­hen! Ver­mut­lich war das gan­ze rau­schen­de „Red Room Club­bing“ eine Illu­si­on, die schwe­re Kör­per­ve­er­let­zung det­to und der Auf­tritt der bei­den Neo­na­zis in unter­schied­li­chen Rol­len eine bös­ar­ti­ge Mani­pu­la­ti­on der Lin­ken und Grünen!